Puppenbraut: Psychothriller (German Edition)
füllte sich mit Menschen, die hektisch versuchten, das noch vorhandene Leben zu erhalten. Von oben betrachtet, offenbarte sich eine Szenerie, die man eigentlich nur aus einem grausamen Horrorfilm kannte.
Rettungskräfte, die soeben am Tatort angetroffen waren, tummelten sich um zwei Frauen, die man wie Leichen auf dem Boden ausgebreitet hatte. Im Nebenzimmer lag eine weitere, doch männliche Leiche - mit einer Spritze neben der Hand, die Scott in Bruchteilen von Sekunden als Waffe identifiziert hatte.
Sein präziser Schuss traf das Monster, das das kleine verängstigte Kind wie einen Panzer an sich drückte, mitten in den Kopf. Die Wucht des Treffers schleuderte Travis Carter nach hinten, womit er auf das Bett im Nebenzimmer fiel. Die Spritze fiel zu Boden und zerbrach.
Zoeys unaufhörlicher Panikschrei vermischte sich mit den lauten Anweisungen der Cops und Sanitäter, die mittlerweile in Scharen in den Keller stürmten.
In dieser Szenerie konnte man eine Stimme hören: „Wir verlieren sie! Ich brauche einen Defibrillator! Alle weg! Auf drei! Verdammt!“
Doch Doreen wusste, dass ab sofort alles gut sein würde. Das Licht würde sie an einen besseren Ort bringen. Ihr Herz öffnete sich. Ihre Mission war erfüllt! Endlich konnte sie gehen. Durch ihre Hilfe musste dieser Sadist seine Vorgehensweise ändern und hatte endlich den entscheidenden Fehler gemacht. Doreen konnte verhindern, dass weitere Kinder von seiner Hand starben! Das war mehr, als andere von sich behaupten konnten! Nun war sie bereit, zu gehen...
Ree hörte die Stimme eines Arztes: „Ich brauche Hilfe! Die Patientin kollabiert ebenfalls! Defibrillator! Alle weg! Auf drei!“
Plötzlich nahm sie einen furchtbaren Schlag wahr. Als wäre sie direkt aus dem freien Fall gegen eine Mauer geprallt. Sie wollte wieder zurück, als sie eine panische Stimme hörte:
„Ich habe wieder einen ganz schwachen Herzschlag! Ich werde versuchen, sie zu stabilisieren!“ Zu ihr gewandt, sagte der Arzt flehend: „Jetzt müssen Sie durchhalten, hören Sie? Sie schaffen es! Bitte, bitte, halten Sie durch!“
EPILOG
Samstag, 6. Monate nach der Entführung.
Schweißgebadet wachte Doreen Bertani wieder aus ihrem Albtraum auf. Mit einer Hand nach dem Inhalator tastend, setzte sie sich kerzengrade in ihrem Bett auf. Langsam spürte sie, wie sich die lebensrettende Flüssigkeit in ihrer Lunge ausbreitete, um etwas Platz in den Bronchien zu schaffen. Nach einer Weile atmete sie tief ein. ‘Wieder dieser Albtraum. Wann hört er endlich auf?’, dachte sie mit steigender Erleichterung über das Fehlen des Realitätsbezuges. Sie strich sich mit dem Ärmel ihres Pyjamas den kalten Schweiß von der Stirn weg.
Der Blick auf den gegenüberliegenden Wecker verriet ihr, dass sie noch etwas Zeit zum Herumliegen hatte. Um sieben Uhr am Samstag konnte sie eh nicht besonders viel tun, außer bei einem Kaffee die Zeitung zu lesen. Alleine. Sie entschied sich, den Tag etwas anders zu beginnen. Die Bettwäsche auf der anderen Seite ihres Ehebettes war ordentlich zusammengelegt. Wie immer. Und so kalt. Viel zu kalt!
Leise, fast auf den Zehenspitzen, verließ sie das Schlafzimmer. Die leeren Gänge des totenstillen Hauses hauchten ihr immer noch etwas Ehrfurcht ein. Geräuschlos öffnete sie die Tür zum Kinderzimmer ihrer Tochter. Während sie sich ganz vorsichtig neben Cassy legte, hörte sie das Kind ganz ruhig atmen. Diese Melodie brauchte sie jetzt ganz dringend. Existenziell.
Doreen umarmte ihr irgendwann groß gewordenes Baby so eng, dass sie den Geruch ihres Haares wahrnehmen konnte. Sie spürte die Wärme dieses kindlichen Körpers. Mit diesem wohligen Gefühl schloss sie die Augen und versank beinahe sofort in einen tiefen, ruhigen Schlaf.
*****
Ein leichtes Kraulen brachte sie augenblicklich in einen wachen Zustand. Dass sie nicht mehr schlief, ließ sie sich natürlich nicht anmerken, und genoss die sanfte Zärtlichkeit, solange Cassy Geduld bewies. Vorsichtig, um ihr Kind nicht zu erschrecken, drehte sie sich nach einer Weile um.
Ihre Tochter kicherte bereits. Lächelnd küsste Doreen sie auf die Stirn. Genau dieser kleine Engel war der Grund dafür, dass sie die therapeutischen Sitzungen, die sie seit dem Vorfall mit Zoey begonnen hatte, langsam abschließen konnte.
„Cassy, mein Schatz, wollen wir jetzt aufstehen? Fast peinlich, aber es ist schon neun Uhr! Ich könnte uns
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