Puppenbraut: Psychothriller (German Edition)
braucht er jetzt, in denen er sie aus den Augen lassen würde. Mehr nicht! Eine Kleinigkeit musste erledigt werden, bevor er sie endgültig mitnehmen würde. Der Lesestoff sah eher nach einer halben Stunde aus! Er hatte also noch ausreichend Zeit.
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„Verpiss dich, Alter! Ich will dich hier nicht mehr sehen!“ Eine gedämpfte Stimme aus der Wand warf Doreen aus dem Buch, das sie gerade las. Entgeistert schaute sie sich um. An der Wand in der hinteren Ecke befand sich eine Tür, die sie erst jetzt bemerkt hatte. ‘Sicherlich ein kleines Lager oder Angestelltenbüro’, vermutete sie. Gespannt lauschte sie weiter.
„Ey! Ich kann nichts dafür, Alter! Sei mal ein netter Bruder! Ich brauche diesen Job, Mann! Wer will schon so einen wie mich einstellen? Einen Ex-Knacki!“
„Neee! Ich habe genug für dich gelogen! Jetzt reicht’s mir! Mann, hier kommen Eltern mit Kindern her! Im Park ist ein Kind verschwunden, weshalb die Bullen genau dich grade verhaftet haben! Ich musste für dich lügen, Alter! Verpiss dich endlich! Ich will dich nie wiedersehen! Bruder! Bruder nennst du mich? Dass ich nicht lache! Ich bin kein Bruder, sondern dein verdammtes Kindermädchen! Aber ab jetzt nicht mehr! Ich will dich nie wieder sehen! Raus hier!“, grollte die Stimme immer aufgeregter.
‘Das klingt alles nach dem Inhaber des Ladens. Ein Angestellter würde einen solchen Streit nicht wagen. Doch wer war der andere?’, überlegte Doreen krampfhaft. ‘Einer, den die Bullen verhafteten? War es nicht... Dwane Harper? Der Typ, der wegen der früheren Auffälligkeit für Kinderpornografie verhaftet wurde?’ Sie spürte plötzlich, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten. Als die kleine Tür noch mit Schwung aufflog, schnürte sich ihr die Kehle zu. Die aufsteigende Panik löste bei ihr mal wieder die gefürchtete allergische Reaktion aus. Ruckartig griff sie zu ihrer Tasche, um den Inhalator herauszuholen. Sie versetzte sich prophylaktischen einen Sprühstoß, bevor es zu spät sein würde. Wie sehr sie diese ‘Behinderung’ doch nervte!
Vor ihr stand ein ziemlich unattraktiver Mann. Sein mauseblondes, ungewaschenes Haar und der leichte Ansatz von Bauch verrieten, dass er sich nicht besonders um sein Äußeres bemühte. In seinen Augen loderte Feuer, als er Doreen, die einzige Kundin in dem Raum, ansah.
„Na, gnädige Frau!? Auch mit einem Balg hier? Dann halten Sie es von mir fern, denn die Bullen sagen, ich ficke sie alle!“, zischte er durch die Zähne, bevor er den Raum wütend verließ. Der andere Mann, den Doreen vermutlich vorhin gehört hatte, stürzte hinterher.
Für einen Augenblick schien die Welt stillzustehen. Was war soeben geschehen? Sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen.
„Entschuldigen Sie bitte! Mein Bruder meinte es nicht ernst, was er da gerade sagte! Er wollte Sie nur erschrecken, weil er sauer auf mich war! Seien Sie bitte nicht böse!“, sagte der vermutete Ladenbesitzer. Er war bei Weitem sportlicher und gepflegter als Dwane Harper.
Doreen schluckte mehrmals, bevor ihr die Lüge entfuhr: „Ich bin ihm nicht... ähm... böse. Es ist alles in Ordnung. Alles ist gut!“ Hastig stand sie vom bequemen Sessel auf, bereit, aufzubrechen und nach ihrer Tochter zu sehen. Wer weiß, wo der Irre rausgegangen war? Diese Buchhandlung verlor für sie mit einem Mal jeglichen magischen Zauber. Sie wollte nur noch weg!
„Mommy?“, hörte sie die Stimme ihrer Tochter. „Mommy?“ Ihre Tochter hatte sich offensichtlich entschlossen, ihre Mutter zu suchen.
Zwar war sie dankbar, dass Cassy ihr die Möglichkeit zur erneuten Konfrontation mit dem Ladenbesitzer nahm, dennoch wollte sie ihr Kind nicht in diesem Raum wissen. Sie murmelte leise: „‘Tschuldigung!“ und eilte aus dem Raum, ohne darauf zu achten, die Bücher wieder einzuräumen. Schon jetzt verfluchte sie sich selbst, dass sie in der entferntesten Ecke des Parks ihr Auto geparkt hatte. Sie zerrte Cassy trotz lauter Proteste aus der Buchhandlung, als hätten sie soeben die Hölle persönlich gesehen.
KAPITEL 15
Raffaella Bertani lief ungeduldig im Kreis umher. Fünfzehn Minuten Verspätung waren wahrhaftig ungewöhnlich für Doreen. Zumindest nicht, ohne anzurufen. Zum erneuten Mal nahm sie ihr Handy zur Hand, um Rees Nummer zu wählen. Wieder hörte sie nur die blöde Ansage.
Irgendetwas stimmte nicht!
‘Vielleicht hat sie das Telefon zu Hause vergessen und steht im Stau’,
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