Puppengrab
auf diesen Antiquitätenausstellungen gar nicht
getroffen.
Er hat sie dort erschaffen.«
»Das Labor soll eine Retusche von Bankes’ Gesicht als ältere Frau machen«, bat Copeland Brohaugh.
»Aber er wird diese Tarnung nicht mehr benutzen«, wandte Brohaugh ein. »Nicht, wenn er glaubt, wir wären ihm auf die Schliche gekommen.«
»Wie sollte er denn darauf kommen?«, fragte O’Ryan. »Ich sorge dafür, dass die Presse nichts davon erfährt.«
»Nein«, unterbrach Neil sie. »Er weiß es längst. Mein Gott, wahrscheinlich lacht er uns schon die ganze Zeit aus und wartet nur darauf, dass wir dahinterkommen. Wir mussten nur anfangen, nach Chadburne zu suchen, das ist alles. Früher oder später würden wir darauf kommen, dass wir jemanden suchten, den es gar nicht gab.«
»Ich will, dass Sie die Retusche trotzdem mit zu Foster’s nehmen«, sagte Copeland. »Vielleicht hat jemand Bankes als Chadburne gesehen, wie er die Garage betrat, sich an den Autos zu schaffen machte oder Ähnliches.« Er strich sich mit der Hand übers Gesicht. »Ich werde wirklich allmählich zu alt für solche Sachen.«
»Wenn wir richtig liegen«, sagte Harrison, »erklärt das einiges, aber es hilft uns nicht, Bankes zu finden. Er ist irgendwo da draußen, und wir werden erst wieder von ihm hören, wenn wir die nächste Leiche finden.«
»Das stimmt«, stellte Neil fest und sah Standlin an. »Weil er es nicht schaffen wird, sich von Beth fernzuhalten. Sehe ich das richtig?«
»Er wird Kontakt zu ihr aufnehmen«, stimmte sie zu. »Ich weiß nicht wie, aber denk an meine Worte: Er wird einen Weg finden.«
[home]
38
K
omm schon, Beth. Schrei.
Beth ließ die winzige Papierrolle auf den Tisch fallen. Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper und zwang sich, keinen Ton von sich zu geben. Merkwürdigerweise wollte sie
tatsächlich
schreien, aber diese Freude würde sie ihm nicht machen. Nicht einmal jetzt, wenn er nichts davon mitbekam.
Wie hatte Bankes es geschafft, eine Nachricht in einer von Mrs. Chadburnes Puppen zu verstecken? Und dazu in einer
Larousse?
War es möglich, dass
dies
eine Larousse-Puppe war?
Chadburne … Beth ging im Kopf alle Details durch, die sie über die Frau wusste.
Sie war eine von Kerrys gutgläubigen Kundinnen, die sich an Beth gehängt hatte, nachdem diese auf direkten Konfrontationskurs mit Kerry gegangen war. Beth hatte Mrs. Chadburne ein kleines Vermögen gerettet, nachdem Kerry ihr eine falsche Benoit hatte verkaufen wollen – eben jene Puppe, die gestern als Lexi Carter aufgetaucht war. Chadburne war verwitwet, lebte in Idaho, besaß eine kleine Puppensammlung, die sich als immer wertvoller herausstellte, und ersuchte Beth von Zeit zu Zeit telefonisch um Rat.
»Beth.«
Sie wirbelte herum. Suarez. »Haben Sie mich nicht gehört?«, fragte er.
»Oh, nein. Äh, tut mir leid.«
Er trat ein, in der Hand eine längliche Schachtel, die mit einer roten Schleife umwickelt war. Auf dem Deckel waren Blumen eingeprägt. »Das wurde soeben für Sie abgegeben. Raten Sie mal von wem?«, fragte er und grinste. Dann warf er einen Blick auf die Puppe, deren Glieder abgetrennt neben dem Korpus lagen. »Immer noch auf der Suche, hm?«
Beth reichte ihm die winzige Papierrolle. Suarez öffnete sie, las, was darauf geschrieben stand, und wurde kreidebleich.
»Madre de Dios«,
sagte er und ließ das Papier auf den Tisch fallen. Allerdings nur, um keine weiteren Fingerabdrücke darauf zu hinterlassen, wie Beth feststellte. Sie hätte gelacht, wenn die Sache nicht so tragisch gewesen wäre. »Woher haben Sie das?«, wollte er wissen.
»Es steckte im Handgelenk.« Beth zeigte ihm die Stelle. Suarez fluchte und legte ihr einen Arm um die Schultern. Doch Beth bemerkte ihn kaum. Sie war wie in Trance. Bankes’ Heimtücke ließ ihr Herz erstarren.
»Ich muss das melden«, sagte er. Beth entfernte sich ein paar Schritte. Das Blut pulsierte ihr in den Schläfen. Sie fuhr mit den Fingern über die Blumenschachtel, die Neil ihr geschickt hatte und wünschte sich, seine Aufmerksamkeit könnte ihr Herz erreichen. Doch alles, woran sie denken konnte, war Bankes. Er war wie ein bösartiges Geschwür, das ihr tief in den Knochen steckte und in ihrem Leben vergraben war wie vielleicht auch in Margaret Chadburnes Leben.
Abwesend zog sie an der Schleife der Blumenschachtel und öffnete den Deckel.
Und fing an zu schreien.
Neil war in der Einsatzzentrale, als das Handy in seiner Tasche klingelte. Es war Suarez. Neils
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