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Puppenbraut

Puppenbraut

Titel: Puppenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May Brooke Aweley
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Weise nach dem vermissten Kind suchte. ‘In Ausnahmesituation steht es den Leuten frei, wie sie agieren!’, redete Doreen sich ein.

    Das würde definitiv für Publicity sorgen in der Umgebung des Täters. Gleichzeitig nutzte sie die Möglichkeit, Zoey als kleines Kind darzustellen, was den Täter zumindest verwirren sollte. Alles, was “Dolly-Lover” sicherlich nicht wollte. Bei der Recherche weiterhin für Wirbel zu sorgen war besser, als irgendeiner anderen Story nachzujagen, für die Doreen momentan kein Herz hatte. ‘Wenn eine Aktion starten, dann aber richtig!’, rechtfertigte sie stur ihr eigenes Vorgehen, um letzte Zweifel zu zerstreuen, und druckte 100 Zettel aus. Ein Teil davon sollte im Boerum Park verteilt werden, der Rest in der Nähe der Schule.

    ‘Doch wohin zuerst?’, dachte Doreen krampfhaft nach. ‘Vielleicht auf den Spielplatz?’ Sie entschied sich für den Park. Bis die Kinder nach Hause gingen, sollte sie es zur Schule schaffen. Alles würde wie am Schnürchen klappen! Der Hausmeister an der Schule war bisher sehr hilfsbereit gewesen. Sie konnte sich vorstellen, dass er ihr beim Verteilen helfen würde. ‘Bei der Gelegenheit könnte ich noch ein paar Fragen stellen’, dachte sie praktisch.

    Doreen nahm den Haftnotizblock und notierte „30 Flyer/an Hausmeister”. Auf den anderen schrieb sie: „30 Flyer/am Kiosk“, „40 im Boerum Park verteilen“ . Manchmal brauchte sie diese kleinen farbigen Zettel als Gedächtnisstütze, wenn sie ihren Ideen nachging. Die grelle Farbe brannte sich sehr gut in ihr Gedächtnis ein! Die Informationen wurden somit jederzeit gespeichert. Wenn Raffaella oder Ivy vor ihr zu Hause waren, hatten sie einen bunten Anhaltspunkt, wo sich Doreen ungefähr befand.

    Als sie die mit Kleber behafteten Schnipsel in der Küche an einem Hängeschrank in einer zeitlichen Abfolge kleben wollte, entging ihrer Aufmerksamkeit, dass sich einer davon löste. Durch den leichten Windstoß landete er unter dem Kühlschrank.

    *****

    Der Kiosk-Besitzer im Boerum Park quittierte die Flyer mit einer ablehnenden Miene, doch er ließ gnädig zu, dass Doreen die bedruckten Blätter auf den Tischen verteilen konnte. Offenbar wollte er vor seinen Kunden, einem Ehepaar, das gelangweilt an einem lauwarmen Kaffee nippte, als sehr zuvorkommend wirken. Doreen bedankte sich freundlich und ging eiligen Schrittes hinaus. Der Park wirkte um diese Zeit nicht so gut besucht wie sonst, deshalb wurde sie nur ganz wenige Zettel bei den Eltern und Parkbesuchern los. Wesentlich mehr Erfolg versprach sie sich in der Schule.

    Doch auch die Shelby School wirkte verlassen. Alle Kinder schienen im Unterricht zu sein, was für einen Besucher bei dem sonstigen Geräuschpegel nicht unbedingt unangenehm erschien. Weit und breit war kein Erwachsener zu sehen. Doreen war frustriert. Alles, aber auch wirklich alles an ihrem Plan schien am heutigen Tag schiefgegangen zu sein. Nur der Hausmeister saß mit stoischer Ruhe hinter der Glasscheibe seines Büros und blätterte uninteressiert in einem Katalog, ohne den schon bekannten Eindringling bemerkt zu haben. Sie klopfte kurz an die Scheibe und sah ihn hochschrecken. Gedankenversunken, mit seiner zerzausten Frisur, sah er aus wie der kleine Vogel Woodstock in den von ihr geliebten Snoopy-Comics. Unwillkürlich musste sie grinsen. Dieser Mann war ihr plötzlich unheimlich sympathisch.

    „Herr Carter, bitte, entschuldigen Sie die Unterbrechung!“, lächelte sie den Aushilfs-Hausmeister an. Als Journalistin war sie für ihr fabelhaftes Namensgedächtnis dankbar. Es erlaubte ihr, jedem bekannten Gesicht einen konkreten Namen zuzuordnen.

    „Frau...ehm...“, stammelte er. Offenbar war er nicht mit dieser großen Gabe der Erinnerung ausgestattet.

    „Bertani, Doreen Bertani“, half sie lächelnd nach.

    „Frau Bertani, genau... Wollten Sie nicht Ihre Tochter bei uns anmelden?“ Langsam kehrte wieder Sicherheit in den zerstreuten Mann ein.

    „Tochter?“ Diesmal war Doreen für einen Augenblick perplex. “Ähm... Meine Tochter, ja, genau...“ Wie konnte sie das bloß vergessen haben? Doreen überlegte jetzt, einen schönen Bogen zum eigentlichen Vorhaben hinzubekommen, doch das erschien nicht leicht.

    Letztendlich entschied sie sich dann, mit der halben Wahrheit herauszurücken. „Wissen Sie, um ehrlich zu sein, bin ich nicht nur Mutter eines Kindes, das hier angemeldet werden sollte. Ich bin auch eine Journalistin. Die Mutter des verschwundenen

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