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Pulphead

Pulphead

Titel: Pulphead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Jeremiah Sullivan
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schlechtbezahlte Jobs angenom
men und auf seinen Abschluss hingearbeitet, der ihm minimal bessere Möglichkeiten eröffnen würde. Bei der Volkszählung arbeitete er, wie die meisten anderen auch, aus reiner Not mit.
    Die polizeiliche Untersuchung ergab, dass Sparkmans Selbstmord Teil eines tragischen Falls von versuchtem Versicherungsbetrug war. Kurz vor seinem Tod hatte er zwei Lebensversicherungen abgeschlossen. Würde er sich umbringen, wären die Policen ungültig, doch für Mord galt das nicht. Er hatte gerade erfahren, dass der Krebs zurück war. Nur auf diesem Weg konnte er Josh etwas hinterlassen. Josh wusste von alldem nichts. Sie hatten das Rätsel unter anderem gelöst, indem sie das Wort FED auf Sparkmans Brust untersuchten. Die Form der Buchstaben ermöglichte Rückschlüsse auf die Beugung des Handgelenks, das den Stift hielt. Und die war so, wie man sein Handgelenk beugt, wenn man versucht, etwas auf die eigene Brust zu schreiben.
     
    Meinen Cousin sah ich bei einer Feier in dem kleinen Dorf an einem See im Norden Michigans wieder, in dem die Familie meiner Mutter seit dem 19. Jahrhundert jeden Sommer verbringt. Es ist eine Art Utopia aus kleinen viktorianischen Hütten, in der Zeit eingefroren wie das Dorf Brigadoon, ein WASP -Paradies. Meine Onkel richteten ein Fest für einen weiteren Cousin aus, den Bruder des Lobbyisten, der gerade aus Afghanistan zurückgekehrt war, wo er als Nachrichtenoffizier gedient und »es ihnen gezeigt« hatte, wie er sagte. Im Ernst: Er war in den tödlichsten Monaten seit dem Einmarsch dort gewesen. Meiner blonden Tante, seiner Mutter, merkte man die Erleichterung fast körperlich an.
    Der Lobbyisten-Cousin sagte, in Washington werde die Luft dünner. Seit der Abstimmung im Repräsentantenhaus war die Stimmung zugunsten der staatlichen Lösung gekippt. Gerade erst an diesem Morgen hatte ihn sein Chef mit den Worten »Wahrscheinlich sind wir am Arsch« verabschiedet.
    Von der Terrasse aus konnte man die tiefgrüne Wiese überblicken, auf der wir als Kinder um die Wette gerannt waren; von der hinteren Veranda sah man den kleinen, postkartenschönen Hafen. Die weißen Segel der Sportboote hingen bewegungslos im Nachmittag wie Motten an einer blassblauen Wand. Wir waren hier aufgewachsen, in diesem Paradies für Kinder. Und all das dank einer Versicherungsfirma. Jetzt rannte meine eigene Tochter an uns vorbei, sie jagte einem Hund hinterher. Konnte man etwas gegen diese Welt haben? Es ging doch viel eher darum, dass alle diese Dinge haben sollten.
    Ich fragte meinen Cousin, ob er noch ein paar Tage hierbleiben könne oder ob er zurück nach Washington müsse.
    »Ich muss zurück«, sagte er. »Nächsten Monat kommt es im Senat zum Showdown. Es gibt noch viel zu tun.« Jede Menge Frühstücksverabredungen und Bürobesuche. Ein Senator prophezeite einen »Heiligen Krieg«.
    »Die Verhältnisse und Geschicke von Männern und Familien«, sagte Franklin, »ändern sich ständig.«
    Ich hoffte, mein Cousin würde scheitern, und wünschte ihm Glück.

Höhlen ohne Namen
    In einem berühmten Bonmot bezeichnete Henry Louis Mencken den amerikanischen Süden als die »Sahara of the Bozart«. Der Witz besteht darin, dass ein Südstaatler genau das hört, wenn jemand beaux arts sagt, schöne Künste. Mencken übertrieb natürlich, aber schon damals gaben ihm viele Südstaatler recht: Die Region hat immer ihre Genies hervorgebracht, aber niemand hat je von ihr als Brutkasten der Zivilisation gesprochen.
    Es ist deshalb umso seltsamer und wundervoller, dass Archäologen in Tennessee in den letzten Jahrzehnten – still und von der Öffentlichkeit kaum bemerkt – kunstvolle, jahrtausendealte prähistorische Höhlenmalereien entdeckt haben. Man findet diese Bilder nicht in der twilight zone , wie Speläologen den an die Eingangskammer grenzenden Bereich nennen, der noch von diffusem Sonnenlicht erreicht wird. Die amerikanischen Ureinwohner, die diese Kunstwerke geschaffen haben, mussten vielmehr, mit Fackeln aus Schilf bewaffnet, unter großen Gefahren Meter, bisweilen sogar Kilometer auf Knien tief ins Innere dieser Höhlen kriechen, in Bereiche, in denen absolute Dunkelheit herrscht. Ein paar befreundete Hobbyforscher, die für die amerikanische Forstverwaltung arbeiteten, entdeckten 1979 die erste dieser Höhlen. Sie hatten einen alten Felsenkeller erkundet und sich durch einen schmalen Durchgang gezwängt. Die Wände waren von einer dünnen Lehmschicht überzogen, Rückstände

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