Puppengrab
und arbeitete auch dort. Der Ashford Drive war eine bis ins letzte Detail erschaffene Seifenblase für sie und Abby, mit allem, was dazu gehörte – mit weißem Gartenzaun, Blumenbeeten und einem Hund aus dem Tierheim.
Und mit einem hochmodernen Trainingsraum, in dem sie jede Woche unzählige Stunden verbrachte, um stark zu werden. Um nie zu vergessen, dass es einmal eine Zeit gegeben hatte, in der ihre Angst und Schwäche Abby fast das Leben gekostet hätte.
»Hören Sie mir eigentlich zu, Beth?« Adele Lochner berührte Beth am Arm.
»Nein«, gab sie zu. »Ich musste an Adam und Abby denken. Tut mir leid.«
»Entschuldigen Sie sich bei Ihrer Tochter, wenn Sie nur einmal im Monat mit ihr telefonieren dürfen.«
Beth erbebte vor Angst, und Adele Lochner ergriff die Chance, ihr ins Gewissen zu reden.
»Sie kamen heute Morgen zu mir, weil Sie wissen wollten, wie Sie sich am besten verhalten sollen. Und jetzt sage ich Ihnen: Halten Sie den Mund.«
»Das habe ich getan.«
»Bis jetzt. Aber die Behörden haben bislang kaum Druck auf Sie ausgeübt.«
»Nicht?«
»Sie haben noch nicht einmal damit angefangen. Ich weiß, wie diese Typen ticken. Wenn die Polizei zu dem Schluss kommt, dass Sie die Verbindung zu jemandem sind, den sie finden wollen, werden sie alles Mögliche mit Ihnen anstellen, um an ihn heranzukommen.«
»Sheridan weiß über Anne Chaney Bescheid. Er sagte, der Anrufer habe vielleicht vor einigen Jahren einen Mord beg…«
Adele Lochner hob die Hand. »Die Jungs hier wissen nichts.«
»Sicher?«, fragte Beth. Sie wollte von ganzem Herzen glauben, dass es so war. »Warum sind sie dann hinter Bankes her, wenn sie gar nicht wissen, wer er ist?«
»Es spielt keine Rolle, weshalb sie hinter ihm her sind.«
»Was soll das heißen, es spielt keine …«
»Was ich damit sagen will: Wenn ich Sie juristisch vertreten soll, spielt nur das eine Rolle, was ich Ihnen sage. Und ich sage Ihnen:
Schweigen Sie.
Die Behörden halten im Moment wirklich nur aufgrund reiner Spekulationen nach Bankes Ausschau. Deshalb hat man Ihnen bisher auch noch nicht ernsthaft Ärger gemacht oder Sie für ein tatsächliches Vergehen verhaftet. Solange Sie denen keine Knochen hinwerfen, an denen sie herumnagen können, werden sie die Sache auf sich beruhen lassen. Selbst wenn Bankes auftaucht, können Sie ihn mit einem Haufen Geld abspeisen. Und keiner wird jemals etwas erfahren.« Sie warf Beth einen schneidenden Blick zu. »Doch wenn Sie nachgeben, wird die ganze Geschichte ans Licht kommen. Und dann haben weder Sie, Ms. Denison, noch Ihre Tochter etwas davon. Und ich werde Sie fallenlassen wie eine heiße Kartoffel.«
Unmögliche Ziege.
Doch das war der Grund, aus dem Beth sie engagiert hatte. »Die haben Anzeige gegen mich erstattet.«
»Reine Verzögerungstaktik. Geben Sie mir eine Stunde, und die Anklage wird fallengelassen. Wenn Sie wollen, erstatte ich gegen das Revier Anzeige wegen Belästigung. Eine einstweilige Verfügung gegen Sheridan wäre auch drin.«
»Das möchte ich nicht. Holen Sie mich einfach nur hier raus.«
»Gut. Allerdings müssen Sie noch eine Sache erledigen, bevor Sie gehen.« Adele Lochner trat an die Tür und rief einen uniformierten Beamten zu sich. »Meine Mandantin möchte eine Beschwerde einreichen«, sagte sie dem Officer.
»Weswegen?«, wollte er wissen.
»Sie möchte einige obszöne Anrufe melden.«
Neil hielt sich im Hintergrund, bis der Papierkram erledigt war. Dann schlenderte er zu Elizabeth Denison hinüber.
»Soll ich Sie mitnehmen?«, fragte er.
Sie warf ihm einen finsteren Blick zu. »Ich fahre mit einem Taxi«, antwortete sie und unterschrieb ein weiteres Formular. Die Beamtin am Empfang überreichte ihr Handtasche, Handy und Pistole. »Wo kann ich meine Tochter abholen?«, fragte Elizabeth sie.
»Ihre Tochter? Mir liegt keine Information über eine Vormundschaftssache vor.«
»Was? Was soll das heißen?« Elizabeth Denisons Stimme begann zu beben. »O Gott. Wo ist meine Tochter? Lieutenant Sacowicz wollte sie doch abholen! Wo ist meine Toch…?«
»Ich prüfe das nach, Ms. Denison. Sind Sie sicher, dass Lieutenant …«
Panisch wirbelte sie zu Neil herum. »Wo ist Abby? Wo ist sie?«
»Abby geht es gut«, beschwichtigte Neil sie, indem er sie an den Schultern fasste. Sie zitterte. »Abby ist in guten Händen. Ich hatte ja vor, Sie zu ihr zu bringen.«
Beth Denison seufzte erleichtert – vielleicht schwang sogar etwas Dankbarkeit mit. »Sind Sie
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