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Puppengrab

Puppengrab

Titel: Puppengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Brady
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Europa. Andere – insbesondere die der Firmen Bru und Simon & Halbig – waren um 1870 und später entstanden. Doch die Benoit-Puppen stammten aus einer früheren Zeit, waren seltener, und ihre Verarbeitung war einzigartig. Diese stammte aus dem Jahr 1865 und trug das halbmondförmige Siegel der Benoit-Manufaktur auf der Rückseite ihres Nackens. Der Oberkörper war aus Ziegenleder, die Arme und Beine aus Biskuitporzellan. Beth begann, die Puppe zu entkleiden, um sie besser in Augenschein nehmen zu können. Sie zog den zerknitterten Rock, die Unterröcke und die Pluderhosen herab …
    O nein. Die Beine waren beschädigt. Winzige Haarrisse zogen sich wie ein Spinnennetz über das Biskuitporzellan. Als hätte einmal vor langer Zeit etwas Schweres auf der Puppe gelegen oder als wäre sie heruntergefallen. Beth seufzte. Schäden wie diese waren schwer zu reparieren, und selbst die besten Reparaturen würden unter Schwarzlicht zu sehen sein. Doch so kostspielig der Schaden auch war, er war keine Ausnahme. Manche dieser Puppen, die ursprünglich in den Schaufenstern der Läden gestanden hatten, waren tatsächlich Kindern zum Spielen gegeben worden.
    Beth setzte sich an ihren Computer. Sie suchte Zerstreuung und wollte die Zeit totschlagen. Es funktionierte. Bis das Telefon klingelte.
    Ihr Herz tat einen Sprung.
Neil?
    »Hi, Schätzchen.«
    Panik überkam sie. Doch Beth hielt sie mit ihrer Wut in Zaum.
    »Du hast mir gefehlt«, sagte Bankes. »Und ich weiß, dass du es kaum erwarten kannst, mich zu sehen.«
    »Ich kann es kaum erwarten, dich tot zu sehen.«
    Er lachte. »Was für ein Hitzkopf du doch bist. Ich hätte vor einer Stunde mehr Spaß mit dir gehabt. Die Frau, mit der ich zusammen war, hat sich als ein wenig … langweilig entpuppt.«
    Ein Frösteln kroch Beth über den Rücken. »Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, es hat nicht einmal einen Kampf gegeben. Keinen Schmerz, kein Leid, kein Flehen. Sie fiel einfach in ihren Van, und ich habe sie erschossen.«
    O Gott, o Gott!
    »Es war mir nicht einmal der Luxus vergönnt, sie schreien zu hören. Aber das ist schon in Ordnung. Es gibt so viele andere Schreie, die mich begleiten, bis du an der Reihe bist.«
    Beth schluckte. Der Geschmack bitterer Galle lag ihr auf der Zunge, würgte sie fast.
Letzten Mittwoch in Seattle, gestern in Indiana …
Und gerade eben eine weitere Frau?
    »Was machst du da?
Ich
bin es doch, die du hasst«, sagte sie. »Warum tust du anderen das an?«
    »O nein«, meinte er zynisch. »Du meinst, ich tue dir nicht weh damit? Dabei könnte ich schwören, dass ich
Schmerz
in deiner Stimme höre.«
    Beth sank auf die Knie. Fast hätte sie es nicht bemerkt. Doch durch das Geräusch, das ihre Knie machten, als sie den Boden berührten, wurde es ihr bewusst. »H-hör auf damit. Hör auf, anderen weh zu tun.«
    »Sehr niedlich, Beth. Ich liebe es, wenn du mich anflehst. Wie wundervoll zu wissen, dass du endlich leidest.«
    Bleib da, nicht ohnmächtig werden. Es ist zu spät, um zu verhandeln. Zu spät für alles, wobei Adele Lochner helfen könnte. Zu spät, Abby zu beschützen. Lass es ihn einfach zu Ende bringen.
    »Dann komm«, sagte sie leise. »Komm und hol
mich.
Ich bin diejenige, die du willst. Du willst, dass ich dich anflehe? Ich flehe dich an, du Bastard. Ich schreie und weine, alles was du willst. Ich bitt…«
    Sein Gelächter klang dunkel und bösartig. Es ließ sie augenblicklich verstummen. »Sei vorsichtig, was du dir wünschst, Püppchen.«
    Klick.
    »Neiiin!« Der Hörer rutschte Beth aus der Hand. Sie kauerte sich auf den Boden und hielt sich fest umschlungen. Dann wippte sie wie eine Verrückte auf den Fersen, vor und zurück.
    Er tötete Frauen. Es war nicht sieben Jahre her. Es passierte jetzt. Letzte Woche. Letzte Nacht. Vor einer Stunde. Alles, woran Beth je gedacht hatte, war, ihr Geheimnis zu hüten und Abby zu beschützen. Und während der ganzen Zeit hatte Bankes Frauen getötet. Während er auf dem Weg zu ihr war.
    Sie ging zur Feststation ihres Telefons. Mit zitternder Hand ging sie die Anrufliste durch. Die Nummer erschien: Vorwahl 571 .
    Arlington. O Gott.
    Beth durchwühlte ihren Geldbeutel, bis sie Sheridans Nummer fand. Sie wählte.
Der Teilnehmer ist momentan nicht zu erreichen …
Sie versuchte es erneut.
Der Teilnehmer ist momentan nicht zu erreichen …
    Doch Bankes war ihr auf den Fersen. Vorwahl 571 . Sie musste Abby von hier wegschaffen.
    Du wartest, bis ich mich wieder bei dir melde. Vertrau

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