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Puppengrab

Puppengrab

Titel: Puppengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Brady
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ihrer Tante nach Hause gegangen, wo sie sich noch immer befindet.« Er blinzelte Beth zu. »Willst du wissen, was sie zum Abendbrot gegessen hat?«
    »Dreister Mistkerl«, sagte Beth, doch sie grinste.
    Sie ging ins Wohnzimmer und sprach zehn Minuten lang mit Abby. Neil hörte zu, als sie mit ihr über das Shih-Tzu-Hündchen sprach, über Abbys kleine Cousine und die Zimtplätzchen, die offensichtlich gerade aus dem Ofen gekommen waren. Er lächelte, als Beth Abby ermahnte, sich die Zähne zu putzen und immer das hintere Gartentor zu schließen. Wie es schien, hatte es sich Heinz zur Gewohnheit gemacht, mit anderen Hunden aus der Nachbarschaft Freundschaft zu schließen, wann immer sie die Familie Stallings besuchten.
    Beths Stimme brach, als sie Abby sagte, dass sie sie lieb habe, und es dauerte weitere zwei, drei Minuten, bis sie in die Küche zurückkehrte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Neil sanft.
    »Abby geht es gut.«
    »Aber dir nicht«, bemerkte er und schlang ihr einen Arm um den Nacken. Dann zog er sie an sich und küsste sie aufs Haar. Sie fühlte sich klein und zerbrechlich an in seinen Armen, und nachdem er einen ganzen Tag damit verbracht hatte, in Chevy Bankes’ Akten nachzulesen, was er Schreckliches mit Frauen angestellt hatte, überkam ihn ein Anflug von Beschützerinstinkt. Er wollte der Bewahrer ihrer Geheimnisse sein und für ihre Sicherheit sorgen – der dringende Wunsch traf ihn so unvorbereitet wie ein Ziegelstein. Der dringende Wunsch, auch ihr Liebhaber zu sein, war hingegen weniger unerwartet.
    Er widerstand der Versuchung und griff auf das tröstliche Allheilmittel zurück. »Komm«, meinte er zu Beth. »Es gibt Lasagne.«
     
    Beth verschlang zwei Portionen, und währenddessen drehte sich ihr Gespräch über alle möglichen Themen
außer
den Fall Bankes. Mehr als einmal ertappte sie sich dabei, wie sie Neil anstarrte. Lieber Himmel, er war aber auch eine Augenweide. »… Physiotherapie für Kinder mit speziellen Problemen«, sagte er gerade. »Sie träumt davon, alles auf dem Rücken eines Pferds machen zu können, es nennt sich Hippotherapie. Sie lebt quasi in einem Stall.« Die Rede war von seiner Schwester, die in Atlanta wohnte.
    »Seid ihr noch mehr Geschwister?«, fragte Beth. Ihre Familiengeschichte hatten sie bereits hinter sich gelassen.
    »Ich habe noch einen Bruder, Mitch. Er ist Fotoreporter. J. M. Sheridan.«
    Ihr wären fast die Augen aus dem Kopf gefallen.
    »Aha, du hast also schon von ihm gehört.«
    »Wow, du hast einen berühmten Bruder. Ich kenne seine Bücher. Und ich habe mal eine Ausstellung für die AIDS -Stiftung besucht und seine Fotos von Südafrika gesehen.«
    »Das wird er gewesen sein. Ein echter Weltverbesserer, der jedem Außenseiter unter die Arme greifen will. Und er ist groß darin, den Murks der Regierungen zu enthüllen.«
    »Verstehe ich recht, dass ihr euch nicht besonders nahesteht?«
    »Mitch und ich haben unterschiedliche Lebensauffassungen. Er sieht, dass etwas kaputt ist, und muss es heilen. Er kann nicht anders. ›Verändere die Welt‹, lautet sein Motto.«
    »Und deines?«
    »›Die Welt kann mich mal‹. Niemandem ist zu helfen.«
    Beth blickte ihn an. »Das nehme ich dir nicht ab.«
    Er stapelte ihre Teller aufeinander und räumte sie ab. »Dann frag doch Mitch«, meinte er und stellte die Teller ins Spülbecken. »Er wäre im letzten Monat fast im Irak gestorben, weil ich als Wachhund für zwei ›Agenten‹ tätig war, ohne mir die Mühe gemacht zu haben herauszufinden, was ihre Mission war. Es handelte sich dabei übrigens um eine Bombe. Sie haben einen Helikopter gestohlen, der Sentry gehörte, dreizehn Zivilisten getötet und Mitch ziemlich übel zugerichtet. Aber, hey, so was passiert eben.«
    »O Gott, Neil.« Beth betrachtete prüfend die harten Linien in seinem Gesicht. »Ich glaube, es gelingt dir gerade nicht besonders gut, nach deinem Motto zu leben.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde wirkte er überrascht. Dann zog er eine dunkle Braue hoch.
    »Deine Schuld.«
    Das hoffte Beth, doch sie wagte nicht, diesen Gedanken auszusprechen. Außerdem hatte sie das Gefühl, dass er ihr soeben ein Stück von sich zum Geschenk gemacht hatte. Und gleichzeitig wurde ihr klar, wie viel er noch vor ihr verborgen hielt. »Maggie hat erzählt, dass du mit ihrer Schwester verheiratet warst.«
    »Heather«, sagte er, und die Sehnen in seinem Hals schienen sich zusammenzuziehen. »Wir sind geschieden.«
    Beth wartete ab und ermahnte sich,

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