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Pünktchen und Anton

Pünktchen und Anton

Titel: Pünktchen und Anton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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nicht kochen.
    Aber jemand muß doch kochen! Und wissen Sie, wer kocht? Anton kocht. Ich kann Ihnen sagen, Salzkartoffeln, Rührei und solche Sachen, einfach großartig!«
    »Das wußte ich nicht«, antwortete Herr Bremser.
    »Sie kann auch seit Wochen kein Geld verdienen.
    Aber jemand muß doch Geld verdienen. Und wissen Sie, wer das Geld verdient? Anton verdient das Geld.
    Das wußten Sie nicht, natürlich.« Pünktchen wurde ärgerlich. »Was wissen Sie denn eigentlich?«
    Die anderen Lehrer lachten. Herr Bremser wurde rot, über die ganze Glatze weg.
    »Und wie verdient er denn das Geld?« fragte er.
    »Das verrate ich nicht«, meinte Pünktchen. »Ich kann Ihnen nur so viel sagen, daß sich der arme Junge Tag und Nacht abrackert. Er hat seine Mutter gern, und da schuftet er und kocht und verdient Geld und bezahlt das Essen und bezahlt die Miete, und wenn er sich die Haare schneiden läßt, bezahlt er's ratenweise. Und es wundert mich überhaupt, daß er nicht während Ihres ganzen Unterrichts schläft.« Herr Bremser stand still. Die anderen Lehrer lauschten. Pünktchen war in voller Fahrt. »Und da setzen Sie sich hin und schreiben seiner Mutter einen Brief, daß er faul wäre, der Junge! Da hört sich doch verschiedenes auf.
    Die arme Frau wird gleich wieder krank vor Schreck, wenn Sie den Brief schicken. Vielleicht kriegt sie Ihretwegen noch ein paar Gewächse und muß wieder ins Krankenhaus! Dann wird der Junge aber auch krank, das verspreche ich Ihnen! Lange hält er dieses Leben nicht mehr aus.«
    Herr Bremser sagte: »Schimpf nur nicht so sehr.
    Warum hat er mir denn das nicht erzählt?«
    »Da haben Sie recht«, meinte Pünktchen. »Ich habe ihn ja auch gefragt, und wissen Sie, was er gesagt hat?«
    »Na?« fragte der Lehrer. Und seine Kollegen waren wieder von den Stühlen aufgestanden und bildeten um das kleine Mädchen einen Halbkreis.
    »Lieber beiß ich mir die Zunge ab, hat er gesagt«, berichtete Pünktchen. »Wahrscheinlich ist er sehr stolz.«
    Herr Bremser stieg von seinem Fensterbrett herunter.
    »Also gut«, sagte er, »ich werde den Brief nicht schreiben.«
    »Das ist recht«, sagte Pünktchen. »Sie sind ein sehr netter Mensch. Ich dachte mir's gleich, und vielen Dank.«
    Der Lehrer brachte sie zur Tür. »Ich danke dir auch, mein Kind.«
    »Und noch eins«, sagte Pünktchen. »Ehe ich's vergesse. Erzählen Sie dem Anton ja nicht, daß ich Sie besucht habe.«
    »Keine Silbe«, meinte Herr Bremser und streichelte ihr die Hand. Da klingelte es. Der Unterricht begann wieder. Pünktchen sauste die Treppe hinunter, stieg zu Herrn Hollack ins Auto und fuhr nach Hause. Während der ganzen Fahrt wippte sie auf dem Sitzpolster und sang vor sich hin.

    Die achte Nachdenkerei handelt: VON DER FREUNDSCHAFT

    Ob, ihr mir's nun glaubt oder nicht: ich beneide Pünktchen. Nicht oft hat man eine solche Gelegenheit, dem Freund nützlich zu sein. Und wie selten kann man seinen Freundschaftsdienst so heimlich tun! Herr Bremser wird keinen Brief an Antons Mutter schreiben. Er wird den Jungen nicht mehr herunterputzen. Anton wird erst staunen, dann wird er sich freuen, und Pünktchen wird sich die Hände reiben. Sie weiß ja, wie es dazu kam. Ohne sie wäre es schiefgegangen.
    Aber Anton erfährt es nicht. Pünktchen braucht keinen Dank. Die Tat selber ist der Lohn. Alles andere würde die Freude eher verkleinern als vergrößern.  Ich wünsche jedem von euch einen guten Freund.  Und ich wünsche jedem von euch die Gelegenheit zu Freundschaftsdiensten, die er jenem ohne sein Wissen erweist. Es macht glücklich, glücklich zu machen!

Neuntes Kapitel - FRAU GAST ERLEBT EINE ENTTÄUSCHUNG
    A l s Anton im Schulranzen den Wohnungsschlüssel suchte, um aufzuschließen, öffnete sich die Tür ganz von selber, und seine Mutter stand vor ihm. »Mahlzeit, mein Junge«, sagte sie und lächelte.
    »Mahlzeit«, antwortete er perplex. Dann riskierte er einen Freudensprung, umarmte sie und sagte: »Ich bin so froh, daß du wieder gesund bist.« Sie gingen ins Wohnzimmer, Anton setzte sich aufs Sofa und bestaunte jeden Schritt, den die Mutter machte. »Es strengt noch ein bißchen an«, erklärte sie und setzte sich müde neben ihn. »Wie war's in der Schule?«
    »Naumanns Richard hat in Erdkunde gesagt, in Indien wohnten die Indianer. Herrschaften, ist das ein blödes Kind. Und der Schmitz hat den Pramann gezwickt, und da ist der Pramann 'raus aus der Bank, und Herr Bremser hat gefragt, was es gibt. Und der Pramann hat

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