Puerta Oscura - 01 - Totenreise
Beatrice und Pascal neugierig betrachteten.
»Der Augenblick ist gekommen, Pascal«, stellte der Graf fest und wickelte die Objekte aus dem Samt. Zufrieden zeigte er den Schatz. Es waren genau die drei Dinge, die gebraucht wurden. Pascals Freunde hatten Wort gehalten.
»Du hältst das Armband des Scheintods in Händen«, erklärte der Graf, während er es Pascal überreichte. »Verwahre es gut, und wenn dein Herzschlag dich nicht verraten darf, dann trage es am linken Handgelenk, der Seite des Herzens, und das Herzklopfen wird nicht zu spüren sein. Aber übertreib es nicht«, fügte er ernst hinzu, »sonst bleibt dein Herz wirklich stehen, und du bist tot.«
»In der Finsternis sterben …«, flüsterte Beatrice. »Etwas Schlimmeres gibt es nicht.«
»Danke für die Ermunterung«, beschwerte sich Pascal, der nichts brauchen konnte, das ihm Angst einjagte. »Los, weiter, bevor ich es mir anders überlege.«
De Polignac reichte ihm nun das Schwert, das von einer Scheide geschützt war.
»Normalerweise trägt man es offen am Gürtel«, sagte der Graf und betrachtete missbilligend Pascals tief geschnittene Hosen, wo oben der Rand seiner Calvin-Klein-Unterhose herausschaute. »Aber in deinem Fall …«
Pascal hatte keine Lust, ihm zu erklären, wie sich Jugendliche im 21. Jahrhundert kleideten. Es war keine Zeit dafür, und es war auch nicht so wichtig.
Er betrachtete die ungefähr fünfzig Zentimeter lange Scheide aus schwarzem Leder, an der ein kurzer Riemen befestigt war. Er hob den Riemen über den Kopf und legte ihn sich auf die Schulter, sodass das lederne Band quer über die Brust verlief und das Schwert an seiner Hüfte hing.
»So geht’s. Wie findet ihr das?«
»Sieht gut aus«, bemerkte Beatrice.
»So funktioniert es auch«, stellte Constantin De Polignac fest. »Wenn auch sehr unkonventionell.«
Andere Tote waren näher gekommen und beobachteten die Vorbereitungen. Pascal zog das Schwert aus der Scheide.
»Wie leicht es ist!«, stellte er überrascht fest und schwang die schimmernde Klinge.
»Denk immer daran, dass deine Feinde Geister sind«, sagte der Graf. »Und um sie zu verletzen, ist nicht die Waffe an sich entscheidend, sondern das Material, aus dem sie gefertigt ist. Weder in deiner noch in dieser Zwischenwelt gibt es das Metall, aus dem dieses Schwert geschmiedet wurde. Geh achtsam damit um. Es hat einen unschätzbaren Wert.«
»Eine so tödliche Waffe, dass sie Tote töten kann«, schloss Beatrice voller Bewunderung. »Ein Schwert, das die Geister an so abgelegene Orte schickt, dass sie von dort nicht zurückkehren können. Ich glaube, es ist in guten Händen.«
Dabei strich sie über die Faust, in der Pascal die Waffe hielt, und lächelte ihn strahlend an.
Pascal sah, dass Beatrice und De Polignac auf einen Kommentar von ihm warteten, doch er hatte ein Problem. Zwar war er sehr beeindruckt von dem Gehörten, aber er musste gestehen: »Ich kann doch gar nicht damit kämpfen. Wie kann das Schwert mir dann nützen?«
Der Graf zeigte ihm, wie man es festhalten musste.
»Sei entschlossen«, sagte er zu ihm. »Mit derselben Sicherheit, mit der du läufst, musst du auch die Waffe halten. Wenn sie in deiner Hand zittert, wirst du sie verlieren und dem Bösen ausgeliefert sein.«
Fast hätte Pascal die Augen verdreht. Sie sollten endlich aufhören, ihn mit Drohungen aufzumuntern. Er konnte dergleichen nicht gebrauchen.
»Das Schwert wird für dich kämpfen«, fügte De Polignac hinzu. »Ihr werdet ab jetzt eine lebenswichtige Symbiose eingehen: Es braucht eine Hand, um seine Fähigkeiten im Kampf zu zeigen, und du brauchst seine Erfahrung in der Kunst, Mann gegen Mann zu kämpfen.«
»Verstehe ich richtig?«, wunderte Pascal sich. »Dieses Schwert kämpft von allein?«
»Es wird deine Hand führen«, behauptete De Polignac feierlich. »Diese uralte Klinge hat schon viel totes Blut vergossen. Du hältst es einfach fest in deiner Hand und folgst seinen Bewegungen. Du bist der Wanderer, du besitzt die Kraft, dass es gelingt. Bist du bereit für eine Probe?«
Pascal blieb keine Zeit für weitere Fragen. Beatrice und der Graf geleiteten ihn hinaus aus der Kathedrale. Ein Stück weit vor dem Portal kamen mehrere Tote auf sie zu, die einen großen Eisenkäfig hinter sich herzogen. Ein Ghul saß darin und warf sich wütend gegen die Gitterstäbe. Erschrocken wich Pascal zurück. Das bedrohliche Knurren hallte über den Platz.
»Ihr wollt doch nicht …«
Er bekam keine Antwort, stattdessen
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