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Puls

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Titel: Puls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Wenige, was es an Gurleyville hinter sich zu lassen gab -, würde er fahren. Es gab keinen Grund, das nicht zu tun; die Route 160 schien jetzt fast völlig hindernisfrei zu sein, wahrscheinlich seit der Massenkarambolage an der Kreuzung mit der Route 11. Das hatte er bei Nacht und Regen einfach nur nicht bemerkt.
    Der Lumpenmann und seine Freunde haben mir den Weg frei gemacht, dachte er. Natürlich, das hier ist nämlich die gottverdammte Viehrutsche. Für mich also irgendwie die Rutsche, die ins Schlachthaus führt. Weil ich ein unerledigter alter Fall bin. Sie wollen mir möglichst rasch den Stempel ERLEDIGT aufdrücken und mich in die Ablage stecken. Nur schade, dass ich nichts von Tom und Jordan und den drei anderen erfahren werde. Ob sie genügend Nebenstraßen gefunden haben, um weiter nach New Hampshire hineinzugelangen und...
    Dann kam er über einen Hügel, und dieser Gedankengang riss jäh ab. Mitten auf der Straße unter ihm stand ein kleiner gelber Schulbus mit der Aufschrift MAINE SCHOOL DISTRICT 38 NEW-FIELD auf der Seite. Ein Mann und ein Junge lehnten daran. In einer lässig freundschaftlichen Geste, die Clay überall wiedererkannt hätte, hatte der Mann dem Jungen einen Arm um die Schultern gelegt. Während er wie gelähmt dastand und seinen Augen nicht trauen wollte, kam ein weiterer Mann um die bullige Schnauze des Schulbusses herum. Er trug sein langes graues Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst. Hinter ihm tauchte eine Schwangere in einem T-Shirt auf. Es war himmelblau, nicht schwarz wie eines von Harley-Davidson, aber das war Denise, kein Zweifel.
    Jordan sah ihn und rief seinen Namen. Er machte sich von Toms Arm frei und rannte los. Clay rannte ihm entgegen. Sie begegneten sich etwa dreißig Meter vor dem Schulbus.
    »Clay!«, rief Jordan. Er war vor Freude fast hysterisch. »Bist du's wirklich?«
    »Ich bin's«, bestätigte Clay. Er schwang Jordan im Kreis herum, dann küsste er ihn auf beide Wangen. Jordan war nicht Johnny, aber Jordan würde genügen - zumindest vorläufig. Er umarmte ihn, dann stellte er ihn wieder auf die Füße und betrachtete das abgehärmte Gesicht, wobei ihm die von Übermüdung zeugenden dunklen Schatten unter Jordans Augen auffielen. »Wie um Himmels willen kommt ihr denn hierher?«
    Über Jordans Gesicht zog ein Schatten. »Wir konnten nicht . das heißt, wir haben nur geträumt ...«
    Tom kam herangeschlendert. Wie beim Abschied ignorierte er Clays ausgestreckte Hand und umarmte ihn stattdessen. »Wie geht's, van Gogh?«, sagte er.
    »Okay. Verdammt, ich freue mich, euch alle zu sehen, aber ich verstehe nicht .«
    Tom bedachte ihn mit einem Lächeln. Es war müde und sanft zugleich, eine weiße Flagge von einem Lächeln. »Was Computer-Boy dir zu erklären versucht, ist die Tatsache, dass wir letztlich keine andere Wahl hatten. Komm mit zum gelben Bus runter. Ray sagt, dass wir sogar bei einem Schnitt von nur dreißig Meilen bei Sonnenuntergang in Kashwak sein können, wenn die Straße frei bleibt - was sie aber sicher tun wird. Hast du mal Spuk in Hill House gelesen?«
    Clay schüttelte verwirrt den Kopf. »Kenn nur die Verfilmung.«
    »Eine Zeile daraus spiegelt die gegenwärtige Situation wider: ›Reisen enden damit, dass Liebende sich treffen.‹ Vielleicht gibt's für dich ja doch ein Wiedersehen mit deinem Jungen.«
    Sie gingen zum Schulbus hinunter. Dan Hartwick hielt Clay mit einer Hand, die nicht ganz ruhig war, eine Dose mit Pfefferminzbonbons hin. Wie Jordan und Tom wirkte er erschöpft. Clay, der sich wie ein Mann in einem Traum fühlte, nahm sich ein Bonbon. Ob der Weltuntergang nun bevorstand oder nicht, es war eigenartig stark.
    »He, Mann«, sagte Ray. Er saß am Steuer des Schulbusses, hatte die Dolphins-Mütze in den Nacken geschoben und hielt eine Zigarette zwischen den Fingern. Er wirkte blass und abgehärmt. Statt Clay anzusehen, starrte er durch die Windschutzscheibe nach vorn.
    »Hey, Ray, what doyou say?«, sagte Clay.
    Ray lächelte flüchtig. »Das habe ich schon ein paar Mal gehört, ehrlich.«
    »Klar, vermutlich ein paar hundert Male. Ich würde dir gern erzählen, dass ich froh bin, dich zu sehen, aber ich weiß nicht, ob du das unter den Umständen hören willst.«
    Ray, der weiter durch die Windschutzscheibe sah, antwortete: »Dort vorn steht jemand, den du bestimmt nicht gern sehen wirst.«
    Clay sah nach vorn. Das taten die anderen nun auch. Ungefähr eine Viertelmeile vor ihnen führte die Route 160 über einen weiteren

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