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Puppenmord

Titel: Puppenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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nicht«, sagte Sally, »nicht mal die Hälfte ist dir klar. Vielleicht weißt du's nicht, aber du hast eine emanzipierte Frau geheiratet. Keine männliche Chauvinistensau legt mich aufs Kreuz . . .«
    »Ich versuche ja gar nicht, dich aufs Kreuz zu legen«, sagte Gaskell. »Alles, was ich sagen will, ist, ich will nicht, daß . . .«
    »Von dir rede ich doch gar nicht. Ich rede von diesem ekelhaften Wilt. Glaubst du, er wäre allein in diese Puppe reingekommen? Denk mal nach, G-Baby, denk doch mal nach.«
    Gaskell setzte sich aufs Sofa und starrte sie an.
    »Du mußt den Verstand verloren haben. Zum Teufel, warum mußtest du das denn machen?«
    »Weil, wenn ich jemanden emanzipiere, dann emanzipiere ich ihn auch. Basta.«
    »Jemanden emanzipieren mit. . .« Er schüttelte den Kopf. »Das ist doch Blödsinn.«
    Sally goß sich einen Drink ein. »Das Lästige an dir ist, du hältst große Reden, aber tust nichts. Alles heiße Luft bei dir. »Meine Frau ist eine emanzipierte Frau. Meine Frau ist frei.« Klingt alles nett, aber laß deine emanzipierte Frau es sich mal in den Kopf setzen, was zu tun, dann willst du nichts davon wissen.«
    »Jaja, und wenn du es dir in deinen verdammten Kopf setzt, was zu tun, wer löffelt dann die Suppe aus ? Ich. Wo sind dann deine emanzipierten Frauen? Wer hat dich in Omaha aus dem Schlamassel geholt? Wer hat damals in Houston den Bullen bestochen . . .«
    »Hast du alles gemacht. Aber warum hast du mich dann geheiratet? Warum bloß?«
    Gaskell putzte sich die Brille mit einem Zipfel der Kochmütze. »Ich weiß es nicht«, sagte er, »tja, mach was, ich weiß es wirklich nicht.«
    »Damit du hin und wieder mal 'n Tritt kriegst. Ohne mich wärst du längst an Langeweile eingegangen. Bei mir kriegst du mal 'n bißchen Aufregung. Bei mir kriegst du mal 'n Tritt.«
    »Ja, in die Schnauze.«
    Gaskell stand müde auf und ging zur Treppe. In Momenten wie diesen fragte er sich, was er da geheiratet hatte.
    Will wankte voller Qual nach Hause. Er litt nicht mehr körperlich, er litt an der Qual der Erniedrigung, des Hasses und der Selbstverachtung. Er war vor Leuten, die er verachtete, zum Narren, Perversen und Idioten gemacht worden. Die Pringsheims und ihr Klüngel waren alles das, was er verabscheute: falsch, unecht, anmaßend, ein Zirkus intellektueller Clowns, deren Marotten nicht mal den Vorzug seiner Schrullen hatten, nämlich wenigstens echt zu sein. Ihre waren bloße Parodien auf das Vergnügen. Sie lachten, um sich selber lachen zu hören, und protzten mit einer Sinnlichkeit herum, die nichts mit Gefühlen oder auch nur Instinkten zu tun hatte, sondern bloß aus schalen Einbildungen und gemimter Wollust zusammengekleistert war. »Copulo ergo sum«. Und dieses Weibsstück Sally hatte ihm vorgeworfen, er habe nicht den Mut, zu seinen Instinkten zu stehen, als wenn Instinkte daraus bestünden, in den chemisch unfruchtbar gemachten Körper einer Frau zu ejakulieren, der man erst zwanzig Minuten vorher zum ersten Mal begegnet war. Aber Wilt hatte instinktiv reagiert, er war vor einer Lüsternheit zurückgewichen, die nichts als Macht, Arroganz und unerträgliche Verachtung ihm gegenüber war; und das hieß, was er war, unbedeutend, wie er war, war er lediglich die Verlängerung seines Penis, und der tiefste Ausdruck seiner Gedanken, Gefühle Hoffnungen und Bestrebungen war nur zwischen den Beinen einer doofen Schickeriamieze zu finden. Und das sollte also emanzipiert sein.
    »Fühl dich frei«, hatte sie gesagt und ihn in diese verfluchte Puppe geklemmt. Wilt stand unter einer Straßenlaterne und knirschte mit den Zähnen.
    Und Eva? Welche Hölle würde sie ihm nun bereiten? Wenn das Leben mit ihr bis jetzt unerträglich war, so würde es nun das reine Elend werden. Sie würde nie glauben, daß er nicht mit dieser Puppe gevögelt hatte, daß er nicht freiwillig in sie hineingekommen, daß er von Sally in sie hineingesteckt worden war. Nicht in hundert Jahren! Und selbst wenn sie durch irgendein Wunder seine Geschichte hinnehmen sollte, änderte das herzlich wenig.
    »Was bist du bloß für ein Mann, daß du dir von einer Frau so was bieten läßt?« würde sie fragen. Auf diese Frage gab es partout keine Antwort. Was für ein Mann war er? Wilt hatte keine Ahnung. Ein kleiner, unbedeutender Mann, dem die Dinge widerfuhren und für den das Leben eine Reihe von Erniedrigungen war. Drucker schlugen ihn ins Gesicht, und er kriegte auch noch die Schuld zugeschoben. Seine Frau kujonierte ihn, und

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