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Puna - Toedliche Spurensuche

Puna - Toedliche Spurensuche

Titel: Puna - Toedliche Spurensuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Scholze
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beziehungsweise Italien. Ein Monopol der Wasserversorgung von Cochabamba über Jahrzehnte wurde ausgehandelt. Die Brunnen, die die Menschen mit eigenen Mitteln gebaut hatten, gehörten auf einmal dem Firmenkonsortium. Und das hatte nichts anderes zu tun, als den Wasserpreis zu erhöhen, nachdem das Monopol gesichert war. Preiserhöhungen von bis zu 200 Prozent. Stellen Sie sich das einmal in Deutschland vor! In einem so armen Land wie Bolivien ist die Wirkung noch einmal so stark«.
    »Was kann man denn dagegen machen. Wenn die Politiker so einen Irrsinn einleiten, kann man auch in einer Demokratie nichts machen«, erwiderte Anja.
    »Nicht in Bolivien. Ist das Volk erst einmal mobilisiert, dann erzwingt es sich auch seine Rechte. Es hat einen ‚guerra del agua‘, einen Wasserkrieg gegeben. Und den haben die Menschen erfolgreich durchgezogen. Wenige Monate später musste die Regierung von Hugo Banzer den Vertrag mit dem Firmenkonsortium rückgängig machen«.
    »Und hat sich danach etwas gebessert ?«
    »Nicht wirklich. Die Machthaber haben sich verändert. Die Gelder kommen nicht dahin, wo sie eigentlich gebraucht werden. Den Armen geht es nach wie vor schlecht. Eines ist in Bolivien stark ausgeprägt: Die Angst des Volkes davor, dass es weiterhin vom Ausland ausgebeutet wird. Wer das nicht versteht, kann große Probleme bekommen. Die Regierung von Hugo Banzer hat es nicht verstanden ...«, sagte Alfred Schlebaum.
    »Wieso?«
    »Wenn sie heute in Bolivien große Projekte starten wollen, muss es so sein, dass das Volk den Nutzen hat, keine großen ausländischen Konzerne. Rohstoffe liefern? Nein. Rohstoffe veredeln und dann verkaufen? Ja. Aber die Verarbeitung muss von Bolivien ausgehen, so dass auch die höheren Einnahmen an Bolivien gehen. Dass das Geld dann in andere Kanäle versickert, ist ein anderes Problem. Dass das Geld für Investitionen für eine Rohstoffveredelung fehlt, ist noch ein anderes Problem. Für das Land und für die Menschen tut es mir wirklich leid. Beide haben das nicht verdient. Aber Sie sind doch gewiss nicht hier, um mein Gejammer zu hören. Wieso sind Sie nach Bolivien gekommen ?«
    »Ich bin auf der Suche nach einer Person ?«
    »Einem Freund oder einer Freundin?«
    »Nein, ich kenne die Person gar nicht. Ich weiß auch nicht, ob die Person überhaupt noch lebt«
    »Wieso suchen Sie dann diese Person ?«
    »Ich bin Genealogin und habe einen Auftrag übernommen«.
    »Stammbaumvervollständigung oder Erben?«
    »Ich fürchte, Erben. Aber ich darf nicht darüber reden .«
    »Verstehe. Ist eine nicht so gewöhnliche Vorstellung, dass jemand aus Deutschland angereist kommt, um in einem so armen Land wie Bolivien nach Erben zu suchen«.
    »Ist aber so. Auswanderung in der Zeit der Nazis aus Deutschland nach Chile und Bolivien. Und dann später Probleme mit der Militärregierung und wieder Migration«.
    »Genug Möglichkeit, sich die Finger zu verbrennen«, erwiderte Alfred Schlebaum.
    »Wieso? Wie meinen Sie das ?«
    »Fragen Sie in Bolivien jemanden nach Menschenrechtsverletzungen in der Zeit der Militärregierungen. Sie werden nicht viel erreichen. Manchmal haben Sie sogar das Gefühl, dass es gar keine Menschenrechtsverletzungen gegeben hat. Die Aufarbeitung ist längst nicht so weit wie in anderen südamerikanischen Staaten gediehen. «
    »Ein wenig habe ich das schon gemerkt«.
    »Glauben Sie nicht, dass es heute keine Menschenrechtsverletzungen mehr gibt. Menschen werden auch in diesen Tagen bei Demonstrationen gezielt angegriffen. Menschenrechtsorganisationen weisen im Zuge der Untersuchungen nach, dass die Täter häufig behördennah einzustufen sind. Fragen Sie die Kirche. Dort sollen Priester gezwungen worden sein, zu unterschreiben, dass ihre Kirche, die gerade renoviert wurde, abgerissen werden soll ...«.
    »Das klingt nicht gerade beruhigend«
    »Wenn Sie sich als Ausländer heraushalten, schon ...«
    »Und wie kann ich an Informationen dazu kommen ?«
    »Kontakte«
    »Können Sie mir weiterhelfen ?« , fragte Anja.
    »Ich kannte mal eine Journalistin. Die hat auch unser Straßenkinderprojekt eine Zeitlang begleitet. Lassen Sie mich mal überlegen ...«, sagte Alfred Schlebaum und dachte einen Moment nach. »Ja, ich glaube, sie hieß Martha Assunta oder so ähnlich ...«
    »Eigenartig. Ich habe in La Paz den Tipp mit Maria Assunta ...«
    »Maria, ja, so heißt sie. Maria Assunta«.
    »Sie soll in Potosí leben ?« , fragte Anja.
    »Ja, sie ist nach Potosí gezogen, als sie in

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