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Puppengrab

Puppengrab

Titel: Puppengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Brady
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wenn Bankes uns beobachtet?«
    »Dann wird er mich in zwei Minuten wieder gehen sehen.« Er lief die Treppe hinauf und machte sich nicht die Mühe, das Licht einzuschalten, bis er Abbys Zimmer betrat. Dort entdeckte er einen Kamm, mehrere Bürsten und eine ganze Sammlung von Schleifen und Haarspangen. Er griff nach einem elastischen Zopfgummi mit zwei großen Plastikperlen und hielt es gegen das Licht. Jede Menge ausgerupfte Haare wanden sich um das Gummiband.
    »Reggie lässt Sie übrigens grüßen«, sagte Carter vom Türrahmen her. »Er war überrascht, als ich ihm sagte, dass Sie wieder in Quantico sind. Er meinte, er wolle eine Revanche im Ring.«
    Neil zwang sich zu einem Lächeln. »Klar doch.«
    »Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte sie.
    Er steckte das Zopfgummi ein. »Mir geht’s prima. Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie geweckt habe. Mehr brauchte ich nicht von hier.«
    Zwanzig Minuten später wartete Neil vor dem Eingang eines FBI -Labors. Ein kurzer, stämmiger Mann in einer Strickjacke näherte sich der Tür. »Lieber Gott, bist du alt geworden«, sagte der Mann und streckte eine Hand aus.
    »Du musst mir einen Gefallen tun, Max.«
    Er lachte. »Das habe ich mir schon gedacht, so geheimnisvoll, wie du hier mitten in der Nacht ankommst.«
    Neil gab ihm das Perlenzopfgummi. » DNS . Und gib die Ergebnisse bitte an niemanden weiter, außer an mich, okay? Oh, und …«
    »Ich weiß, ich weiß: Es ist supereilig, stimmt’s?«
    »Wenn du es einrichten könntest …«
    »Klar«, erwiderte Max und ließ das Gummiband in eine Plastiktüte gleiten. »Schließlich steht ja bloß meine Karriere auf dem Spiel, du weißt schon, was ich meine. Ein paar Dutzend Arbeitsjahre, die Rente, die Altersvorsorge meiner Frau und das Collegegeld für meine Kin…«
    »Max …«
    Er grinste, und seine Wangen zitterten wie bei einer Bulldogge. »Ich liebe es, wenn ihr großen Machotypen das Zittern kriegt.«
     
    Neil war am nächsten Morgen bereits bei seiner fünften Tasse Kaffee angelangt, als sich der Agent, der den Flur bewachte, bei ihm bemerkbar machte. Neil öffnete ihm die Tür.
    »Die Puppen?«, fragte er und zeigte auf die Kartons, die der Agent hereintrug.
    Der Mann gab sie ihm. »Evan Foster war nicht sehr begeistert, dass man die Dinger aus seinem Safe holte. Und Copeland hat einen Richter wecken müssen, um an die Verfügung zu kommen. Er hat mir aufgetragen, Ihnen auszurichten, dass es hoffentlich die Mühe wert ist.«
    »Das werden wir sehen«, erwiderte Neil und hatte gerade die Tür geschlossen, als Beth das Zimmer betrat. Sie hatte ein wenig Make-up auf ihre dunklen Augenringe aufgetragen, aber sie sah trotzdem ziemlich erschöpft aus. Und wunderschön.
    »Sind das Mrs. Chadburnes Puppen?«, fragte sie stirnrunzelnd. »Was hast du damit vor?«
    Neil stellte beide Kartons auf dem Tisch ab und öffnete den ersten. Vorsichtig, denn es hätte ihm gerade noch gefehlt, von Margaret Chadburne oder Evan Foster verklagt zu werden, weil er Puppen im Wert von mehreren zehntausend Dollar zerstört hatte. »Etwas, das du über die letzte Puppe gesagt hast, hat mich ins Grübeln gebracht«, erklärte Neil. Er arbeitete sich durch die Luftpolsterfolie und die Styroporflocken, bis er auf mehrere Lagen Seidenpapier stieß, in die die Puppe eingeschlagen war. Dann öffnete er das Papier, und die dunklen, weit geöffneten Augen kamen zum Vorschein. »Das hier war die erste, stimmt’s?«
    »Stimmt. Du hast sie aus meinem Keller mitgenommen, erinnerst du dich?«
    »Neulich sagtest du, dass sie mehr wert sei als mein sechsfaches Monatsgehalt. Warum?«
    Eine kleine Falte zeigte sich auf ihrer Stirn. »Sie ist eine frühe Schöpfung, sie ist in gutem Zustand und hat Schlafaugen. Nun, die sollte sie zumindest haben, aber der Mechanismus ist kaputt. Er kommt bei den frühen Benoit-Puppen nur sehr selten vor.«
    Neils Puls begann zu rasen. Ruhig bleiben, ganz ruhig.
    Er setzte die Puppe auf das Polstermaterial in dem Karton und öffnete die zweite Schachtel. Das Blut rauschte schneller durch seine Adern. »Gab es an dieser zweiten Puppe irgendetwas Ungewöhnliches festzustellen?«
    »Ungewöhnliches? Nein, nichts, was ungewöhnlich an einer hundertfünfzig Jahre alten Puppe wäre. Der Porzellankopf hat ein wenig gelitten, und es gibt einen Haarriss am Bein.«
    Neil schluckte. »Zeig mir die Stelle.«
    Beth nahm die Puppe an sich und entkleidete sie mit geübten Bewegungen. Als Letztes zog sie ihr eine spitzenverzierte

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