Pubertaet - wenn Erziehen nicht mehr geht
suchst du irgendeine Lösung?
MUTTER: Ich such auf jeden Fall eine momentane Lösung, denn das wäre ja schade, wenn ich sag: »Zehn Jahre durchhalten und dann ist es vorbei.« Nein, so möchte ich das gar nicht sehen. Ich möchte wirklich aus dem, wie es ist, das Beste schaffen, ja. Ich denke uns beiden, das ist uns beiden sehr wichtig.
JUUL (ZUM VATER): Hast du einen Vorschlag? Jetzt tun wir so, als ob sie nicht hier wäre. Hast du Ideen, was deine Frau machen kann oder was jemand für deine Frau machen könnte, dass es besser wird?
VATER: Sie kann nur für sich selbst eine gewisse Art von Lockerheit herstellen, dass sie in sich selber nicht so gepresst ist, dass sie nicht so viel Ängste hat, was Schule betrifft, wie die Kinder dann groß werden, dass sie halt da ein bisschen, wie soll ich sagen, ruhiger wird. Weil ich glaube, dass die Kinder jetzt nicht alle so beschädigt sind, dass sie nicht ihren Weg finden werden. Da bin ich mir schon ganz sicher, dass die alle ihren Weg machen werden. Auch bei der Ältesten bin ich mir ganz sicher, die schafft das schon. Und da kann ich nur sagen, dass sie (die Mutter) vielleicht selbst ein bisschen was für sich tut. Das macht sie auch schon, dass sie nicht so gepresst und ängstlich immer ist, weil sie das ja auch in vielem hemmt.
JUUL: Das war: »Was kann sie für sich selber tun.« Kannst du dir noch etwas anderes vorstellen?
VATER: Also, ich kann von meiner Seite aus halt nur schauen, dass ich helfe, das in gewissen Dingen nicht so schwer zu sehen, oder sie mehr unterstütze mit dem, was ich halt tun kann. Aber ich bin nicht so ängstlich wie sie. Unser Ziel ist ja gemeinsam, wir wollen das ja gemeinsam gut schaffen, dass die Kinder anständig durchkommen, durch alles, und keinen großen Schaden nehmen. Von dem her muss sie selber sagen, was ihr gut tun würde oder wo sie nicht so viele Ängste hat gegenüber den Jugendlichen oder was da noch alles kommt. Denn wir stehen ja noch am Anfang, relativ am Anfang. Wir haben vier. Die Älteste ist jetzt 14, die Zweite fängt auch schon an mit zehn jetzt langsam, und da wird ja noch viel mehr kommen, denke ich mal.
JUUL (ZUR MUTTER): Hast du eine Vorstellung? Was kannst du, was könntest du theoretisch für dich machen, damit es dir besser geht?
MUTTER: Ich habe vor zwei Monaten angefangen, ein neues Instrument zu spielen, und da merke ich, das ist ein Ausklinken, was ich manchmal tue, und das tut mir gut. Einen Kindheitswunsch habe ich mir erfüllt mit meiner neuen Gitarre, und das hat schon in diesen zwei Monaten ein bisschen neuen Wind bei uns reingebracht. Ich kann dann auch mal eine Viertelstunde auf dem Sofa sitzen und üben. Sonst sehe ich wenig Möglichkeit, weil eben die Kleinen mich noch so stark brauchen. Das ist halt so.
JUUL: Die Kleinen, wie alt sind die?
MUTTER: Die Jüngste ist erst eineinhalb.
JUUL: Ok, dann kannst du die langsam auch ein bisschen loslassen. In einem halben Jahr will sie alles selber machen, dann ist das auch ein Problem. - Ich glaube, wenn wir mit den Leuten um dich rum, deinen Kindern, deinem Mann usw., reden würden und sie fragen: »Was ist eigentlich das Beste an ihr, was ist
das für eine Qualität, in der eure Mutter, deine Frau so gut ist?«, dann glaube ich, die würden sagen: »Ihre Freude.« Glaubst du das auch?
MUTTER: Meinst du, dass ich Freude habe?
JUUL: Ja, es gibt viel Freude hier.
MUTTER: Ja, ich freue mich sehr an meinen Kindern und vielen anderen Dingen.
JUUL: Ja, das glaube ich. Was ich gerne möchte, ist, dass du dich über dein eigenes Leben mehr freust. Denn jetzt merkst du es noch, dass du unzufrieden bist, aber das ist so wie ein langsamer Abschied. Die Freude geht langsam weg, und das braucht mehr als eine Viertelstunde pro Tag, um sie zu behalten. Jetzt stelle ich eine furchtbare Frage. Wenn du ganz ehrlich sein musst, erlebst du dich eigentlich als eine alleinerziehende Mutter mit guter Hilfe?
MUTTER: Das kann ich definitiv mit Ja beantworten.
JUUL: Ich will jetzt nicht über Ursachen sprechen, sondern darüber, was für Medikamente jetzt nötig sind. Ich glaube, dass dein Mann sehr viel macht, aber du bist mit der Verantwortlichkeit mit dem ganzen Zirkus alleine - oder siehst dich als alleine. Ich glaube auch, Verantwortlichkeit oder, wie dein Mann das nennt, Ängstlichkeit von dir wegzunehmen, das kann man nur nachts machen, wenn du schläfst! (Lachen) (Zum Vater) Ich glaube, was du sagst, ist richtig, aber irgendwie kommt es nicht an. Denn du
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