Puppengrab
erzählt hat.«
»Kriegen Sie es aus ihr heraus. Darin sind Sie schließlich gut.«
»Ich werde mein Bestes tun.«
Möge Gott Beth helfen, dachte Neil. Geneviève Standlin war eine Meisterin im Aufreißen alter Wunden, in denen sie so lange herumstocherte, bis kein Tropfen Blut mehr übrig war.
»Okay«, sagte Copeland schließlich. »Wir haben also ein Auge auf die Tochter in Covington, bewachen weiterhin Denison und sorgen dafür, dass sie viel Zeit mit Agent Standlin verbringt, bis wir die ganze Chaney-Geschichte kennen. In der Zwischenzeit sollen sich Ihre Leute in den Motels von Washington D.C. umhören. Lassen Sie auch Neuanmietungen von Apartments überprüfen, Obdachlosenheime. Verdammt, der Typ hat Geld, also prüfen Sie auch die besseren Hotels, Autovermietungen, alles. Lassen Sie ihn zur Fahndung ausschreiben mit seinem letzten bekannten Aufenthaltsort und dem Kennzeichen seines Wagens. Harrison, Sie tragen alles über ungeklärte Fälle zusammen, die nach seiner Handschrift aussehen. Halten Sie nach Verbindungen zu ihm Ausschau. Agent Carter, Sie begeben sich in Denisons Haus und übernehmen ihre typischen Abläufe, Sie wissen schon.« Er erhob sich, die Besprechung war zu Ende. »Jeder lässt seine Informationen in die Akten einfließen. Sacowicz«, sagte er an Rick gewandt, »gut, dass Sie da sind. Alles, was Sie vom FBI brauchen, um die Bürger Arlingtons zu schützen, wird Ihnen bereitgestellt. Sie brauchen bloß zu fragen.«
»Oh, das klingt gut«, bemerkte O’Ryan. »Unsere nächste Mitteilung an die Öffentlichkeit.«
»Wehe, wenn nicht, schließlich habe ich es nur deswegen gesagt.«
O’Ryans Lippen verzogen sich zu einem strahlenden Lächeln, das jeder Fernsehjournalistin zur Ehre gereicht hätte. Sie hatte tatsächlich eine recht spitze Nase.
»Alle gehen jetzt an die Arbeit«, befahl Copeland, doch sein Blick bedeutete Neil, dass er noch bleiben sollte.
Das war überflüssig, er wäre sowieso nirgendwohin gegangen.
[home]
23
M ir fällt auf, dass Sie gar nicht fragen, wohin Sie Ihren Hintern bewegen sollen«, bemerkte der SAC , nachdem sich der Konferenzraum geleert hatte.
»Ich glaube, recht genau zu wissen, was Sie mit mir vorhaben, Sir. Für mich ist kein Platz im aktiven Teil der Sondereinheit.«
Copeland umrundete den Tisch, bis er direkt vor Neil stand. »Ich erinnere mich an Sie, Sheridan. Sie haben die Ermittlungsbehörde mit neunundzwanzig Jahren verlassen, und die SACs haben Sie damals schon einen harten Kerl genannt.«
Ein Muskel zuckte an Neils Kiefer.
»Wissen Sie, wie man Sie heimlich hinter Ihrem Rücken genannt hat?«
Neil schluckte. Er wusste es. Deswegen war er hinter Anthony Russell her gewesen.
»Pitbull. Wenn Sie erst einmal Ihre Zähne in etwas vergraben hatten, haben Sie nicht mehr losgelassen.«
Lass es gut sein, Neil. Komm nach Hause, bitte. Ich brauche dich hier. Kenzie braucht dich.
»Dann haben Sie sich von einem tragischen Schicksalsschlag unterkriegen lassen und Ihre Karriere ruiniert.«
»Was kann ich für Sie tun?«, fragte Neil mit gepresster Stimme.
»Folgendes: Ein Sonderkommando des FBI ist nicht der geeignete Ort für einen Zivilisten mit persönlichen Problemen. Sie sind Zivilist, und laut Standlin hängen Sie bis zum Scheitel mit Ihren persönlichen Anliegen in der Sache drin.« Er machte eine abweisende Handbewegung, als Neil den Mund öffnete. »Leugnen Sie es nicht. Sie kennt sich damit aus. Und sie kennt Sie.«
Neil hätte Standlin am liebsten erwürgt. »Sie reden hier aber von einer längst vergangenen Sache, Sir.«
»Der Verlust eines Kindes ist nie eine längst vergangene Sache. Mir gefällt es nicht, jemanden im Team zu haben, der nicht nach den gleichen Regeln spielt wie die anderen«, fuhr Copeland fort. »Doch Sie sind ein ausgebildeter Agent, und Sie kennen den Michaels-Fall besser als irgendjemand sonst. Außerdem haben Sie etwas mit Denison laufen, ich wäre also verrückt, wenn ich Sie nicht einsetzen würde.«
»Einsetzen?« Neils Puls beschleunigte sich.
»Mich interessiert nicht, wie viele goldene Sterne auf meinem Abzeichen prangen. Ich will Chevy Bankes – und es ist mir egal, wer ihn fängt. Meine Truppe oder die städtische Polizei.« Er sah Neil aus schmalen Augen an. »Oder der ehemalige Agent, der zufällig mit der Frau anbändelt, auf die es Bankes abgesehen hat. Ein Mann, der allein arbeitet, ohne die Genehmigung einer Behörde.«
»Sir?«
»Allein und nicht genehmigt, verstanden?«
Allmählich
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