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Pulverfass Iran

Pulverfass Iran

Titel: Pulverfass Iran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kamran Safiarian
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überzeugen, den vom religiösen Rang her unqualifizierten Chamenei als Obersten Religiösen Führer zu installieren, was ihm (Rafsandschani) den Weg zum Präsidentenamt freimachte. Als langjähriger Vorsitzender des mächtigen Expertenrates hatte Rafsandschani bis zum Frühjahr 2011 zumindest theoretisch die Macht, Chamenei zu stürzen. Doch dem Obersten Religiösen Führer Ali Chamenei und Präsident Mahmud Ahmadinedschad ist es gelungen, den mächtigen |39| Vorsitzenden des Expertenrates Rafsandschani, der als vorsichtiger Unterstützer der Oppositionsbewegung und Gegner Ahmadinedschads gilt, aus dem Amt zu drängen. Rafsandschani hatte es gewagt, die Gewalt gegen die Demonstranten nach den umstrittenen Präsidentschaftswahlen zu kritisieren. Er bleibt jedoch Mitglied des Expertenrates und sitzt auch weiter dem Schlichtungsrat vor.
    Rafsandschani, der reiche Erbe einer Pistazien-Dynastie, kommt aus einer eigentlich säkularen Familie, die zu den Unterstützern des ehemaligen Ministerpräsidenten Mohammad Mossadegh gehörte. Er gehört zu den reichsten Männern der Welt und seiner Familie gehören Ferienzentren von Dubai bis Goa, Flugzeugflotten, Kupferminen, Pferde und die führende konservative Zeitung Irans. Auf den Straßen Teherans munkelt man, dass es keinen Geschäftsabschluss im Iran gäbe, an dem nicht ein Rafsandschani beteiligt wäre. 16 Rafsandschanis Machtbasis sind Kaufleute, die Bazaaris, während Chamenei nach der Revolution für die Massen der Entrechteten stand. Trotz seiner Entmachtung hat Rafsandschani noch viel Einfluss, besonders wegen seiner guten Beziehungen zu mächtigen Geistlichen. Rafsandschani spielte eine Schlüsselrolle während der Unruhen 2009. Als Vorsitzender des von 86 Geistlichen besetzten mächtigen Expertenrates, das den Revolutionsführer auf Lebenszeit wählt, ihn aber auch jederzeit absetzen kann, hatte er die Macht, Chamenei zu stürzen. Wochenlang pendelte er zwischen Teheran und dem geistlichen Zentrum des schiitischen Islam, Ghom, und versuchte, die Geistlichkeit gegen Präsident Ahmadinedschad zu positionieren. Indirekt betrieb er damit auch den Sturz des Revolutionsführers Chamenei. Doch damit ist er gescheitert. Aufgrund der Strukturen im Herzen der Islamischen Republik sind Spannungen zwischen dem Präsidenten und dem Obersten Religiösen Führer vorprogrammiert. Letzterer verfügt über absolute Autorität und kann gegen sämtliche Entscheidungen der Exekutive, Legislative und Judikative ein Veto einlegen. Der Präsident geht aus einer Wahl hervor und |40| bringt seine eigene Agenda und Zielvorstellungen mit. Während der zweiten Amtszeit Ahmadinedschads rückten die Spannungen zwischen Präsident und Revolutionsführer zwangsläufig in das Licht der Öffentlichkeit. Der Präsident weiß, dass er Chamenei seinen Sieg bei den umstrittenen Präsidentschaftswahlen 2009 verdankt. Doch zeigt er sich wenig dankbar, und Chamenei war nie bereit, einen Präsidenten mit einer breiten unabhängigen Machtbasis zu tolerieren. In der Vergangenheit stutzte er die Flügel von Akbar Haschemi Rafsandschani und die von Mohammad Chatami, einem Reformer, dessen Anhänger aus dem Lager westlich orientierter Akademiker der Mittelschicht kamen. Obwohl Ahmadinedschad angesichts der Großdemonstrationen im Verlauf seiner Wiederwahl im letzten Jahr vom Obersten Rechtsgelehrten unterstützt wurde, scheint Chamenei nicht zu zaudern, wenn es darum geht, die Macht des Präsidenten zu begrenzen.
    Präsident Ahmadinedschad will den Einfluss des Klerus beschneiden und die Macht der Revolutionsgarden, seiner wichtigsten Stütze, stärken. Die Furcht der Kleriker und Quietisten in der religiösen Hochburg Ghom vor einer starken Position Ahmadinedschads ist groß, denn Zug um Zug würde Ahmadinedschad den Klerus von der Macht ausschließen. In den Augen Ahmadinedschads und seiner Anhänger repräsentiert der Klerus den „Islam“ und seine Werte in der Islamischen Republik, während Ahmadinedschad und seine Anhänger eine „Iranische Republik“ favorisieren. Geistliche Kritiker Ahmadinedschads sehen darin ein Anzeichen dafür, dass der Präsident seine Legitimität nicht durch den Obersten Religiösen Führer Chamenei, sondern durch den verborgenen Imam Mahdi direkt erfahren möchte und halten dies nicht für vereinbar mit dem Islam und der Verfassung.
    Außerdem zollen der Präsident und seine Entourage den Geistlichen wenig Respekt, da sie im Iran-Irak-Krieg keine bedeutende Rolle gespielt

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