Puppenbraut: Psychothriller (German Edition)
in diesem Fall wurde das Opfer mit dem Kopf nach unten begraben. Diesmal jedoch sorgfältiger. Ebenfalls hatte sie ein weißes, kurzes Kleid an und wurde für irgendetwas vorbereitet. Bei der Kleidung, die neben ihr lag, fehlte ein Fetzen Stoff. Neben dem Leichnam konnte man wieder einen vergleichbaren Ring finden. Doch diesmal war unser Täter raffinierter! Nach dem Verschwinden des Kindes erhielten die Eltern des zweiten Opfers einen Brief mit Stofffetzen des ersten. Und wieder fand man die Leiche sieben Tage nach der Entführung.“
„Könnte es sich in einem dieser Fälle um einen Trittbrettfahrer handeln?“ Das war eine der berühmten Fragen, die immer dem smarten Dr. Bryan Goseburn vorenthalten blieben.
„Wir haben nie die Informationen über die Stofffetzen nach außen kommuniziert. Ebenfalls die Tatsache, dass der Täter einen Ring daneben legte, wurde so streng unter Verschluss gehalten, dass nicht mal das NYPD die Einsicht in die Akten bekam. Ich bin überzeugt, dass wir es in den beiden ersten Fällen mit keinem Trittbrettfahrer zu tun haben. Aber auch in dem Fall von dem derzeitigen Entführungsopfer habe ich berechtigte Zweifel daran!“ Angel drehte verlegen ihren Kopf zum nächsten Bild. „Die Verletzungen des zweiten Opfers sind wesentlich sparsamer, was darauf schließen lässt, dass der Täter diesmal ruhiger und erfahrener war. Er hat nach dem ersten Mord dazugelernt. Das Gleiche gilt für den Fundort der Leiche.“
„Vermutlich gab es auch bei Miranda keine brauchbaren Spuren?“ Scott Goodwin hasste es, Fragen zu stellen, die gleich darauf verneint wurden.
Angel Davis wusste es, dennoch hatte sie keine andere Wahl. „Genau. Keine brauchbaren Spuren. Auch die Suche nach Kleidung oder Ringen, die der Täter den Opfern mitgab, war eine reine Sackgasse. Billigware. Er könnte es überall gekauft haben, ohne dass es jemandem aufgefallen wäre. Nicht mal unter den Fingernägeln der Opfer gab es Auffälligkeiten. Sie schienen sich nicht zu wehren, was angesichts der Mittel, die sie bekamen, verständlich war. Beide Opfer wurden vor ihrem Tod mittels einer Injektion betäubt. Mittel der Wahl: Gamma-Hydroxybuttersäure, also K.-o.-Tropfen, die man im Blut der Opfer gefunden hatte. In diesem Zustand wurden die... ähm... Mädchen erstickt.“ Die Opfer als Menschen zu sehen, bereitete jedem Ermittler Probleme. Besonders dann, wenn es sich um kleine Kinder handelte.
„Was wissen wir über die neueste Entführung?“ Dr. Michelle Bellamy meldete sich nach einer Weile erneut zu Wort.
„Zoey Andrews, elf Jahre alt. Sie wurde vor sechs Tagen entführt. Es gab zunächst Zweifel daran, ob sich die Entführte in den Händen unseres Mörders befindet. Sicherheit haben wir erst seit Donnerstagabend, da ihre Mutter eine Nachricht mit Stofffetzen des zweiten Opfers erhielt. Der Täter versuchte diesmal, den Eltern zu vermitteln, dass ihr Kind erwachsen wäre. Im Fall des entführten Mädchens gab es Schwierigkeiten im Elternhaus. Der zeitliche Abstand beträgt, wie in den vorangegangenen Fällen, ein Jahr seit dem Fund der zweiten Leiche. Doch diesmal gibt es einen Unterschied!“
Abrupt wurde es still in der Runde. Die Kollegen warteten auf die Erklärung, die Angel mit Zögern lieferte. „Im Fall Zoey Andrews gibt es noch eine Entführung. Bei dem zweiten Entführungsopfer handelt es sich um Doreen Bertani, eine Journalistin, die sich in der Suche nach Zoey sehr engagierte. Sie verteilte überall Flyer, was offenbar jemanden gestört hat! Sie wird seit heute früh gesucht. Im Normalfall hätte uns das NYPD nicht informiert oder gar so schnell nach einer erwachsenen Person gefahndet. Die Verflechtung mit unserem Fall machte diese Vermisste zum potenziellen Opfer. Der Entführer im Fall Bertani ließ das Kind der Frau, ein kleines Mädchen, verletzt am Tatort zurück. Er war offenbar nur an der Mutter interessiert.“
„Gibt es in den aktuellen Fällen Zeugen?“, wollte Josh wissen. Seine Finger juckten schon, mit der Arbeit am Rechner beginnen zu können.
„Es werden derzeit jede Menge Leute verhört“, antwortete Angel beinah mechanisch. „Unser neuestes Entführungsopfer, die Journalistin, schnüffelte im Boerum Park herum. In dem angrenzenden Kiosk hatte man ihre Kreditkarte gefunden, obwohl die Verkäuferin sich nicht erinnern kann, dass Doreen Bertani beim Bezahlen eine benutzt hätte. Der Besitzer des Kiosks, der das Opfer am Entführungstag sah, benahm
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