Puls
Rauchen aufgegeben, aber vielleicht fange ich jetzt wieder damit an.«
Ray warf ihm wortlos die Packung zu.
»Als würde man von einer Hand angestupst - nur eben im Gehirn«, sagte Tom. »Überhaupt kein nettes Gefühl. Auf eine Art zudringlich, die man nicht mal andeutungsweise beschreiben kann. Und die ganze Zeit das Bewusstsein, dass der Lumpenmann und sein Schwarm uns begleiten. Manchmal haben wir ein paar von denen durch die Bäume gesehen; meistens waren sie aber unsichtbar.«
»Sie sammeln sich jetzt also nicht nur früh und spät«, sagte Clay.
»Nein, das alles ändert sich«, sagte Dan. »Jordan hat eine Theorie ... eine äußerst interessante zudem und durch einige Tatsachen untermauert. Außerdem stellen wir einen Sonderfall da.« Er zündete sich eine Zigarette an. Inhalierte. Hustete. »Scheiße, ich hab gewusst, dass ich diese Dinger aus irgendeinem Grund aufgegeben habe.« Und dann, praktisch ohne Pause: »Sie können nämlich schweben. Levitieren. Muss eine verdammt praktische Fortbewegungsart sein, wenn die Straßen so verstopft sind. Als hätte man einen fliegenden Teppich.«
Nach ungefähr einer Meile auf dieser scheinbar sinnlosen Waldstraße waren die fünf auf ein Blockhaus gestoßen, vor dem ein Pick-up stand. Der Zündschlüssel steckte. Ray fuhr; Tom und Jordan hockten hinten auf der Ladefläche. Keiner von ihnen war überrascht, als die Waldstraße allmählich wieder nach Norden abbog. Kurz bevor sie sich verlor, schickte der Navigationssender in ihren Köpfen sie auf eine andere Straße und zuletzt auf eine, die kaum mehr als eine Fahrspur mit einem breiten Streifen Unkraut in der Mitte war. Sie endete irgendwann in einem Sumpfloch, in dem der Pick-up sich festfuhr, aber ein einstündiger Marsch brachte sie zur Route 11 unmittelbar südlich der Kreuzung mit der 160.
»Dort haben wir zwei tote Phoner gesehen«, sagte Tom. »Frisch. Heruntergerissene Stromleitungen, abgeknickte Masten. Die Krähen haben sich voll geschlagen.«
Clay überlegte, ob er ihnen erzählen sollte, was er vor dem Feuerwehrhaus Gurleyville gesehen hatte, hielt dann aber doch den Mund. Falls es irgendwelche Auswirkungen auf ihre gegenwärtige Lage hatte, vermochte er sie nicht zu erkennen. Außerdem gab es viele, die nicht miteinander kämpften. Und solche hatten Tom und die anderen weiter auf Trab gehalten.
Das Kollektiv hatte sie jedoch nicht zu dem kleinen gelben Schulbus geführt; den hatte Ray entdeckt, als er die Handelsniederlassung Newfield erkundete, während die anderen sich aus jenem Getränkeautomaten bedienten, aus dem auch Clay sich ein Ginger-Ale geholt hatte. Ray sah den Bus durch eines der rückwärtigen Fenster.
Seither hatten sie nur einmal gehalten, um auf dem Granitboden des Steinbruchs Gurleyville Feuer zu machen und sich eine warme Mahlzeit zuzubereiten. Sie hatten auch ihr neues, in der Handelsniederlassung besorgtes Schuhwerk angezogen - nach dem einstündigen Marsch durch Dreck und Schlamm waren sie bis zu den Knien schmutzig - und eine Stunde lang gerastet. Sie mussten an Clay im Motel Gurleyville vorbeigefahren sein, als er eben aufwachte, jedenfalls waren sie kurz danach zum Anhalten veranlasst worden.
»Und hier wären wir nun also«, sagte Tom. »Der Fall ist fast abgeschlossen.« Seine Handbewegung umfasste den Himmel, das Land und die Bäume. »Eines Tages, mein Sohn, wird dies alles dir gehören.«
»Dieses Ding, das mich ständig angestoßen hat, ist aus meinem Kopf verschwunden - zumindest vorläufig«, sagte Denise. »Wofür ich äußerst dankbar bin. Der erste Tag war irgendwie am schlimmsten. Ich meine, Jordan hatte die deutlichste Vorstellung davon, dass irgendwas nicht in Ordnung ist, aber ich glaube, dass wir alle wussten, dass irgendwas nicht ... du weißt schon, einfach nicht richtig war.«
»Genau«, sagte Ray. Er rieb sich den Nacken. »Als ob man in einer Kindergeschichte wäre, in der die Vögel und die Schlangen reden können. Und Sachen sagen wie: ›Mit dir ist alles okay, dir geht's gut, macht nichts, dass dir die Beine wehtun, du bist ober-cool.‹ Obercool, das haben wir immer gesagt, als ich in Lynn aufgewachsen bin.«
»›Lynn, Lynn, city of sin, when you get to heaven, they won't let you in‹«, leierte Tom herunter.
»Du bist unter Hardcore-Christen aufgewachsen, das merkt man«, sagte Ray. »Jedenfalls hat der Junge Bescheid gewusst, ich hab Bescheid gewusst, ich denke, wir haben alle verdammt gut Bescheid gewusst. Wer auch nur ein halbes Hirn
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