Puppenfluch
war.
Martin Wiker.
Martin Wikers Kalender lag nur wenige Zentimeter vor ihr entfernt. Sie fragte sich, ob Wiker wohl zu denen gehörte, die sich alles aufschreiben mussten, um nichts zu vergessen. Und ob in diesem Kalender etwas Lesenswertes stand.
Aron schien ihren Blick nicht zu bemerken. Er kramte weiter nach seinen Kaugummis, aber Siri spürte, wie es in ihrem Magen flatterte. So beiläufig wie möglich nahm sie den Kalender und schlug ihn an einer zufälligen Stelle auf. Hastig überflog sie die Seite.
»Da sind sie ja! Meine Kaugummis!«, sagte Aron und hob den Kopf.
Siri war sich nicht sicher, ob er überhaupt bemerkt hatte, dass sie den Kalender in der Hand hielt, aber sie wollte es nicht darauf ankommen lassen.
»Dann wollen wir doch mal sehen, wann du das nächste Mal fliegst ...«, sagte sie neckend und blätterte weiter.
Da war das Datum, nach dem sie gesucht hatte. Und es gab einen Eintrag ...
»Was? So was schreibe ich nie auf. Außerdem habe ich gar keinen Kalender.«
Verblüfft betrachtete er das rote Buch, in dem Siri blätterte.
»Das ist ja Papas! Wie zur Hölle kommt der denn hierher?«
Aron schnappte nach Luft.
»Verdammt! Ich muss ihn aus Versehen eingesteckt haben, als ich ... als ich ihm gestern geholfen habe, sein Büro aufzuräumen.«
Er streckte die Hand aus.
»Den muss ich zurücklegen, bevor er was merkt.«
Siri reichte ihm den Kalender und versuchte, gleichgültig auszusehen.
Das war nicht einfach. Was sie eben gelesen hatte, beunruhigte sie und der Kloß in ihrem Magen war noch größer geworden, als er ohnehin schon war. Der Pfefferkuchen schmeckte plötzlich nach Pappe.
»Mm. Aron ...«, sagte sie.
»Ja?«
»Ich überlege gerade ... kennst du ein Mädchen mit mittellangen schwarzen Haaren?«, fragte sie vorsichtig.
Obwohl sie so leise redete, kam es ihr vor, als hallte die Frage in dem kleinen Raum.
Gerade da ging die Tür auf und Martin musterte sie mit einem seltsamen Blick. Seine Stimme klang scharf, als er fragte: »Ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren?«
Auch Aron starrte Siri an. Er sah, dass Siris Hand plötzlich zitterte, und wunderte sich darüber. Er selbst war vor allem sauer, weil sein Vater so plötzlich aufgetaucht war. Sollte er nicht noch ein paar Stundenfliegen? Warum platzte er hier rein und störte sie?
»Hm«, sagte Siri. »Anna. Langes, schwarzes, lockiges Haar. Sie war in der Mittelstufe in deiner Klasse, Aron. Ich habe gehört, dass sie einen Job bei MTV bekommen haben soll.«
Aron staunte. Was faselte sie da? Er kannte keine Anna mit langen schwarzen Haaren. Er hatte nie eine Anna in der Klasse gehabt!
Martin Wiker schnaubte.
»MTV hier, MTV da. Was soll aus der Welt werden, wenn das alles ist, wovon Jugendliche träumen? Ein Glück, dass es noch Jungs wie Aron gibt. Er will später meine Firma übernehmen, hat er dir das erzählt?«
Siri starrte Arons Vater an und Aron folgte ihrem Blick. Er hatte den Eindruck, dass auch sein Vater Siri forschend betrachtete, doch vielleicht bildete er sich das nur ein.
Aron schluckte und stellte seinen Becher ab.
»Du bist schon zurück?«, fragte er.
»Ja, der Motor hat komische Geräusche gemacht, da dachte ich, es wäre besser runterzugehen. Vielleicht könntest du mal nachsehen, Siri, oder Torsten Bescheid geben, wenn es für dich zu schwierig ist.«
Martin warf ihr die Schlüssel zu und sie fing sie in der Luft. Martin nickte zufrieden.
»Gut gefangen! Wollen wir nach Hause, Aron? Dawar doch noch irgendeine Arbeit, für die du büffeln wolltest, oder nicht?«
»Ja ...«
Nein, er wollte absolut nicht nach Hause fahren – er wollte hier mit Siri auf dem Sofa sitzen! Aber Martin stapfte zur Tür und klapperte mit den Autoschlüsseln.
»Aron?«
»Ja, ich komme.«
»Und du gibst Torsten Bescheid, Siri?«
»Na klar. Mache ich.«
Widerwillig stand Aron auf. Siri tat es ihm gleich und ging zur Tür. Ein Gefühl von Verzweiflung übermannte Aron. Er durfte sie nicht einfach so gehen lassen ...
Er holte Luft.
»Siri?«
»Ja?«
»Wir ... vielleicht können wir ein andermal Kaffee trinken?«
Aron versuchte, das amüsierte Prusten seines Vaters zu überhören. Er sah nur Siris Lächeln.
»Klar«, sagte sie, als wäre es die natürlichste Sache der Welt. »Ruf mich an.«
Sie legte die Hand auf die Klinke und schaute Martin an: »Ich rede gleich mal mit Torsten«, sagte sie und verschwand nach draußen. »Aber ich kann mir kaum vorstellen, dass es wirklich am Flugzeug liegt. Es ist
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