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Puls

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Titel: Puls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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endlich ins Bett gefallen.
    »Und haben vom Gehen geträumt«, sagte Dan. Er sprach mit einer resignierten Verbitterung, die beunruhigend war. Das hier war nicht der gleiche Mann, den Clay vor zwei Nächten hatte sagen hören: Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir sie aus unseren Köpfen aussperren können, solange wir wach sind und Wir können es tatsächlich schaffen, für sie ist das jetzt noch die Anfangsphase. Jetzt lachte er vor sich hin - ein Laut, der keinerlei Humor enthielt. »Mann, wir mussten davon träumen, weil wir's nämlich wirklich getan haben. Wir sind den ganzen Tag gegangen.«
    »Nicht ausschließlich«, sagte Tom. »Ich hatte einen Fahrtraum .«
    »Stimmt, du bist gefahren«, sagte Jordan ruhig. »Zwar nur etwa eine Stunde lang, aber du bist gefahren. Das war, als wir geträumt haben, dass wir in diesem Motel - im Twilight - schlafen. Ich habe auch davon geträumt, dass wir fahren. Das war gewissermaßen ein Traum in einem Traum. Nur dass der real war.«
    »Siehst du?«, sagte Tom und lächelte Clay zu. Er zerzauste Jordans dichten Haarpelz. »Auf gewisser Ebene hat Jordan von Anfang an Bescheid gewusst.«
    »Virtuelle Realität«, sagte Jordan. »Das war alles. Wie in einem Videospiel. Allerdings war die Qualität noch nicht besonders.« Er sah nach Norden, wohin der Lumpenmann verschwunden war. In Richtung Kashwak. »Sie wird besser, wenn sie besser werden.«
    »Nach Einbruch der Dunkelheit sind die Scheißkerle machtlos«, warf Ray ein. »Dann müssen sie ins gottverdammte Heiabettchen.«
    »Und am Ende des Tages mussten wir das auch«, sagte Dan. »Das war ihre Absicht. Sie wollten uns so ermüden, dass wir uns nicht ausrechnen konnten, was passierte, selbst als sie uns nachts weniger vollständig unter Kontrolle hatten. Tagsüber war der Präsident von Harvard immer mit einem mittelgroßen Schwarm in der Nähe, um ihr mentales Kraftfeld zu senden und Jordans virtuelle Realität zu erzeugen.«
    »So muss es gewesen sein«, sagte Denise. »Genau.«
    Das alles war passiert, rechnete Clay sich aus, während er im Hausmeisterhäuschen geschlafen hatte.
    »Uns zu erschöpfen war nicht ihre einzige Absicht«, sagte Tom. »Sie waren nicht einmal damit zufrieden, uns nach Norden umzuleiten. Sie wollten auch, dass wir wieder alle zusammen sind.«
    Das Quintett hatte ein baufälliges Motel an der Route 47 - der Maine Route 47 - nicht allzu weit südlich von Great Works erreicht. Das Gefühl des Entwurzeltseins, sagte Tom, sei gewaltig gewesen. Und der Klang von Schwarmmusik in nicht allzu weiter Ferne hatte nicht gerade dazu beigetragen, es zu mildern. Sie hatten alle geahnt, was mit ihnen geschehen sein musste, aber es war Jordan gewesen, der es schließlich ausgedrückt hatte, genau wie es Jordan gewesen war, der das Offensichtliche in Worte gekleidet hatte: Ihr Fluchtversuch war fehlgeschlagen. Ja, sie konnten sich vermutlich aus dem Motel schleichen, in dem sie gelandet waren, um erneut nach Westen aufzubrechen, aber wie weit würden sie diesmal kommen? Sie waren erschöpft. Schlimmer, sie waren entmutigt. Es war auch Jordan, der darauf hinwies, die Phoner könnten sogar dafür gesorgt haben, dass ein paar Normies ihre nächtlichen Bewegungen überwachten.
    »Wir haben gegessen«, sagte Denise, »weil wir nicht nur todmüde, sondern auch heißhungrig waren. Dann sind wir tatsächlich ins Bett gegangen und haben bis zum nächsten Morgen geschlafen.«
    »Ich war als Erster auf«, sagte Tom. »Im Innenhof hat der Lumpenmann persönlich gestanden. Er hat eine kleine Verbeugung gemacht und mit einer Hand auf die Straße gewiesen.« An diese Geste erinnerte Clay sich sehr gut. Die Straße ist euer. Nehmt sie also. »Irgendwie hätte ich ihn umlegen können - immerhin hatte ich Sir Speedy bei mir -, aber was hätte das genützt?«
    Clay schüttelte den Kopf. Nicht das Geringste.
    Sie hatten sich wieder auf den Weg gemacht und waren zuerst der Route 47 gefolgt. Dann, berichtete Tom, hatten sie das Gefühl gehabt, mental angestupst zu werden, damit sie eine unbezeichnete Waldstraße nahmen, die tatsächlich nach Südost zu mäandern schien.
    »Heute Morgen keine Visionen?«, fragte Clay. »Keine Träume?«
    »Nichts«, sagte Tom. »Sie wissen, dass wir begriffen haben. Schließlich können sie Gedanken lesen.«
    »Sie haben gehört, dass wir uns geschlagen geben«, sagte Dan mit demselben trübseligen, verbitterten Ton wie zuvor. »Ray, hast du zufällig eine Zigarette für mich übrig? Ich hab zwar das

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