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Puppengrab

Puppengrab

Titel: Puppengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Brady
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dafür sorgt, dass jemand lange genug in der Leitung bleibt, um das Gespräch zurückverfolgen zu können. Ja, Sheridan«, ergänzte er, als könne er Neils Gedanken lesen, »das heißt, dass Sie ihr von Agent Carter erzählen müssen.«
    Neil fluchte. Er und Standlin hatten bereits darüber gesprochen und waren eigentlich zu dem Schluss gekommen, dass es besser für Beth wäre, wenn sie nichts davon wüsste. Standlin zuckte mit den Schultern.
    Jetzt blieb ihnen keine andere Wahl.

[home]
    30
    C hevy hörte Stimmen. Nicht in seinem Kopf, sondern aus einem Fernseher. Er konnte nur mit Mühe verstehen, was in den Elf-Uhr-Nachrichten gesagt wurde:
Obwohl das FBI Berichte dementierte, denen zufolge ein Mann, der sich ›Der Jäger‹ nennt, zugegeben hat, eine Frau in ihrem Van erschossen zu haben, wurde diese Information neuen Erkenntnissen zufolge bestätigt. Laut Carla Shorte, investigative Journalistin bei Channel Three, sind alle leitenden Beamten des FBI augenblicklich damit befasst, die undichte Stelle in den eigenen Reihen aufzuspüren …
    Was für eine undichte Stelle? Wer hatte sich beim FBI verplappert?
    Zudem suchen die Ermittlungsbehörden nach einer Witwe, die mutmaßlich mit Bankes gesehen wurde …
    Chevy ignorierte den letzten Satz.
Ein Mann, der sich ›Der Jäger‹ nennt …
Er fluchte. Jemand hatte beim FBI angerufen und sich als ›Der Jäger‹ ausgegeben. Das FBI war im Begriff, die Sache zu vertuschen, aber da wollte sich jemand mit fremden Federn schmücken.
Zufällige Morde.
    Panik kroch aus seiner Mitte hoch. »Hör nicht auf die, Jenny«, sagte er. »Die Morde sind nicht zufällig geschehen. Und es war auch nicht irgendein Scheißjäger, sondern dein Bruder.«
    Er versuchte nachzudenken, doch er bekam einen Krampf im Bein, während die Stimmen der Reporter über ihm wie Lochstreifen endlos hervorquollen.
Ein Mann hat zugegeben … Chevy Bankes, der kaltblütige Mörder aus Seattle … Das FBI vergleicht die brutale Mordreihe der jüngsten Zeit mit anderen Fällen, die zehn Jahre zurückliegen … zufällige Morde …
    Mutter begann zu summen.
    Halt’s Maul, Schlampe. Du weißt, wer diese Frauen umgebracht hat.
    Er brauchte seine Kassetten, sonst konnte er nicht klar denken, mit Mutters Stimme und denen der Reporter in seinem Kopf.
    Chevy schloss die Augen. Erinnere dich an die Schreie, die Schreie bringen Mutter zum Aufhören. Erinnere dich an ihre Stimmen. Gloria Michaels, Nina Ellstrom, Paige Wheeler und sogar am Anfang auch Anne Chaney. Doch sosehr er sich bemühte, er hörte bloß Mutters Singen, vermischt mit den Stimmen der Nachrichtenmoderatoren. Und die einzige Frau, die vor seinen geschlossenen Augen auftauchte, war Beth. Die stille, grausame Beth.
    Es war ein Fehler gewesen, sie in jener Nacht am Leben zu lassen, aber er hatte nicht mehr klar denken können. Chaney war tot, Jenny verletzt, und Denison – die störrische, miese Schlampe – weigerte sich, Mutter zum Verstummen zu bringen. Sie stand auf der Lichtung, während Anne Chaneys Blut wenige Meter entfernt in der Nacht verdampfte, und hatte die Zähne zusammengebissen. Stumm wie eine Leiche. Sie hatte nicht einen Laut von sich gegeben, weder als Chevy sie schlug, ihre Wange aufplatzte oder er ihr die Schenkel spreizte … keinen Laut.
    Doch Jenny hatte seine Hilfe gebraucht. Und Mutter war immer lauter geworden.
Who’ll dig his grave? I, said the Owl …
    Der Fernseher wurde ausgeschaltet, und die leiernden Stimmen verstummten. Chevy schloss die Augen.
    Ein anonymer Anrufer, der sagt, er habe die Morde begangen … Eine ältere Witwe …
    Nun, es war an der Zeit, die Sache richtigzustellen, ganz einfach. Schlechte Neuigkeiten für Margaret Chadburne: Sie hatte ausgedient.
     
    Beth hörte um halb zwölf Neils Schritte im Flur, als die Nachrichten gerade vorbei waren. Sie schob die Karten auf dem Couchtisch zu einem Stapel zusammen. Solitär war ein grässliches Spiel – etwas, mit dem man sich nur beschäftigte, wenn man einsam, besorgt, müde oder gelangweilt war. Oder alles zusammen.
    »Hey«, sagte er beim Hereinkommen. Er ging auf den Tisch zu, griff nach ihrem Becher und schnupperte daran. »Volle Dröhnung?«
    »Ich wollte wachbleiben, um zu hören, was heute Abend in Quantico los war.«
    »Nein, wolltest du nicht. Du wolltest sichergehen, dass du nicht tief oder lange genug schläfst, um dich vor deinen Alpträumen zu schützen.« Ihre Wangen wurden knallrot, und Neil fuhr fort: »Lieber Himmel,

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