Puerta Oscura - 01 - Totenreise
eins«, jetzt schluckte sie und sah Pascal nicht an. »Ich bin mir nicht sicher, ob wir diese Zeitreisen überhaupt zu viert machen können.«
Jetzt war es an Pascal, überrascht zu sein.
»Du hast mir überhaupt nicht gesagt, dass wir auf dem Rückweg auch durch diese entsetzlichen Epochen reisen müssen«, warf er ihr mit gedämpfter Stimme vor.
»Ich wollte dich nicht entmutigen«, verteidigte sie sich. »Manchmal ist es besser, man weiß nicht alles.«
Pascal musste zugeben, dass das stimmte. Jedenfalls hatte es keinen Sinn, länger darüber nachzudenken. Nicht unter diesen Umständen.
»Du denkst, es funktioniert nicht, wenn wir zu viert unterwegs sind?«
»Ich sage nur, dass ich es für schwierig halte. Es war schon schwierig, hierherzukommen. Sehr schwierig sogar.« Sie seufzte. »Ich will ehrlich sein. Ich glaube es wirklich nicht, dass wir vier es auf demselben Weg zurück ins Zwischenreich schaffen.«
Pascal schnaubte.
»Du hast dich also entschieden«, stellte er fest, »der Junge soll uns anführen.«
Sie nickte.
»Niemand sonst kennt den Kronosfelsen«, behauptete sie. »Außerdem hat er das Tor des Wachturms perfekt beschrieben. Mir genügt das. Auf seiner Route umgehen wir außerdem das gefährliche Sumpfgebiet, vergiss das nicht.«
Obwohl Pascal wusste, dass sie es eilig hatten, nahm er sich einen Augenblick Zeit, um darüber nachzudenken. Es hing zu viel von dieser Entscheidung ab.
»Einverstanden«, sagte er schließlich, »es scheint das Vernünftigste zu sein. Folgen wir also dem Jungen. Doch falls er zögern sollte oder seine Wege uns nicht überzeugen, gehen wir sofort zum Kronosfelsen.«
»In Ordnung.«
54
UNTER MARCS FÜHRUNG, der tatsächlich genauestens Bescheid zu wissen schien, marschierten sie durch eine hügelige, öde Landschaft.
Sie gingen die ganze Zeit im Gänsemarsch. Die bedrückende Stille um sie her wurde bisweilen von unheimlichen Schreien durchbrochen, die der Wind aus großer Entfernung zu ihnen trug. Kehlige Laute, Wesen des Bösen …
Hin und wieder entdeckten sie am Horizont dunkle Flecken, die sich dicht über dem Boden bewegten oder in den Senken verschwanden. Es waren die gefürchteten schwarzen Wolken, denen sie auszuweichen versuchten, auch wenn das zahlreiche Umwege bedeutete und ihre Ankunft am Wachturm an der Grenze zum Zwischenreich, von dem Marc gesprochen hatte, verzögerte.
Während eines dieser Ausweichmanöver trafen sie plötzlich auf zwei der Mönchsskelette, die noch immer nach ihnen suchten. Zum Angriff bereit sprangen sie hinter einem Felsen hervor, klapperten laut hörbar mit ihren gefährlichen Kiefern und streckten beim Anblick von so viel Beute gierig ihre Arme nach ihnen aus. Michelle konnte einen Angstschrei nicht unterdrücken, während Marc, der Junge, mit einem Ausdruck von Hass und Angst zurückwich. Pascal, der vorangegangen war, ließ sich jedoch nicht einschüchtern. Nun denn, wenn der Kampf nicht aufzuhalten war, so musste er ihn eben durchstehen. Er biss die Zähne zusammen und stemmte die Füße fest auf den Boden. Keinen Millimeter würde er zurückweichen. Sie waren kurz vor dem Ziel und niemals würde er erlauben, dass diese Gestalten all ihre Hoffnungen zunichtemachten.
»Sie müssen sich getrennt haben, um uns zu verfolgen«, sagte Beatrice und trat beschützend zu dem Jungen und zu Michelle. »Denk daran, dass sie dich nicht beißen dürfen, Pascal. Und lass sie nicht entwischen.«
Pascal hatte bereits sein Schwert gezückt. Wieder strömte die machtvolle Wärme der Waffe in seinen Körper und verlieh ihm das Selbstvertrauen und die Fähigkeit, sie zu führen. Die scharfe Klinge fuhr zischend durch die Luft.
Doch die Skelette hielt diese Drohgebärde nicht auf. Nur einen Moment verharrten sie, dann stürzten sie sich auf Pascal. Unter seinen wütenden Schwerthieben brachen und splitterten ihre Knochen, und er sah ihre schnappenden Kiefer mehr als einmal gefährlich nah an seinem Körper. Beatrice, die unmöglich nur stehen und zuschauen konnte, hatte einen kräftigen Stock vom Boden aufgehoben und ging damit auf die Angreifer los. Wenn ihre Schläge auch nicht viel Schaden anrichteten, konnte sie doch die Skelette zumindest ablenken und Pascal ein wenig Luft verschaffen. Michelle, die atemlos verfolgte, was sich abspielte, war sichtbar beeindruckt. Was für eine Szene! Pascal agierte so sicher und souverän gegen die Kreaturen des Bösen … fast vergaß sie, dass es hier um Leben und Tod von ihnen allen ging.
Weitere Kostenlose Bücher