Puppengrab
mit von der Partie sein würde, wenn das FBI die Zügel übernahm.
»Die Dame ist eingeschlafen«, sagte er, in Richtung des Wagens nickend. »Ich brauche fünf Minuten.«
»Ich passe auf sie auf«, erwiderte der Officer.
Neil durchsuchte Beths Handtasche nach der elektrischen Schlüsselkarte für ihre Garage und ging hinein. Er ging nach oben und fand einen leeren Koffer, der sich sinnvollerweise im Wandschrank des Gästezimmers befand. Dann ging er in Beths Schlafzimmer. Die obere Ecke einer großen Kommode stand offen und gab den Blick auf ein kleines Fach frei, das gerade groß genug war, um eine Glock darin zu verstecken.
»Gar nicht dumm«, murmelte er, während er ihren Wandschrank und ein paar Schubladen durchstöberte und alles einpackte, was ihm sinnvoll erschien. Er legte ihre Kleidung so ordentlich zusammen, wie ein Mann eben dazu in der Lage war. Im Badezimmer blieb er kurz vor einer Schachtel Tampons stehen. Dann steckte er sie ein, nur für alle Fälle, und durchsuchte die Schubladen nach der Anti-Baby-Pille oder Ähnlichem. Doch er fand nichts.
Du bist schon zu lange allein …
Neil betrachtete ein Foto ihres Mannes, das auf dem Nachttisch stand. Auch Adam Denison gab ihm einige Rätsel auf, doch Neil war ehrlich genug mit sich, um zuzugeben, dass die meisten persönlicher Natur waren. Adam schien kein großer Mann gewesen zu sein, vielleicht einen Meter achtzig. Er hatte die Figur eines Tennisspielers, hellbraunes Haar, und er wirkte irgendwie intellektuell. Abby kam überhaupt nicht nach ihm. Sie war das Ebenbild ihrer Mutter und hatte ihr exotisches Aussehen geerbt. Überall im Haus hingen Fotos von Adam, was Neil bewies, dass Beth alles dafür tat, die Erinnerung an ihn wachzuhalten. Ihr Ehering war das einzige Schmuckstück, das Neil an Beth bisher gesehen hatte.
War sie noch immer in den Geist ihres toten Mannes verliebt?
Um fünf Uhr morgens lenkte Neil den Wagen in die Hotelauffahrt.
»Alles okay?«, fragte Neil, als Rick auf ihn zukam.
»Ja. Meine Jungs haben vor einer Stunde Wachleute postiert.«
Sanft weckte Neil Beth auf. Er wusste nicht, wie sie reagieren würde, wenn sie bemerkte, dass man sie in ein Hotel verfrachtet hatte, anstatt sie nach Hause zu bringen. Er wusste nicht, ob sie noch immer vorhatte, Bankes zu töten. Doch das spielte jetzt keine Rolle mehr. Er hatte genug davon, dass sie ständig den Ton angab.
»Wo sind wir?«, fragte Beth, die noch wackelig auf den Beinen war, als sie aus dem Wagen stieg. Sie gab ihm das Sakko zurück, mit dem er sie im Auto zugedeckt hatte. Doch Neil legte es ihr gleich wieder um die Schultern.
»Im Hotel. Wir sorgen dafür, dass du für eine Weile von der Bildfläche verschwindest.«
Beth blinzelte kurz, doch sie hatte keine Einwände. Wahrscheinlich war sie zu erschöpft.
»Und Abby?«, fragte sie.
»Die Polizei in Covington und ein paar FBI -Beamte bewachen sie vierundzwanzig Stunden rund um die Uhr. Adams Schwester wird nichts davon bemerken. Doch falls Bankes Abby ausfindig machen sollte, sind wir schneller an ihm dran, als er A sagen kann.«
»Na gut.«
»Das ist mehr als gut. Nimm deine Handtasche mit.«
»Das mache ich doch. Du musst mich nicht ständig herumkommandieren.«
Doch Neil hatte es gar nicht so gemeint. Sie brauchte einfach jemanden, der auf sie aufpasste – nur darum ging es ihm.
Beth legte die Stirn in Falten, als Neil ihren Koffer aus dem Wagen holte. »Das ist meiner«, stellte sie fest.
»Wir sind bei dir zu Hause vorbeigefahren, und ich habe ein paar Sachen für dich zusammengepackt. Sollte etwas fehlen, hole ich es dir morgen.« Als Beth nach dem Koffer griff, schob Neil ihre Hand weg. »Ich trage ihn.«
»Ich kann meinen Koffer selbst tragen«, protestierte Beth. »Das mache ich die ganz…«
»Verdammt noch mal, Beth.« Während Neil den Koffer in der einen Hand hielt, packte er mit der anderen Beth am Ellbogen. »Du bist jetzt nicht mehr allein.«
Neil begleitete Beth in eine Suite mit mehreren Zimmern, die sich im achten Stock des Radcliffe Hotels befand. Sie hatte einen gemütlichen Salon, von dem links und rechts jeweils ein Schlafzimmer abging. Jedes besaß ein eigenes Bad. Eine Tür zwischen den Schlafzimmern führte zu einer Gästetoilette. Rechts davon ging eine Doppeltür in eine kleine Küche ab.
Rick, der sich die Ärmel hochgekrempelt und den Krawattenknoten gelockert hatte, legte eine Reihe von Ordnern auf den Wohnzimmertisch. Auf einem größeren Tisch waren ein Laptop
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