Puls
nicht genügend Einzelheiten, um das behaupten zu können«, widersprach Clay sofort. Er dachte an Johnny.
Jordans Augen hatten geglänzt. Jetzt verloren sie etwas von ihrem Glanz. »Das stimmt.« Dann reckte er das Kinn vor. »Aber es ist logisch. Wenn die Annahme zutrifft - wenn es sich um einen Virus handelt, der sich immer tiefer in die ursprüngliche Programmierung reinfrisst -, dann ist sie auf ihre Art genauso logisch wie das Latein, das sie sprechen. Die neuen Phoner werden neu gestartet, aber jetzt ist es ein verrückter, unregelmäßiger Neustart. Sie bekommen telepathische Fähigkeiten, aber sie können weiterhin sprechen. Sie .«
»Jordan, diese Schlussfolgerung kannst du aus nur den zwei Phonern, die ich gesehen habe, nicht ziehen ...«
Jordan beachtete ihn nicht weiter. Eigentlich führte er jetzt ein Selbstgespräch. »Sie sammeln sich nicht zu Schwärmen wie die anderen, nicht so vollständig, weil der Herdentrieb unvollkommen installiert ist. Stattdessen . stattdessen sind sie auch nachts unterwegs. Sie fangen wieder an, ihre Artgenossen anzugreifen. Und wenn's noch schlimmer wird ... Seht ihr nicht, worauf das hinausläuft? Die neuesten Phoner wären dann die Ersten, die's erwischt!«
»Wie in Krieg der Welten«, sagte Tom verträumt.
»Hä?«, sagte Denise. »Den Film hab ich mir nicht angesehen. Der ist mir zu gruselig vorgekommen.«
»Die Invasoren sind an Bazillen gestorben, die unsere Körper mühelos vertragen«, sagte Tom. »Wär es da nicht so was wie ausgleichende Gerechtigkeit, wenn alle Handy-Verrückten an einem Computervirus eingehen würden?«
»Mir würde es schon genügen, wenn ihre Aggressivität zurückkommt«, sagte Dan. »Damit sie sich in einer einzigen gewaltigen Schlacht gegenseitig abmurksen.«
Clay dachte noch immer an Johnny. Auch an Sharon, aber vor allem an Johnny. Johnny, der KOMM BITTE UND HOL MICH in Großbuchstaben geschrieben und dann mit beiden Vornamen und seinem Nachnamen unterschrieben hatte, so als könnte das dieser Bitte mehr Gewicht verleihen.
»Nutzt uns aber nix, wenn's nicht bis heute Abend passiert«, sagte Ray Huizenga. Er stand auf und reckte sich. »Sie treiben uns bestimmt bald weiter. Ich werd noch mal kurz austreten gehen, solange Zeit dafür ist. Haut bloß nicht ohne mich ab.«
»Nicht mit dem Bus, mit dem bestimmt nicht«, sagte Tom, während Ray schon den Wanderweg hinaufging. »Außerdem hast du die Schlüssel in der Tasche.«
»Wichtig ist, was hinten rauskommt, Ray«, sagte Denise honigsüß.
»Sei keine Klugscheißerin, Darling«, sagte Ray und verschwand außer Sicht.
»Und was werden sie mit uns anstellen?«, sagte Clay. »Irgendwelche Vorstellungen davon?«
Jordan zuckte die Achseln. »Vielleicht ist es wie bei einer Videokonferenz, nur dass viele verschiedene Gebiete aus dem ganzen Land daran teilnehmen. Vielleicht die ganze Welt. Wegen der Größe des Stadions tippe ich auf .«
»Und natürlich wegen des Lateins«, sagte Dan. »Das ist die klassische Lingua franca.«
»Und wozu brauchen die eine?«, sagte Clay. »Die sind doch Telepathen.«
»Aber sie denken noch überwiegend in Worten«, sagte Tom. »Zumindest bisher. Jedenfalls haben sie vor, uns hinzurichten, Clay - Jordan glaubt das, Dan glaubt das, und ich tu's auch.«
»Ich auch«, sagte Denise mit schwacher, trübseliger Stimme und streichelte die Wölbung ihres Bauchs.
»Latein ist mehr als nur eine Lingua franca«, sagte Tom. »Es ist auch die Sprache der Justiz, und wir haben schon mitbekommen, wie sie von denen verwendet wird.«
Gunner und Harold. Stimmt genau. Clay nickte.
»Jordan hat eine weitere Idee«, fuhr Tom fort. »Ich finde, die solltest du dir auch anhören, Clay. Für alle Fälle. Jordan?«
Jordan schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht.«
Dan Hartwick und Tom wechselten einen Blick.
»Also, irgendeiner von euch muss es mir verraten«, sagte Clay. »Ich meine, Herrgott noch mal!«
Schließlich lief es doch auf Jordan hinaus. »Als Telepathen wissen sie, wer unsere liebsten Angehörigen sind«, sagte er.
Clay suchte nach einer unheilvollen Bedeutung in dieser Feststellung, konnte aber keine entdecken. »Und?«
»Ich habe einen Bruder in Providence«, sagte Tom. »Wenn er einer von ihnen ist, wird er mein Scharfrichter sein. Das heißt, wenn Jordan richtig vermutet.«
»Meine Schwester«, sagte Dan Hartwick.
»Mein Stockwerkspräfekt«, sagte Jordan. Er war sehr blass geworden. »Der mit dem Megapixel-Handy von Nokia, auf dem
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