Pubertaet - wenn Erziehen nicht mehr geht
jetzt fehlt oder was ich jetzt untersuche, ist: Hast du eine Alternative für deinen Papa? Was könnte er stattdessen machen, wenn du daran denkst, was er eigentlich will?
TOCHTER (14): Das habe ich nicht verstanden.
JUUL: Er kommt zu dir in einer bestimmten Art und Weise, und entweder kommst du dann mit den Kanonen oder du sagst: Es macht mir nichts, was er sagt, oder ich verliere meine Lust überhaupt zu meinem Pferd zu gehen.
TOCHTER (14): Das mit der Kanone ist ja erst, wenn er dann rumnervt.
JUUL: Ja, ja, ja, aber es ist ja deine Kanone, die sitzt in deinem Mund! Hast du einen Vorschlag? Du musst keinen haben, aber ich glaube immer, Eltern fragen oft Leute wie mich und könnten genauso gut ihre Kinder fragen. Deswegen bin ich ein bisschen neugierig, ob du einen Vorschlag hast.
TOCHTER (14): Ja, wenn ich was mache, soll er nicht gleich nach fünf Minuten sagen: »Geh wieder weg, hör auf«, also Computer, Fernsehen, Telefonieren oder so. Das ist nur das mit den Medien und dann draußen mit den Pferden, das sind die Probleme. Wenn ich rausgehe, dass er dann nicht sagt: »Miste den Stall aus«, sondern dass er mich mich um mein Pferd kümmern lässt. Er ist sicher froh, wenn ich mich um mein Pferd kümmere, aber dann soll er nicht sagen, dass ich den Stall ausmisten soll, sondern mich dann halt nur ums Pferd kümmern soll.
JUUL (ZUM VATER): Macht das Sinn für dich?
VATER: Es macht einen gewissen Sinn für mich, und ich habe auch schon einen Weg gefunden, das kannst du auch bestimmt bestätigen (zur Stieftochter) , denn ich habe mich immer furchtbar aufgeregt über diese Dinge, wenn das nicht läuft oder nicht so ist. Und ich nehme es jetzt einfach ein bisschen lockerer in letzter Zeit (diese Regeln, die ich in mir hab’, ein bisschen dehnen), und damit fahren wir jetzt eigentlich ganz gut, es geht besser.
JUUL: Jetzt ist nur eine Frage übrig. Das ist interessant: Wenn die Tochter so ekelhaft wird und die Tochter sagt: Ich hab das wahrscheinlich von meinem Vater, und zwei Minuten später beschreibt sie ihre Mama als ekelhaft, dann weiß ich nicht: Kommt das von Mama oder vom Papa?
TOCHTER (14): Das ekelhaft kommt nicht vom Papa, das Ekelhafte kommt von der Mama, aber das andere, dass ich mit dem Papa öfters aneinandergerate, weil wir einfach so verschieden sind, kommt ….
JUUL: Jetzt redest du vom leiblichen Papa.
TOCHTER (14): Ja.
JUUL: Das war ein bisschen durcheinander. (Zum Vater) Was kannst du machen? Es gibt mehrere Möglichkeiten. Ein Mann mit vier Frauen oder sogar fünf Frauen, das ist sowieso nicht einfach.
VATER: Es geht mir ganz gut, nur manchmal ist Stress. Aber ich kann mich überwiegend nicht beschweren. Es sind alle ganz tolle Mädels.
JUUL: Ja, aber tolle Mädels sind ja auch nicht einfach.
VATER: Das ist das andere. Die sind nicht einfach. Da braucht man schon ein gewisses Nervenkostüm.
JUUL: Meiner Erfahrung nach muss man sich schützen.
VATER: Da muss ich noch ein bisschen arbeiten an mir.
JUUL: Den einzigen Weg, den ich kenne, und das heißt nicht nur den 13-, 15- und Fünfjährigen gegenüber, sondern auch den 35-, 40-Jährigen gegenüber: Wenn du merkst, das tut mir zu weh, dann geh’ weg. Denn die Alternativen wären, stehen bleiben wie ein Idiot und die alle schießen lassen, oder man kann seine eigene Kanone mitbringen, und das führt ja in diesem Fall zu nichts.
VATER: Das wird zu laut, das bringt nichts.
JUUL: Weggehen, das ist mein Vorschlag. Es gibt ein altes Sprichwort: »Man muss das Eisen schmieden, wenn es heiß ist« - das geht hier nicht. Hier muss man warten, bis es kalt ist. Wenn es wirklich heiß ist, dann geh weg. Sonst brennst du dich, und deine Tochter fühlt sich nachher schuldig. So kannst du eigentlich alle beide schützen, und das hat nichts mit Schwäche zu tun. Das bedeutet nicht: Ich kann nicht kämpfen, oder ich kann meine Grenzen nicht setzen oder so. Aber ich weiß einfach nicht, was tun, und als der Mann mit Überblick sozusagen gehe ich jetzt weg. Das ist ein Vorschlag. Wie ist das für dich, wenn du darüber nachdenkst? Wäre das möglich?
VATER: Den Vorschlag habe ich schon mal wo gehört oder mir
irgendwo rausgezogen, und ich glaube, es ist für mich persönlich in so harten Zeiten die bessere Lösung, sich einfach zu distanzieren. Dass man sich einfach entfernt, dass es nicht eskaliert. Dann kann ich wieder frisch rangehen. Das ist für mich persönlich der bessere Weg. Aber das habe ich schon herausgefunden.
JUUL (ZUR TOCHTER):
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