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Puck

Puck

Titel: Puck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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haben sämtliche Teppichfransen und sonstige Fransen und alle Tapeten abgefressen, so hoch sie sich recken können. Und sind nicht dran gestorben — ein weiteres Rätsel!«
    »Gebt mir mal ‘ne Zigarette, Kinder«, sagte Lydia. Und als sie den Rauch nervös durch die Nase stieß: »Louis und ich haben uns keine Kinder angeschafft, weil es uns zu unbequem war, und das ist nun die Rahe der Natur.«
    Wir standen unglücklich herum und fühlten uns wie bei einem Kondolenzbesuch. »Na, einen nehmen wir euch ja wenigstens ab«, sagte die Gefährtin. »Aber ist es nicht ein bißchen früh — fünf Wochen?«
    »Ach, nehmt ihn nur«, sagte Louis giftig, »warum sollt ihr euch nicht auch ein bißchen ärgern?«
    Inzwischen hatte es zweimal geplumpst. Zwei weitere Korbinsassen waren über den Rand gekollert und hatten sich verflüchtigt. Jetzt erschien einer von ihnen wieder aus dem Nebenzimmer und schlang sich mit schelmisch verdrehten Augen die Reste eines Damenstrumpfes um die Ohren.
    »Du — um Gottes willen!« sagte Frauchen.
    Lydia winkte müde ab: »Sie haben sie schon gestern erwischt, es waren die vorletzten, die letzten liegen auf dem Schrank. Wir stellen uns auf Stühle, wenn wir uns morgens anziehen.«
    Währenddessen hatte ich ein ulkiges Gefühl am Fuß. Arnold hatte mir einen Senkel aufgezogen und zerrte daran, als ob er es bezahlt kriegte. Ich nahm ihn unter den Arm, gab Lydia einen Kuß auf’ die Stirn, schlug Louis auf die Schulter und ging. Im Flur mußten wir über eine junge Dame hinwegsteigen, die gerade in hockender Stellung ein Würstchen produzierte. Draußen im Garten empfing uns Daisy, sie warf uns einen Ball vor die Füße.
    »Es war ein Fehler, ihn ihr zu schenken«, sagte Lydia, »seitdem sie ihn hat, kümmert sie sich nur noch ungern um die Kinder. Die hat sie großmütig uns überlassen.«
    Arnold auf meinem Arm strampelte wie ein Berserker und wollte zur Mama. Aus seiner kleinen Franse schoß ein Strahl in die Gegend, ich hielt ihn von mir ab, bis es ausgetröpfelt hatte.
    »Ach Gott, der arme Kleine«, sagte Frauchen, »dieser Abschiedsschmerz!«
    »Eine sonderbare Art zu weinen«, sagte ich. Daisy wurde derweilen von zweien ihrer Sprößlinge erwischt. Sie legte sich widerwillig auf die Seite, und die beiden malträtierten ihre Knöpfe brutal mit ihren spitzen Zähnen. Daisy warf uns einen Blick zu, als wollte sie sagen: Ist das nicht empörend?
    Dann schlug die Autotür hinter uns zu, wir brummten heimwärts. Frauchen hielt glücklich Arnold auf dem Schoß, er war merkwürdig ruhig. »Halte mal«, sagte sie nach einer Weile, »hier in der Seitentasche waren doch immer Lappen...« Ich griff nach hinten und gab ihr einen Lappen. Sie wickelte Arnolds Hinterteil darin ein, auf ihrem Kleid war ein großer feuchter Fleck.
    »Wie rührend«, sagte ich boshaft, »er weint schon wieder. Ist schon mehr ein Schluchzen!«
    »Du bist gemein! Aber du sollst sehen, wie schnell wir ihn sauber kriegen! Dort, in dieser Umgebung, ist das natürlich unmöglich. Wie kannst du von solch einem kleinen Kerl Erziehung verlangen!«
    »Arnold klingt blöd«, sagte ich, um abzulenken. »Wir werden ihn Cocktail nennen.«
    »Darauf wird er nicht hören.«
    »Er hört weder auf Arnold noch auf Cocktail, also macht es nichts.«
    »Gut, nennen wir ihn Cocktail.«

    Als der Wagen vor unserem Haus hielt, kam Puck herausgestürzt. Er kletterte sofort an Frauchen hoch, um das komische Etwas zu beschnuppern, das auf ihrem Schoß hockte. Sie wickelte Cocktail aus seiner Umhüllung, wobei ich mit einem Seitenblick feststellte, daß die Umhüllung völlig trocken war. Alles Nötige hatte er auf Frauchens Kleid erledigt. Jetzt setzte sie ihn aufs Pflaster, und er ging mit wackligen Hopsern auf Puck zu. Nun standen sie sich gegenüber auf dem Mosaik des Pflasters in der warmen Maisonne, der Vater und seine kleine Nachbildung, die ihn jetzt mit echtem Foxlmut angriff und versuchte, ihn an der Pfote zu zausen. Puck zeigte Sinn für Humor. Freundlich beroch er die unbeholfene Wurst, die jetzt ein Miniaturbellen ertönen ließ, ein blechernes Quaken. Jedesmal zog er seine Nase mit Geschick aus dem Bereich der bißwütigen Nadelzähne. Darm stellte er sich über den Kleinen und drehte ihn mit einer blitzschnellen Bewegung der Pfote auf den Rücken. Genau beschnupperte er den rosa Kinderbauch und alle Einzelheiten. Cocktail, der durch den Stoß der Vaterpfote irgend etwas von der grenzenlosen Überlegenheit des erwachsenen Hundes

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