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Puls

Puls

Titel: Puls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Das Tonney Field lag im Dunkel, aber unter dem starken nördlichen Sternenschein war es nicht zu dunkel, um nicht den Teppich aus Leibern zu erkennen, der von einem Ende zum anderen, von einer Seite zur anderen reichte. Er überlegte sich, dass man vielleicht gar nicht erkennen würde, was man vor sich hatte, wenn man nur zufällig auf sie stieß, aber sobald man's wusste . sobald man's wusste .
    Seine Augen spielten ihm einen seltsamen Streich, und er glaubte eine Sekunde lang fast, er könne sie sämtlich - alle achthundert oder tausend dieser Wesen - als einen einzigen Organismus atmen sehen. Ihn erfasste übergroße Angst. Er wandte sich hastig ab und rannte fast, um Tom und Rektor Ardai einzuholen.

16
    Der Rektor bereitete die heiße Schokolade in der Küche zu, und sie tranken sie in dem steifen Salon beim Licht zweier Gaslaternen. Clay erwartete, dass der Alte vorschlagen würde, sie sollten später zur Academy Avenue hinuntergehen, um weitere Freiwillige für Ardais Armee anzuwerben, aber er schien mit denen zufrieden zu sein, die er hatte.
    Die Zapfsäule in der Garage, erklärte der Rektor ihnen, erhielt ihr Benzin aus einem fünfzehn Hektoliter fassenden Hochtank -sie würden also nur den Stöpsel herausziehen müssen. Und in den Gewächshäusern gab es Sprühgeräte mit Hundertlitertanks. Mindestens ein Dutzend. Sie konnten vielleicht einen Pick-up damit beladen, ihn dann rückwärts eine der Rampen hinunterstoßen lassen .
    »Augenblick«, sagte Clay. »Bevor wir über irgendeine Strategie diskutieren, würde ich gern Ihre Theorie über dies alles hören, falls Sie eine haben, Sir.«
    »Nichts so richtig Ausgearbeitetes«, sagte der Alte. »Aber Jordan und ich haben unsere Beobachtungen, wir besitzen Intuition, und wir können auf ziemlich viele gemeinsame Erfahrungen zurückgreifen .«
    »Ich bin ein Computerfreak«, sagte Jordan über seinen Schokoladenbecher hinweg. Clay fand das verdrossene Selbstbewusstsein des Jungen eigenartig bezaubernd. »Total abgefahren. Bin praktisch mit Computern aufgewachsen. Diese Wesen werden neu gebootet, kein Zweifel. Auf ihren Stirnen könnte ebenso gut eine Leuchtschrift SOFTWARE WIRD INSTALLIERT, BITTE WARTEN blinken.«
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Tom.
    »Ich schon«, sagte Alice. »Jordan, du glaubst, dass der Puls wirklich ein Puls war, stimmt's? Alle, die ihn empfangen haben ... von denen ist die Festplatte gelöscht worden.«
    »Tja, genau«, sagte Jordan. Er war zu höflich, um »arschklar« zu sagen.
    Tom starrte Alice verwirrt an. Nur wusste Clay, dass Tom nicht dumm war, und er hielt Tom nicht für so begriffsstutzig.
    »Du hast zu Hause einen Computer«, sagte Alice. »Ich hab ihn in deinem kleinen Arbeitszimmer gesehen.«
    »Ja .«
    »Und du hast manchmal Software installiert, richtig?«
    »Klar, aber .« Tom hielt inne, starrte Alice aber weiter an. Sie erwiderte seinen Blick. »Ihre Gehirne? Du meinst ihre Gehirne?«
    »Was ist ein Gehirn Ihrer Meinung nach?«, sagte Jordan. »Eine große alte Festplatte. Organische Schaltungen. Speicherkapazität unbekannt. Sagen wir Giga hoch Googolplex. Unendlich viele Bytes.« Er legte die Hände an seine Ohren, die klein und wohlgeformt waren. »Genau hier dazwischen.«
    »Ich glaub's nicht«, sagte Tom, aber er sprach mit schwacher Stimme, und auf seinem Gesicht stand ein erschrockener Ausdruck. Clay vermutete, dass er es sehr wohl glaubte. Wenn er an den Irrsinn zurückdachte, der Boston erschüttert hatte, musste Clay zugeben, dass die ganze Vorstellung sehr überzeugend klang. Und zugleich unvorstellbar schrecklich: die in Millionen, vielleicht sogar Milliarden von Gehirnen gespeicherten Informationen gleichzeitig gelöscht, wie man die Daten auf einer altmodischen Computerdiskette mit einem starken Magneten löschen konnte.
    Er musste unwillkürlich wieder an Pixie Dark, die Freundin des Mädchens mit dem minzegrünen Handy, denken. Wer bist du? Was ist los?, hatte Pixie Dark ausgerufen. Wer bist du? Wer bin ich? Dann hatte sie sich wiederholt mit der flachen Hand an die Stirn geschlagen und war in vollem Tempo gegen einen Lampenmasten gerannt, nicht nur einmal, sondern zweimal, wobei sie ihre teure kieferorthopädische Arbeit zertrümmert hatte.
    Wer bist du? Wer bin ich?
    Es war nicht ihr Handy gewesen. Sie hatte nur mitgehört und deshalb nicht die volle Dosis abbekommen.
    Clay, der recht häufig in Bildern statt in Worten dachte, hatte jetzt ein lebhafte Vorstellung von einem Bildschirm, der sich mit

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