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Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Titel: Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
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er ist im Moment nicht gerade beliebt bei dir«, hatte sie gesagt, »und bei mir bestimmt auch nicht. Aber willst du wirklich eines Tages das Hochzeitsalbum durchblättern, vielleicht mit deinen eigenen Kindern, und bereuen, dass du nicht dabei gewesen bist?«
    Hadley glaubt nicht, dass es ihr etwas ausmachen würde, aber sie merkte schon, worauf das Ganze hinauslief, und es schien einfacher, alle glücklich zu machen, auch wenn man dafür Haarspray und unbequeme Absätze und das Hochzeitsfoto erdulden musste. Als die anderen Hochzeitsgäste – vor allem Charlottes Freundinnen, alle in den Dreißigern – erfahren hatten, dass ein weiblicher amerikanischer Teenager dazustoßen würde, war Hadley mit einer Unmenge von Ausrufezeichen in ihre Rundmailliste aufgenommen worden. Und obwohl sie Charlotte noch nie gesehen hatte und in den letzten anderthalb Jahren viel Wert darauf gelegt hatte, dass es so blieb, kannte Hadley jetzt die Vorlieben dieser Frau auf einem weiten Feld von hochzeitsrelevanten Themen – wichtige Fragen wie Riemensandalen oder geschlossene Zehenpartie, Schleierkraut ja oder nein, und am schlimmsten und höchst beängstigend: die Dessous-Vorlieben für den Junggesellinnenabschied, oder, wie sie es nannten, den »Hennenabend«. Was für eine Menge von Mailverkehr so eine Hochzeit auslösen konnte, war wirklich atemberaubend. Hadley wusste, einige der Frauen waren Charlottes Kolleginnen aus dem Kunstbuchladen der Universitätsgalerie von Oxford, aber es war schon erstaunlich, dass auch nur eine von ihnen noch Zeit hatte, einer geregelten Arbeit nachzugehen. Eigentlich sollte Hadley sie alle morgen früh im Hotel treffen, aber jetzt sieht es so aus, als müssten sie wohl ohne Hadley ihre Kleider zumachen, ihre Lidstriche ziehen und ihre Locken drehen.
    Hinter den Fenstern des Flughafengebäudes ist es inzwischen fast völlig dunkel, und außer den stecknadelkopfkleinen Positionslichtern der Flugzeuge sieht man nur ein verschwommenes Spiegelbild des Wartebereichs. Hadley sieht sich selbst, ihr blondes Haar und die großen Augen, das Gesicht, irgendwie schon so zerknittert und zerfurcht, als liege die Reise hinter ihr. Sie zwängt sich auf den Sitz zwischen einem älteren Herrn, der seine Zeitung so heftig umblättert, dass sie ihm fast aus der Hand fliegt, und einer Frau mittleren Alters, auf deren Rollkragenpullover eine Katze gestickt ist und die an etwas strickt, das am Ende alles Mögliche werden könnte.
    Noch drei Stunden , denkt sie, umarmt ihren Rucksack und merkt dann, dass es wenig Sinn hat, die Minuten bis zu einem Ereignis herunterzuzählen, vor dem man Angst hat. Es wäre viel passender zu sagen: noch zwei Tage . Noch zwei Tage, dann ist sie wieder zu Hause. Noch zwei Tage, dann kann sie so tun, als sei das alles nie passiert. Noch zwei Tage, und sie wird das Wochenende überlebt haben, vor dem sie – so fühlt es sich jedenfalls an – schon seit Jahren Angst hat.
    Sie rückt den Rucksack auf ihrem Schoß zurecht und denkt eine Spur zu spät daran, dass sie den Reißverschluss nicht richtig zugezogen hat, weshalb ein paar von ihren Sachen zu Boden purzeln. Hadley greift zuerst nach ihrem Lipgloss, dann nach den Klatschmagazinen, aber als sie das schwere schwarze Buch aufheben will, das ihr Vater ihr geschenkt hat, kommt ihr der Junge von der anderen Seite des Gangs zuvor.
    Er wirft einen kurzen Blick auf den Umschlag, ehe er das Buch zurückgibt, und Hadley bemerkt ein erkennendes Flackern in seinen Augen. Es dauert eine Sekunde, bis sie begreift, dass er sie jetzt für die Sorte Mensch halten muss, die am Flughafen Dickens liest, und beinahe verrät sie ihm, dass das nicht stimmt. Tatsächlich hat sie das Buch schon ewig und es noch nicht einmal aufgeschlagen. Doch stattdessen lächelt sie nur pflichtschuldig und wendet sich demonstrativ zum Fenster, falls er vorhaben sollte, ein Gespräch anzufangen.
    Denn Hadley ist nicht nach Unterhaltung, nicht mal mit einem so süßen Jungen. Sie hat ehrlich gesagt überhaupt nicht das Gefühl, hier zu sein. Der Tag, der vor ihr liegt, kommt ihr wie etwas Lebendiges, Atmendes vor, das mit erschreckender Geschwindigkeit auf sie zugerast kommt, und es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis es sie flach auf den Rücken wirft. Sie hat Angst in das Flugzeug zu steigen, und noch größere vor der Ankunft in London – und diese Angst spürt sie in ihrem ganzen Körper. Sie muss auf ihrem Sitz hin und her rutschen, mit den Beinen wippen und den

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