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Puppengrab

Puppengrab

Titel: Puppengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Brady
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Bankes. Der Anruf kam von Cheryl. Beth hob ab und lauschte.
    Sie war bestürzt, konnte es nicht fassen.
    »Was? Was ist?«, flüsterte Neil, doch sie gab ihm keine Antwort.
    Die Neuigkeiten setzten sich wie eine Krankheit in ihren Knochen ab. Sie sagte Cheryl, sie möge sich keine Gedanken machen, und legte auf.
    »Was ist passiert?«, fragte Neil ungeduldig.
    »Ach, nichts. Es ist nicht so wichtig.« Beth schloss die Augen. »Heinz ist verschwunden.«
    »O nein!« Neil rieb sich mit der Hand über das Gesicht.
    »Bankes kann nicht dahinterstecken, Neil. Es ist vorher auch schon vorgekommen. Cheryl meinte, Chase hätte die Gartentür offen gelassen.«
    »Das Kleinkind?«
    Sie nickte. »Heinz kommt zurück. Das tut er immer.« Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter. Es war völlig lächerlich, einem verschwundenen Hund nachzuheulen, wenn Hannah im Krankenhaus lag, Mrs. Chadburne nicht aufzufinden und eine Agentin auf Beths Küchentisch erschossen worden war.
    »Liebes …«
    »Ich sage doch, es ist nichts. Ich meine, komm schon, er ist nur ein Hund.«
    »Ja, klar«, erwiderte Neil mit belegter Stimme. Er lenkte den Wagen zurück auf die Straße. »Nur ein Hund.«
     
    Der sichere Unterschlupf befand sich in einer Wohnanlage. Das Wachpersonal sah anders aus als Suarez und sein Team. Sie waren nicht als Hotelpagen, Zimmermädchen oder Hausmeister getarnt, sondern bewaffnet, und zwar schwer und sichtbar. Wie Soldaten.
    Oben angekommen, nahm sich Beth das erste Schlafzimmer, das sie sah. Neil folgte ihr mit düsterer Miene und hob ihren Koffer auf eine Kommode. Er ging durch die übrigen Räume und kehrte nach einer kurzen Inspektion des Badezimmers zurück. »Hier drin ist ein Whirlpool«, sagte er, als er herauskam. »Du solltest dafür sorgen, dass dir warm wird.«
    Beth machte sich nicht die Mühe, ihm zu sagen, dass ihr nicht mehr kalt war. Das Gefühl war verschwunden.
    »Ich bringe deine Arbeitssachen nach unten«, erklärte er. »Ich habe dir die Puppe aus Hannahs Auto mitgebracht. Sobald das Labor mit der Puppe fertig ist, die heute ankam, lasse ich sie dir schicken.«
    »Danke.«
    »Ich werde mich jetzt umsehen und mit den Wachleuten reden. Du solltest dich hinlegen.«
    »Ich bin nicht müde.«
    Neil räusperte sich erschöpft. »Wie du willst.«
    »Verrätst du mir vielleicht, warum du wütend auf mich bist?«
    Er war schon auf dem Weg nach draußen gewesen. Doch jetzt drehte er sich um und ließ die Hand vom Türgriff sinken. »Ich bin nicht wütend auf dich«, erwiderte er. »Ich bin wütend auf deine … Unabhängigkeit. Dein Rückgrat.«
    »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Ich finde, du hättest nicht in deine Küche gehen müssen, Beth. Ich hätte es nicht zulassen dürfen. Hör doch auf, ständig allen beweisen zu wollen, dass du unerschütterlich bist.«
    »Unerschütterlich«, wiederholte sie und fand, dass das Wort merkwürdig klang – in Bezug auf ihre Person. Ihr ganzes Leben war von der Angst bestimmt, sie könne zerbrechen. »Weißt du«, sagte sie, »bis Abby drei Jahre alt war, wohnten wir in einem Apartment über dem Kutscherhaus auf dem Anwesen von Foster’s. Abby hat es dort gut gefallen. Es gab ein Labyrinth aus alten Gängen, die zum früheren Stall führten und die ehemaligen Arbeiterquartiere miteinander verbanden. Wir haben uns in jedem Winkel versteckt.«
    Neil verschränkte abwartend die Arme vor der Brust.
    »Wir waren dort sicher – von Menschen umgeben, die ich kannte. Doch schließlich musste ich erwachsen werden.«
    »Beth …«
    »Nein. Ich will, dass du mich verstehst. Dieses Haus am Ashford Drive – die Blumenkästen, die Vorhänge, die Möbel – ich habe einfach alles getan, um einen Ort zu erschaffen, an dem ich leben, spielen und sogar arbeiten kann. Eine geschützte kleine Seifenblase, in der ich mich verstecken konnte und nie mehr daran denken musste, dass es einst einen Mann namens Chevy Bankes gegeben hatte. Einen Mann, der im Gegensatz zu Anne Chaney noch am Leben war und vor dem ich mich zu sehr fürchtete, um jemandem die ganze Wahrheit anzuvertrauen.« Beth trat einen Schritt auf ihn zu. »Ich musste es mir einfach ansehen, Neil. Mein Haus, meine Welt. Ich musste sehen, ob die Seifenblase wirklich geplatzt war.«
    »Himmel noch mal, Beth, du brauchst keine Seifenblase, wenn ich für dich da bin. Ich kann mich um dich kümmern.«
    Sie schluckte. Wahrscheinlich hatte er sogar recht. Und Beth hatte sich noch nie, selbst vor sieben Jahren nicht,

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