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Puppengrab

Puppengrab

Titel: Puppengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Brady
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noch immer die Fäuste geballt und hoffte inständig, dass sie ihn nicht mehr berührte. Seine Haltung würde zusammenfallen, wenn sie ihr Angebot wiederholte. Und Neil war sich nicht sicher, ob er ihr noch einmal widerstehen konnte.
    Sie kam näher, und ihre Stimme klang brüchig. »Ich verstehe nicht, was du von mir verlangst.«
    Neil konnte nicht anders, er strich ihr sanft über das Kinn. »Dann denk weiter darüber nach. Und ich hoffe für uns beide, Beth, dass du es herausfindest.«
     
    Chevy Bankes saß wartend in einem neuen Lexus auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums. Der Wagen roch wie ein Bienenstock. Er hatte Mabels Duftbäumchen vom Armaturenbrett entfernt, als er sich in den Wagen gesetzt hatte, doch der Innenraum stank noch immer wie ein verdammtes Fass Honig. Wahrscheinlich wurden die Bären davon angelockt, sobald er dieses Auto verließ.
    Er hatte den Morgen mit einem kleinen Feuer in Mabels Badewanne begonnen – Chevy hatte beschlossen, dass die nächste Puppe seine Hilfe benötigte. Danach war er bei einem Second-Hand-Laden vorbeigefahren, um sich ein paar neue Klamotten zuzulegen. Während der nächsten drei Stunden hatte er das gesamte Stadtgebiet durchkämmt, um den passenden Ort zu finden. Schließlich hatte er ein Einkaufszentrum in Alexandria entdeckt, das die richtigen Kriterien erfüllte: Hier gab es einen Wal-Mart, einen Friseur, ein Fotogeschäft, einen Haushaltswaren- und einen Blumenladen und ganz am Ende eine Blockbuster-Videothek.
    Alles, was Chevy brauchte, waren der Wal-Mart und das Blumengeschäft.
    Und natürlich den Jungen. Ein Skateboarder, vielleicht zwölf, dreizehn Jahre alt, mit einer Strickmütze, zwei übereinandergezogenen T-Shirts und knallengen Cordhosen, so dass sich Chevy fragte, wie man darin die Knie beugen konnte. Der Junge hatte den Hinterausgang eines Tex-Mex-Restaurants zu seinem privaten Skateboard-Parcours erkoren und übte seit zwanzig Minuten ein und denselben Bewegungsablauf. Die vier Stufen bei der Hintertür des Restaurants hinauf, das Board fallen lassen, sich kräftig abstoßen, unten landen und weiterrollen. Und das immer und immer wieder.
    Chevy blickte auf die Uhr und fragte sich, ob es paranoid war, seinen kleinen Drecksjob von dem Jungen erledigen zu lassen. Mittlerweile tauchten überall Fahndungsbilder von Margaret Chadburne auf, doch die Chancen standen gut, dass die Öffentlichkeit noch keine Bilder von der Frau gesehen hatte, in die sich Chevy in Beths Haus verwandelt hatte, auch wenn es vermutlich welche gab. Um sicherzugehen, hatte er beide Figuren sterben lassen.
    Er ließ den Lexus zu der Stelle rollen, an der der Junge Skateboard fuhr, parkte und stieg aus. Diesmal mimte er einen älteren Herrn. Allerdings machte ihm der Duftbaum, dessen Gestank ihm noch immer in der Kleidung hing, einige Mühe, nicht aus der Rolle zu fallen. Chevy sah ziemlich gut aus. Anständige Kleidung, ein ansehnliches Auto, ein leicht zögerlicher Gang – kein Humpeln, aber eine gewisse Steifheit, die auf Gelenkschmerzen schließen ließ. So viel zumindest, dass ein Ausflug zu Wal-Mart als glaubwürdige Qual für ihn erschien.
    Chevy ging auf den Skateboarder zu und tastete dabei auffällig nach seinem Geldbeutel. Der Junge bemerkte ihn aus einigen Metern Entfernung, schnappte sich sein Skateboard und warf einen verstohlenen Blick auf das Schild in der Ecke des Parkplatzes, auf dem stand: SKATEBOARDFAHREN VERBOTEN . Er hielt sein Skateboard wie ein Schild vor sich, offenbar in dem Entschluss, nicht von der Stelle zu weichen. Der Typ da vorn war schließlich uralt. Was sollte der schon von ihm wollen?
    »Entschuldige«, sagte Chevy. In letzter Sekunde hatte er sich für einen britischen Akzent entschieden. Willkommen zu einer weiteren Vorstellung im Improviationstheater. »Tut mir leid, junger Mann.«
    Der Junge gab ein missmutiges Murren von sich.
    »Sag mal.« Chevy blieb ein paar Schritte weiter entfernt stehen, als für eine normale Unterhaltung üblich war. Er wollte den Burschen schließlich nicht verschrecken. »Ich frage mich, ob du mir einen kleinen Gefallen tun könntest.«
    »Hm?«
    »Ich bezahle dich auch für deine Dienste.« Chevy zog ein paar Scheine hervor und tat, als suche er nach dem Fünfziger, den er extra oben auf das Bündel gelegt hatte. »Ich bin auf dem Weg zur Geburtstagsfeier meiner Enkelin, und leider habe ich mich etwas verspätet. Ich brauche also ein junges Paar Beine, das meine Einkäufe erledigt. Würdest du das für mich

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