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Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Titel: Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
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gekommen.
    Damals hatte Mom schlicht verkündet, die Pläne hätten sich geändert, sie würden Weihnachten bei ihren Eltern in Maine verbringen. Hadley hatte halb erwartet, Dad würde dort als Überraschung auftauchen, aber Heiligabend war nur Mom da und die Großeltern, die sie mit so vielen Geschenken überhäuften, dass Hadley das Ganze sofort als Ablenkungsmanöver durchschaute.
    Tagelang hatte Hadley zuvor durch die Belüftungsschlitze des alten Hauses die angespannten Telefonate ihrer Eltern und das Schluchzen ihrer Mutter belauscht, aber erst auf der Rückfahrt von Maine hatte Mom schließlich verkündet, dass Dad noch ein Semester in Oxford bliebe.
    »Wir werden uns trennen«, sagte sie und wandte den Blick von der Straße zu Hadley, die wie betäubt neben ihr saß und die Neuigkeiten in kleinen Schritten sacken ließ – zuerst: Mom und Dad lassen sich scheiden , dann: Dad kommt nicht wieder .
    »Zwischen euch liegt ein ganzer Ozean«, sagte Hadley leise. »Mehr Trennung geht doch gar nicht, oder?«
    »Es geht um eine Trennung im juristischen Sinn«, sagte Mom seufzend.
    »Müsst ihr euch dazu nicht erst mal treffen? Ehe man so etwas entscheidet?«
    »Ach, Süße«, sagte Mom und tätschelte kurz Hadleys Knie. »Ich glaube, die Entscheidung ist längst gefallen.«
    Und so stand Hadley kaum zwei Monate später mit der Zahnbürste in der Hand in einem Hotelzimmer in Aspen, während die Stimme ihres Vaters aus dem Nebenzimmer drang. Vor einer Sekunde war sie noch überzeugt gewesen, Mom riefe an, ob alles in Ordnung sei, und das hatte sie froher gestimmt. Doch dann hörte sie ihn einen Namen sagen – Charlotte  –, ehe er wieder die Stimme senkte.
    »Nein, alles in Ordnung«, sagte er. »Sie ist gerade auf dem Klo.«
    Plötzlich wurde Hadley am ganzen Körper kalt, und sie fragte sich, seit wann ihr Vater das Bad einfach »Klo« nannte, seit wann er an Hoteltelefonen mit fremden Frauen flüsterte, mit seiner Tochter in den Skiurlaub fuhr, als würde es ihm etwas bedeuten, als wäre es ein Versprechen, um dann in sein neues Leben zurückzukehren, als wäre nichts gewesen.
    Sie trat näher an die Tür heran, ihre Füße wurden kalt auf den nackten Fliesen.
    »Ich weiß«, sagte er jetzt ganz sanft. »Ich vermisse dich auch, Schatz.«
    Natürlich , dachte Hadley und schloss die Augen. Natürlich.
    Es half kein bisschen, dass sie Recht gehabt hatte; wann war davon je irgendwas besser geworden? Sie spürte, wie tief in ihr drinnen ein Groll seine Wurzeln schlug. Wie ein kleiner, harter, schäbiger Pfirsichkern, eine Bitterkeit, die sich nie wieder auflösen würde, da war sie sicher.
    Sie trat von der Tür zurück, ihre Kehle verengte sich, ihr Brustkorb schwoll an. Im Spiegel sah sie, wie ihr Blut in die Wangen stieg, und in der Wärme des kleinen Badezimmers verschwamm alles vor ihren Augen. Sie krallte die Finger um den Waschbeckenrand, bis die Knöchel weiß wurden, und zwang sich zu warten, bis er aufgelegt hatte.
    »Was ist denn los?«, fragte Dad, als sie endlich aus dem Bad kam, ohne ein Wort schnurstracks an ihm vorbei marschierte und sich auf eins der Betten fallen ließ. »Alles in Ordnung bei dir?«
    »Mir geht’s gut«, hatte Hadley knapp geantwortet.
    Aber am nächsten Tag war es wieder passiert.
    Als sie am nächsten Morgen mit dem Fahrstuhl ins Foyer hinunterfuhren, schon warm eingepackt in ihrer Skikleidung, gab es einen heftigen Ruck, und sie blieben plötzlich stehen. Nur sie beide waren in der Kabine, und sie tauschten einen ratlosen Blick, ehe Dad die Achseln zuckte und auf den Notrufknopf drückte. »Blöder bescheuerter Fahrstuhl.«
    Hadley starrte ihn wütend an. »Meintest du nicht blöder bescheuerter Lift ?« Sie sprach den britischen Ausdruck verächtlich aus.
    »Wie bitte?«
    »Ach nichts«, murmelte sie und hieb wahllos auf die Tasten, die eine nach der anderen aufleuchteten, so wie in ihrem Inneren langsam die Panik aufstieg.
    »Ich glaube, das wird nicht helfen …«, hob Dad an, aber er brach ab, als er merkte, dass irgendwas nicht stimmte. »Alles in Ordnung?«
    Hadley zupfte am Kragen ihrer Skijacke, öffnete dann den Reißverschluss. »Nein«, sagte sie, und ihr Herz klopfte wild. »Ja. Weiß nicht. Ich will hier raus.«
    »Es kommt sehr bald jemand«, sagte er. »So lange können wir nichts –«
    »Nein, jetzt , Dad«, sagte sie in einem Anflug von Verzweiflung. Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft in Aspen hatte sie ihn Dad genannt; bis dahin hatte sie mehr oder weniger

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