Puppengrab
habe versucht, sie für Ballspiele und Autos zu begeistern, aber sie steht wohl mehr auf Mädchensachen.«
»Wir brauchen in diesem Haus dringend Verstärkung in Form von doppelten X-Chromosomen. Ich bin völlig in der Minderheit, besonders, seit Neil bei uns ist.«
Beth konnte nicht widerstehen. »Sind Sie seine Schwester?«
Maggie zog die Augenbrauen hoch. Dann schüttelte sie den Kopf. »Neil war mit meiner Schwester Heather verheiratet. Vor langer Zeit.«
Beth blinzelte. Also war Mr. Die-ganze-Welt-kann-mich-mal in jemanden verliebt gewesen? Nicht zu fassen.
Die verglaste Doppeltür öffnete sich, und eine Frau mit Bürstenhaarschnitt blies eine Rauchwolke aus, bevor sie hereinkam. Sie trug einen Ausweis um den Hals, der sie als Angestellte der Stadt zu erkennen gab und die Abkürzung des Jugendamts trug.
»Mrs. Denison?«, fragte sie und kam auf Beth zu. »Ach, denken Sie sich nichts. Abby sieht Ihnen total ähnlich.« Sie marschierte in Richtung Haustür und machte eine abwinkende Bewegung, als Maggie ihr folgen wollte. »Ich finde schon raus, Maggie. Bestellen Sie Ihrem Göttergatten, dass er uns beiden etwas schuldig ist.«
Maggie lachte trocken. »Das können Sie ihm selbst sagen. Sie sehen ihn wahrscheinlich eher als ich.«
»Ahhhh!« Ein ohrenbetäubender Schrei war von draußen zu hören. Die Jungs hatten Sheridan zu einer neuen Balgerei überredet. »Na los, Süße«, sagte Maggie zu Abby. »Du darfst auch mitspielen.«
Abby ging auf die Veranda und blieb abwartend und beobachtend stehen, während die drei Jungen den großen Mann angriffen, sich wieder zurückzogen, sich abrollten und ihn erneut attackierten. Sheridan sah Abby, lockte die Jungs zu sich und schüttelte sie alle auf einmal ab. Als er sich Abbys Hand schnappte und sie zu sich zog, jauchzte sie auf. Beth stockte der Atem.
»Keine Sorge«, sagte Maggie. »Neil lässt nicht zu, dass sich Abby weh tut.«
Er lässt nicht zu, dass sich Abby weh tut.
Die Worte brannten in Beths Brust. Fassungslos stellte sie fest, dass es stimmte. Sheridan brachte Abby mitten ins dichteste Gewimmel, so dass auch sie ein paar spielerische Knuffe abbekam, doch er hielt die ganze Zeit einen Arm wie ein Schutzschild locker um sie und federte ihre Stürze mit seinem Körper ab. Überrascht stellte Beth fest, dass sie lachen musste, als er Abby in die Luft warf, sie wieder auffing und sie wieder und wieder herumwirbelte, um sich die Jungen vom Leib zu halten. Beth bemerkte, wie es sie amüsierte, als die Kinder ihn in die Knie zwangen und er sich von ihnen kitzeln ließ. Und sie spürte, wie sie ihn anstarrte, als er aufstand, nachdem sie ihren Kampf beendet hatten, sich abwesend die Kleidung glatt strich und ihr dann eines seiner Tausend-Watt-Lächeln schenkte, das jede einzelne Nervenfaser in ihrem Körper elektrisierte.
»Also gut, das reicht«, sagte er, während er sich die Kinder wie Kletten vom Arm zupfte. »Ich bin ein alter Mann, ich kann nicht mehr. Komm her, Abby. Ich zeige dir, wie du dir die Jungs am besten vom Leib halten kannst.« Er streckte sich nach einem Football, der in einem Korb auf der Veranda lag, und holte mit dem Arm aus wie ein Profi-Quarterback. »Wer von euch den Ball fängt, bekommt nach dem Abendessen ein Eis.«
Der Ball flog durch die Luft, und die Jungen jagten im Pulk hinter ihm her. Sheridan setzte sich Abby schwungvoll auf die Schultern und duckte sich unter dem Türrahmen hindurch ins Haus.
»Du bist abscheulich«, sagte Maggie, als die Jungen zu dritt über den Ball herfielen.
»Ich finde dich lustig!«, entgegnete Abby und schlang Neil die Arme um den Hals.
Er setzte sie auf dem Boden ab und tippte ihr sanft auf die Nasenspitze. »Ich glaube, dass deine Mom jetzt nach Hause möchte.«
»Nein«, jammerte Abby.
»Tut mir leid, Liebes, aber es ist schon spät. Mr. Sheridan muss uns jetzt nach Hause fahren.«
Abbys Gesicht hellte sich auf, und sie wirbelte zu ihm herum. »
Du
bringst uns nach Hause? Juhuu!«
Es war fast acht Uhr am Abend, als Neil am Ashford Drive anhielt. Abby war nach weniger als fünf Minuten auf dem Rücksitz eingeschlafen. Und Neil ging nicht davon aus, dass ihre Mutter deutlich länger durchhalten würde. Sie wirkte todmüde.
Er stieg aus und beugte sich über den Rücksitz, um Abbys Gurt zu lösen.
»Zeigen Sie mir, wo das Kinderzimmer ist. Ich trage sie nach oben.« Ms. Denison stand so dicht hinter ihm, dass sie zusammenstießen. »Um Himmels willen, ich lasse sie schon nicht
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