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Puppengrab

Puppengrab

Titel: Puppengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Brady
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auf eine kleine Straße ab, deren Name auf einem maroden Schild zu lesen war: Bundesstraße 208 . Neil zog eine Karte hervor, die er im Schein des Lichts im Handschuhfach betrachtete. »Covington.« Er legte den Finger auf die Karte. »Knapp zehn Kilometer auf der 208 in Richtung Norden liegt eine kleine Stadt namens Covington. Und dann gibt es noch eine Auffahrt zu einer anderen Autobahn, die in drei Kilometern auf dieser Seite kommt.«
    »Was in aller Welt gibt es in Covington zu sehen?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Neil, »aber wenn sie sich nicht verfahren hat oder die nächste Ausfahrt nimmt, will sie genau dorthin. Eine Stadt, die man durch Zufall nicht so leicht findet.«
    Doch Beth hielt hinter der Ausfahrt an. Billings informierte sie, dass es dort zwei Tankstellen und ein Schnellrestaurant gab. Denison parkte davor.
    »Billings«, sagte Rick in sein Headset, »du sicherst die Straßenkreuzung. Wir folgen Denison ins Restaurant.« Rick wandte sich mit einem resignierten Blick Neil zu. »Oder nicht?«
    Neil nickte, doch innerlich fühlte er sich taub an. So hatte er sich seine Unterstützung für sie nicht vorgestellt. Dämlich wie er war, hatte er tatsächlich geglaubt, sie käme freiwillig zu ihm.
    Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Ob sie wollte oder nicht, jetzt würde sie sich mit ihm auseinandersetzen müssen.

[home]
    17
    Arlington, Virginia
Ground Zero
    C hevy war froh, dass der Hund nicht da war. Er mochte Hunde, hatte sogar mal einen Streuner bei sich aufgenommen. Aber es hätte ihm nicht gefallen, wenn Beths Hund im Haus herumschnüffelte. Er hatte nicht einmal gewusst, dass sie einen besaß, bis er ihn bei einem Telefonat im Hintergrund hatte bellen hören. Jetzt sah er Futter- und Trinknapf in der Küchenecke stehen. Der Größe der Näpfe nach zu urteilen, musste es ein riesiges Vieh sein, dachte Chevy. Dann entdeckte er ein Foto an der Wand, das seine Überlegung bestätigte. Zirka dreißig Kilo. Umso besser, dass er nicht hier war.
    Chevy durchquerte die Küche und sah sich um, während er die Atmosphäre in Beths Haus in sich aufsog. Er wusste, dass sie abgehauen war. Der fehlende Hund und die Lücken in den Spielzeugregalen zeugten davon, dass sie sich ihre Tochter geschnappt hatte und davongerannt war.
    Ob sie die Bullen alarmiert hatte? Sicherlich. Seit einer Stunde parkte ein Einsatzwagen am Ende der Straße. Ein paar Bullen hatten sogar das Haus durchsucht, und Chevy hatte gerade genug Zeit gehabt, sich zu verstecken. Er hatte sich in einem Wandschrank im Erdgeschoss zusammengekauert und den beiden Bullen zugehört, wie sie sich bei dem Gedanken an einen Serienmörder vor Freude fast ins Hemd gemacht und darüber geschwafelt hatten, wie ihn die Polizei zur Strecke bringen könnte.
    Chevy stieg die Treppe nach oben und kam an einer Tür vorbei, auf der in verzierten Lettern das Wort A-B-B-Y stand. Abby. Was für ein Glück. Chevy hatte keine Ahnung gehabt, dass Beth schwanger gewesen war, als sie aus Seattle wegzog. Bis er mit ihrem früheren Arbeitgeber gesprochen hatte. Er fühlte sich wie der Gewinner des großen Preises bei einer dieser Gameshows im Fernsehen. Ein schöneres Folterinstrument hätte er sich nicht wünschen können.
    Er spazierte durch das Obergeschoss und hob sich das Schlafzimmer bis zuletzt auf. Er wagte es nicht, das Licht anzuschalten, und er musste alles von seinen Spuren befreien, was er berührte. Doch das war es wert, allein um die Dinge zu
fühlen,
die Beth angefasst hatte. Ihren Duft einzuatmen und ihn auszukosten. Sie war ein hübsches Mädchen, daran erinnerte er sich noch von ihrer ersten Begegnung. Doch andere Dinge waren ihm deutlicher im Gedächtnis geblieben. Ihre Stärke. Ihr Schweigen. Ihre Grausamkeit gegen Jenny. Seit Mutter war keine Frau mehr damit davongekommen.
    La-di-da. Who’ll dig his grave? I, said the Owl …
    Seine Wut war wie ein Krebsgeschwür. Sie schwoll in seinem Inneren an und ließ ihn erzittern. Er hielt sich am Fußende von Beths Himmelbett fest, schloss die Augen und schluckte seinen Zorn herunter, indem er sich zwang, an Jenny zu denken. Am Ende hatte Mutter verloren. Entgegen all ihren Bemühungen hatte Chevy seine Schwester gefunden. Er hatte sie großgezogen und sich um sie gekümmert.
    Und dann hatte er gelernt, Mutter zum Schweigen zu bringen. Mit Gloria Michaels hatte alles angefangen. Jedes Mal eine Frau, und jedes Mal wurde es besser als zuvor.
    Bis er Beth getroffen hatte. Sie hatte alles ruiniert.
    Doch wie

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