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Puppenfluch

Puppenfluch

Titel: Puppenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Ewa Christina; Sjögren Johansson
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der Baracke. Er spürte, wie er plötzlich schrumpfte. Er wartete darauf, dass sie sich über ihn lustig machte, und legte sich schon eine passende Antwort zurecht, aber zu seiner Verwunderung musste er sich gar nicht verteidigen.
    »Möchtest du Tee?«, fragte sie nur.
    »Trink das, dann fühlst du dich gleich besser«, sagte Siri und stellte ihm einen Becher hin.
    Der Tee duftete warm und süß. Apfeltee mit reichlich Zucker. Dankbar nahm Aron den Becher und trank einen kleinen Schluck.
    Eigentlich hatte er sich diesen Tag anders vorgestellt. Er hatte Siri imponieren wollen und jetzt saß er hier und fühlte sich genauso bescheiden wie immer nach einer Runde im Flugzeug.
    Siri nahm sich einen Kaffee und setzte sich ihm gegenüber auf das Sofa. Sie waren alleine im Vereinsheim. Auf dem Tisch zwischen den durchgesessenen senfgelben Sofas standen mehrere benutzte Tassen und eine Plastikdose mit Pfefferkuchen.
    »Du fliegst also nicht gerne?«, sagte Siri.
    Aron zuckte zusammen.
    »Wieso?!« Er fauchte fast.
    »Du lieber Himmel, du bist aber ... empfindlich! Das war doch nur eine Frage. Es muss doch nicht jeder gerne fliegen.«
    Sie sah ihn mit ihren tiefblauen Augen an und Aron atmete auf. Sie hatte recht. Durch die dauernde Kritik seines Vaters war er wirklich überempfindlich geworden.
    »Ja. Vielleicht nicht direkt«, sagte er. »Man gewöhnt sich bestimmt irgendwann dran.«
    »Warst du sauer, dass ich angerufen habe?«, fragte sie und wechselte abrupt das Thema.
    »Nein, nein, war ich nicht«, antwortete er schnell. »Ich hatte nur ... noch geschlafen.«
    »Wir hätten uns auch woanders treffen können, wenn du den Flugplatz nicht magst. In irgendeinem Café oder so.«
    Aron schüttelte heftig den Kopf.
    »Hier ist es total super. Wirklich!«
    Und das war es. Es war einfach perfekt, hier mit Siri im Vereinsheim zu sitzen. Er fragte sich, ob er tatsächlich im Begriff war, sich zu verlieben. War das so schnell überhaupt möglich? Aber er war sich natürlich nicht sicher, was Siri über ihn dachte. Sie sah ihn forschend an und nahm sich einen Pfefferkuchen aus der Dose.
    »Was machst du denn gerne?«
    »Äh ... ich mag Musik«, sagte er widerwillig. »Gitarre und so ... und ich singe gern.«
    »Echt? So wie die bei Popstars ?«
    Sie klang freundlich neugierig und gar nicht überheblich, wie er befürchtet hatte. Normalerweise redete er nicht über seine Musik, das war zu privat, aber Siri schien ihn auf Anhieb zu verstehen. Er wurde mutiger.
    »Mehr so Singer-Songwriter-mäßig, na ja, du weißt schon. Nicht direkt Pop.«
    »Und gehst du auf ein musisches Gymnasium?«
    »Nein, ich habe Schwerpunkt Politik und Wirtschaft.«
    Sie wirkte überrascht und er sagte hastig: »Mein Vater will, dass ich irgendwann die Firma übernehme, obwohl ich mir das schlecht vorstellen kann. Ich glaube, ich bin kein Geschäftsmann. Aber wenigstens habe ich Musik als Wahlfach.«
    In Siris Augen glomm etwas auf. Sie beugte sich nach vorne, als würde das Thema sie wirklich interessieren. Er dachte, dass sie ihn weiter nach seiner Musik fragen wollte und ihm wurde ganz warm.
    »Ist es ein großes Unternehmen?«, fragte sie. »Habt ihr eine Menge Angestellte?«
    Aron war enttäuscht. Ging es hier nur um seinen Vater? Er trank einen Schluck Tee und versuchte, eine bequemere Position auf dem durchgesessenen Sofa zu finden.
    »Nein, so groß ist die Firma nicht«, sagte er. »Wir haben nur drei Mitarbeiter. Danne, unseren Fahrer, Igor, der die Kontakte zu den Osteuropäern betreut, und Kristi, die das Büro macht.«
    »Und was ist mit den Autos? Habt ihr mehrere?«
    »Ja, es gibt noch einen zweiten Benz, der auf den Betrieb zugelassen ist, aber ...«
    Siri durchbohrte ihn mit ihrem Blick, als versuchte sie, durch ihn hindurchzusehen. Aron wand sich. Er griff nach seinem Rucksack, der neben ihm auf dem Boden stand. Er meinte sich zu erinnern, dass noch irgendwo ein Päckchen Kaugummis darin herumflog. Er wühlte alles durch, konnte aber nichts finden, und kippte schließlich den ganzen Inhalt auf den Tisch.
    Siri sah ihm zu und grinste.
    »Verdammt viel Zeug schleppst du da mit dir rum«, sagte sie.
    »Ja, ist ein bisschen zu viel. Eigentlich suche ich nur meine Kaugummis.«
    Aron nahm einen Kalender und legte ihn auch auf den Tisch. Siri warf einen gleichgültigen Blick darauf, aber dann erstarrte sie, noch immer den Keks in der Hand. Es war ein kleiner Terminplaner mit rotem Einband, in den mit Goldbuchstaben ein Name eingeprägt

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