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Puppengrab

Puppengrab

Titel: Puppengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Brady
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marschierte er in ihre Richtung. Chevy hatte hellbraunes Haar und große, braune Augen. Er war etwa einen Meter achtzig groß. Er hatte einmal gelesen, dass ein Meter achtzig die Durchschnittsgröße eines weißen Amerikaners war. Normalerweise wünschte er sich, größer zu sein, doch bei seiner Pirsch war es von Vorteil, harmlos zu erscheinen. Es hatte in seinem Leben Frauen gegeben, die ihn ausgelacht oder ausgenutzt hatten. Manche hatten sogar Mitleid mit ihm gehabt, als sie von seiner Schwester erfuhren.
    Doch keine hatte sich vor ihm gefürchtet. Immer erst dann, wenn es zu spät war.
    Die Frau warf einen Blick in seine Richtung, lächelte ein wenig und drückte erneut auf den Türöffner ihres Wagens. Die Seitentür des Vans schob sich auf.
    Chevy beeilte sich. »Huch, ich glaube, Sie haben etwas fallen lassen«, rief er, als er ihr entgegenlief. »Oh, Verzeihung. Da habe ich mich wohl getäuscht.« Jetzt das Lächeln. Das, vor dem sich keine Frau fürchtete. »Darf ich Ihnen helfen?«
    Die Frau blieb an der Seitentür stehen, hielt ihre Tüte fest und wollte sich gerade bei ihm bedanken. Als sie den Mund öffnete, schubste Chevy sie ins Innere. Mit einem erstickten Schrei fiel sie auf die Rückbank. Chevy kletterte ihr hinterher, er lag fast auf ihr, als er sich abmühte, die Tür zu schließen. Dann drückte er ihr den Lauf seiner Pistole etwa zweieinhalb Zentimeter über die Schläfe – er hatte keine Zeit, den Punkt genau auszumessen.
    Fump.
Es war nicht der hallende Schuss einer . 38 er, die auf einem Berg in den Rockys oder am Rand eines Abhangs in Nebraska abgefeuert worden war. Nur
fump.
Die Frau zuckte zusammen und blieb reglos auf den Sitzen liegen.
    Chevy kletterte von ihr herab und duckte sich. Der Schalldämpfer hatte den Knall zwar abgeschwächt, und der Wagen besaß verdunkelte Fenster. Doch ein paar Sekunden Deckung konnten nicht schaden.
    Doch es kam niemand. Nicht einmal Mutter.
    Er streckte sich, soweit ihm die Decke des Wagens dies erlaubte, nahm den Schalldämpfer ab und steckte die Waffe ein. Dann hievte er die Frau nach oben und setzte sie aufrecht auf einen der Rücksitze. Aus dem Loch an der Seite ihres Kopfes quoll Blut.
    Er schnappte sich die Tüte mit den Blusen und betrachtete die Tote abwägend. Sie war nicht besonders groß. Er zog eine der pinkfarbenen Blusen hervor und blickte auf das Etikett. Größe sechsundvierzig – viel zu groß. Er wühlte nach der anderen. Größe achtundreißig. Die würde passen.
    Er zog ihr den Blazer aus und schnitt das kurzärmlige Stricktop entzwei, das sie darunter trug. Es war leichter, ihr das Ding vom Leib zu schneiden, als zu versuchen, es ihr über den Kopf zu ziehen. Mit einiger Mühe zog Chevy ihr die Arme durch die Ärmel der pinkfarbenen Bluse und knöpfte sie vorn zu. Als er ihr den Blazer wieder angezogen hatte, schwitzte er. Tote Körper – selbst die kleinen – waren nicht leicht zu bewegen, schon gar nicht auf der Rückbank eines engen Vans.
    Doch er hatte es geschafft. Chevy streckte sich die fünfzehn Zentimeter, die ihm zur Verfügung standen, betrachtete das Foto der Puppe auf der Versicherungspolice und sah dann zu der Frau. Die Bluse auf dem Foto war mit mehr Spitze verziert, doch die Ähnlichkeit würde ausreichen.
    Er öffnete die Handtasche der Frau, um nach ihrem Handy zu suchen. Mann, wie lange war es her, seit er einen sicheren Anruf bei Beth hatte tätigen können?
    Er konnte es kaum erwarten, ihre Stimme zu hören, wenn ihr bewusst wurde, wo er sich aufhielt.
     
    Drei Stunden nachdem Sheridan Beth aus dem Park nach Hause geschickt hatte, ging der Anruf ein. Abby sah sich gerade einen Film an. Cheryl und Jeff würden heute spät am Abend nach Hause kommen, und Beth hatte vor, gleich morgen früh die vierstündige Fahrt zu ihnen zu machen. Sie musste nur noch heute Nacht durchhalten.
    Vertrau mir.
    Sie gab Abby etwas zu essen, legte die
Aristocats
in den DVD -Spieler ein und prügelte dann auf ihren Sandsack ein. Anschließend duschte sie, starrte auf das Telefon und fragte sich, was Neil Sheridan wohl gerade tat. Jetzt, wo er ihr dunkles Geheimnis kannte.
    Sein Name ist Chevy Bankes! Er will mich und Abby …
    O Gott. Es tut mir so leid, Abby.
    Schließlich ging Beth ins Erdgeschoss und beschäftigte sich mit der zweiten Puppe von Mrs. Chadburne, die erst am Morgen eingetroffen war. Sie hatte mit angehaltenem Atem das Paket geöffnet. Diese Puppen waren selten und so alt wie die ältesten Modepuppen aus

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