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Pulverfass Iran

Pulverfass Iran

Titel: Pulverfass Iran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kamran Safiarian
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Familien- oder Freundeskreises geschlossen worden. Da Scheidungen in der iranischen Gesellschaft immer noch geächtet sind, fliehen viele von zu Hause, weil sie das Martyrium mit dem Ehemann nicht mehr ertragen. Immer wieder wird auch darüber berichtet, dass sich Frauen einen anderen Mann als den ihnen versprochenen ausgesucht haben und mit diesem Mann eine unerlaubte Beziehung führen. Aus Angst, erwischt zu werden und weil ihnen aufgrund der strengen Sittengesetze im Iran bei Ehebruch die Steinigung, wie im Fall der wegen Unzucht zum Tod verurteilten Sakineh Aschtiani aus dem nordwestiranischen Täbris, droht, wissen viele junge Frauen keinen Ausweg. Viele werden auch unvorhergesehen schwanger – sei es von dem nicht gewollten Ehemann oder von der heimlichen Liebschaft – und entscheiden sich für eine Abtreibung, ohne je einen Arzt aufgesucht zu haben. Eine Dunkelziffer geht davon aus, dass täglich bis zu fünfzig Mädchen aus diesen und anderen Gründen aus dem Elternhaus fliehen. Schließlich werden Frauen im Iran auch Opfer von Vergewaltigungen, die in der Presse jedoch keine Erwähnung finden. In den seltensten Fällen können Frauen eine solche Straftat nachweisen und so ist die Scham groß, das Problem zu thematisieren, da es gesellschaftlich |57| völlig tabuisiert ist und totgeschwiegen wird. Eine Frau, die im Iran vergewaltigt wurde, muss vier männliche muslimische Zeugen benennen, sonst droht ihr vor ihrer Steinigung wegen Ehebruchs die Auspeitschung wegen Verleumdung. Nur wenige trauen sich, ein solches Verbrechen zur Anzeige zu bringen, da die zu erwartende gesellschaftliche Ächtung und die Demütigung eines öffentlichen Prozesses viele Opfer abschrecken. So konnten 2009 gerade einmal 1000 Vergewaltigungen „nachgewiesen“ und verurteilt werden – auch hier liegt die Dunkelziffer weitaus höher. Der enorme psychische Druck, der aufgrund der wirtschaftlichen, sozialen und gesellschaftlichen Nöte und Zwänge entsteht, findet kein adäquates Ventil. Wer Abwechslung und Ablenkung sucht, wird enttäuscht, da durch die gesellschaftlichen Verbote und die strengen Sittenregeln auch jegliches Amüsement, beispielsweise musikalischer oder sexueller Art, mit Schwierigkeiten verbunden oder im Namen des Islam verboten ist. So flüchtet die junge Elite Irans in ihre Parallelwelt im reichen Norden Teherans und lässt sich den Whiskey flaschenweise nach Hause liefern oder kauft ihn direkt bei denjenigen ein, die ihn woanders konfisziert haben, den Sittenwächtern. Auf Hochzeiten und anderen Festen werden Opium und andere Rauschmittel gereicht, auf dem Schwarzmarkt lässt sich im Iran fast alles kaufen. So ist die Zahl der Menschen in psychologischer oder psychiatrischer Behandlung im Iran heute viel höher als in vergleichbaren Ländern, erzählt uns der Schriftsteller Amir Hassan Cheheltan. 20 Ein Teufelskreis, der viele wiederum in die Verzweiflung, Depression, Drogensucht oder in den Suizid treibt.
    Homosexualität im Iran
    Die gleichgeschlechtliche Liebe ist im Iran streng verboten. Homosexuelle haben in der Islamischen Republik keinen Platz. Sie treffen sich heimlich in Tiefgaragen, Hinterhöfen |58| oder in öffentlichen Parks oder sie verabreden sich per Internet. Wenn sie von den Sittenwächtern des Regimes entdeckt werden, drohen ihnen schwere Strafen. Um Exempel zu statuieren, werden Homosexuelle erst gefilmt, dann verprügelt und im schlimmsten Fall zum Tode durch Hängen verurteilt. 21 Homosexualität wird nach Artikel 110 des iranischen Strafgesetzbuches, ähnlich wie Gotteslästerung und Ehebruch, mit dem Tod bestraft. In seltenen Fällen kommt die wegen homosexuellen Handlungen verurteilte Person mit 99 Peitschenhieben davon. Peitschenhiebe gibt es bereits dann, wenn zwei homosexuelle Männer gemeinsam unter einer Decke schlafen und entdeckt werden – selbst wenn es keinen sexuellen Kontakt gegeben hat. Auch lesbische Liebesbeziehungen werden mit der Peitsche bestraft. Wenn man aber das Vergehen viermal wiederholt hat, droht auch hier die Todesstrafe. Als Beweis des homosexuellen Verkehrs wird das Zeugnis von vier rechtschaffenen Männern herangezogen, die das Vergehen mit eigenen Augen gesehen haben (oder dies zumindest angeben). Als Beweis dient auch ein viermaliges Geständnis vor einem religiösen Richter.
    Der iranische Präsident Ahmadinedschad behauptet, im Iran gebe es keine Homosexuellen. Seit der Islamischen Revolution wurden mehr als 4000 Männer, die Männer lieben,

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