Puppengrab
einem Blick zu Neil fuhr er fort: »Falls sie sich überhaupt mit ihm trifft. Und denkt daran: In dem SUV ist ein kleines Mädchen. Wehe, das Ganze artet in Chaos aus!«
»Verstanden«, sagte Fernandez. Innerhalb einer Sekunde waren er und drei weitere Beamte aus der Tür.
»Das würde sie nicht tun, Rick«, sagte Neil. »Sie würde niemals losfahren, ohne mir Bescheid zu geben. Wir hatten eine … Wir hatten uns auf etwas geeinigt.« Doch Neil war sich nicht sicher, ob er das selbst noch glaubte.
Vielleicht hatte sie ihm nur etwas vorgemacht. Die herzzerreißende Szene, das Geständnis von Bankes’ Namen. Ihr tränenreiches Versprechen, ihm zu vertrauen. Ihre Küsse.
»War der Anruf lang genug, um seinen Standort ausfindig zu machen?«, wollte Neil wissen.
Rick ging zu einer Landkarte, die an der Wand hing. »Zehn Blocks. Ein kleineres Gebiet hatten sie in der Kürze des Anrufs nicht einkreisen können. Das würde bedeuten, dass er sie genau von hier aus angerufen hat. In der Nähe der St.-Mary-Kirche in Silver Spring«, sagte Rick und tippte auf ein Gebiet, das keine zwanzig Minuten von Beths Haus entfernt lag. »Ich habe in der direkten Umgebung alle fünf Blocks Kollegen postiert, die alles und jeden aufhalten, der verdächtig aussieht.«
Ein anderes Telefon hatte zu klingeln angefangen, und eine Beamtin hielt Rick den Hörer hin. »Lieutenant.« Er nahm ihn entgegen. Wieder herrschte Stille. Dann wich ihm die Farbe aus dem Gesicht. »Geben Sie Fernandez Bescheid, und schicken Sie uns alles per Fax.« Er legte auf. »Scheiße.«
»Was denn?«, wollte Neil wissen.
»Eine Tote in einem Dodge Caravan.« Er hielt inne, um die Karte mit einer Markierung zu versehen. Der Tatort lag exakt im eingekreisten Gebiet. »Auf dem Parkplatz vor der St.-Mary-Kirche. Kopfschuss.«
Neil starrte wortlos vor sich hin, während Rick aussah, als habe ihm soeben jemand unerwartet einen Schlag versetzt. »Kümmern Sie sich darum, Jackson«, sagte er schließlich zu der Beamtin. »Nehmen Sie einen Kollegen von unten mit, und suchen Sie das Gebiet um die Kirche ab. Dann geben Sie Special Agent Copeland vom FBI Bescheid. Sorgen Sie dafür, dass niemand etwas in diesem Van anrührt, bis die Jungs von der Bundespolizei da sind.« Er sah zu Neil hinüber. »Ich werde mir das selbst ansehen. Vielleicht gibt uns etwas im Wagen einen Hinweis.«
»Noch einen Hinweis?«, entgegnete Neil bitter. »Wir haben bereits ein Netz um den besten Hinweis gesponnen, den wir haben. Und der fährt gerade auf der I- 95 in Richtung Norden.«
»Kann schon sein«, erwiderte Rick und biss sich auf die Lippe. Dann fragte er: »Willst du hierbleiben und abwarten, bis die Aufnahme des Anrufs eintrifft?«
Ja, genau das wollte Neil. Er wollte sich die Aufnahme des Anrufs anhören, der Beth dazu gebracht hatte davonzulaufen. Wenige Stunden, nachdem sie Neil geküsst und ihm erlaubt hatte, Abby zu trösten. Nachdem sie ihm versprochen hatte, ihm zu vertrauen. Er wollte hören, was dieser verfluchte Dreckskerl zu Beth gesagt hatte und womit er sie zu dieser panischen Flucht getrieben hatte, wo Neil doch alles dafür getan hatte, dass sie überhaupt ein Wort mit ihm sprach.
Doch viel mehr noch wollte Neil dabei sein, wenn sie Beth fassten. Ihr Gesicht sehen. Ihr in die wunderschönen, geheimnisvollen Augen blicken. Und sie dazu bringen, ihn anzusehen.
Pfeif auf die Aufnahme! Neil sagte: »Ich folge Billings. Ruf mich an, wenn du die Aufnahme hast und Bankes irgendetwas anderes sagt außer: ›Ich bin endlich hier, Baby. Lass uns treffen‹.«
Doch da war noch etwas anderes zu hören, und Neils Herz raste wild, als sie die Aufnahme schon fünf Minuten später abspielen konnten.
»Hör dir das an«, sagte Rick, der am anderen Ende der Leitung geradezu atemlos klang. Sie saßen beide in ihren Autos, und es rauschte bisweilen in der Leitung. Ihre Stimmen klangen abgehackt. »Das ist die Aufnahme des Anrufs bei Denison vor fünfzehn Minuten. Halt dich fest, Alter.«
Neil hielt den Wagen an der nächsten Ecke an. Zunächst waren einige Klickgeräusche in der Leitung zu hören, dann ertönte die Stimme des Anrufers.
Drohungen. Einschüchterungen. Mordgeständnisse. Beth, die erschüttert und panisch klang. Dann köderte sie ihn, versuchte, einen Deal mit ihm auszuhandeln. Angsterfüllt.
»Mein Gott«, sagte Neil. Er atmete heftig, und sein Herz raste, obwohl er lediglich in seinem Wagen saß. »Spiel es mir noch einmal vor.«
Neil lauschte und sprach das
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