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Puppenmord

Titel: Puppenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Munde. »Was ist an 'ner duften Schlägerei verkehrt? 'n Student ist doch keine alte Frau oder sowas. Er kann immer zurückhauen, nich?«
    Den Rest der Stunde redeten sie über die Gewalt in der Welt von heute. Alles in allem waren die Maurer offensichtlich der Meinung, sie war 'ne gute Sache.
    »Ich meine, was hat das denn für 'n Sinn, Sonnabend abend auszugehen und sich zu besaufen, wenn du dabei nicht mal 'n bißchen einen drauf machen kannst? Deine Aggressionen irgendwie loswerden«, sagte ein ungewöhnlich wortgewandter Maurer, »ich meine, das ist doch normal, oder?«
    »Also meinst du, der Mensch ist ein von Natur aus aggressives Lebewesen«, sagte Wilt.
    »'türlich ist er das. Das zeigt die ganze Geschichte, alle Kriege und so. Bloß die Scheiß Eierköppe mögen keine Gewalt.«
    • Wilt nahm diese Ansicht mit ins Lehrerzimmer zu seiner Freistunde und holte sich eine Tasse Kaffee aus dem Automaten. Dort traf er auf Peter Braintree.
    »Na, wie ist die Party gelaufen?« fragte Braintree.
    »Gar nicht«, sagte Wilt mürrisch.
    »Hat's Eva gefallen?« »Kann ich nicht sagen. Sie war noch nicht zu Hause, als ich heute morgen aufgestanden bin.«
    »Noch nicht zu Hause?«
    »Du sagst es«, sagte Wilt.
    »Na ja, hast du nicht angerufen und gefragt, ob ihr was passiert ist?«
    »Nein«, sagte Wilt.
    »Und warum nicht?«
    »Weil ich verdammt blöd dastehen würde, wenn ich anriefe und erzählt kriegte, daß sie's gerade mit dem abessinischen Botschafter treibt, oder?«
    »Der abessinische Botschafter? War der da?«
    »Weiß ich nicht und will ich auch nicht wissen. Als ich sie zuletzt sah, wurde sie grade von so 'm dicken schwarzen Heini aus Äthiopien vollgequatscht. Ist irgendwas bei den Vereinten Nationen. Sie machte Obstsalat, und er schnippelte ihr die Bananen.«
    »Klingt aber nicht sehr kompromittierend, find ich«, sagte Braintree.
    »Nö, das geb ich zu. Bloß, du warst nicht da und weißt nicht, was das für 'ne Party war«, sagte Wilt und kam im selben Moment zu der Überzeugung, daß hier eine gereinigte Fassung der nächtlichen Ereignisse angebracht sei. »'ne ganze Masse cooler Leute so in unserem Alter mit ihrem üblichen Kack.«
    »Das klingt ja verdammt schaurig. Und du denkst, Eva...«
    »Ich denke, Eva hat sich einen angetütert, jemand hat ihr 'n Joint verpaßt und sie ist weggetreten«, sagte Wilt, »das denke ich. Wahrscheinlich pennt sie sich ihn im Klo unten aus.«
    »Klingt mir nicht nach Eva«, sagte Braintree. Wilt trank seinen Kaffee und überlegte sich seine Taktik. Wenn die Geschichte von seiner Affäre mit dieser Bumspuppe rauskommen sollte, war's vielleicht besser, er erzählte sie zuerst aus seiner Sicht. Andererseits ...
    »Was hast du denn währenddessen gemacht?« fragte Brain-tree.
    »Tja«, sagte Wilt, »ehrlich gesagt...» Er zögerte. Bei näherer Überlegung war es vielleicht besser, die Puppe überhaupt nicht zu erwähnen. Falls Eva die Klappe hielt. . . »Ich hab mir auch einen kleinen angesoffen.«
    »Das klingt schon besser«, sagte Braintree, »du hast doch sicher auch mit 'ner anderen geflirtet.«
    »Wenn du es unbedingt wissen willst«, sagte Wilt, »eine andere hat mit mir geflirtet. Mrs. Pringsheim.«
    »Mrs. Pringsheim hat mit dir geflirtet?«
    »Na ja, wir sind raufgegangen, und haben uns die Spielsachen von ihrem Mann angesehen . . .«
    »Spielsachen? Ich meine, du hättest mir erzählt, er wäre Biochemiker.«
    »Ist er auch. Er spielt aber nun mal gerne mit Spielsachen. Elektrischen Eisenbahnen und Teddybären und so. Sie sagt, er ist ein Fall frühkindlicher Entwicklungshemmung. Ausgerechnet sie muß das sagen. Das ist mir 'ne treue Ehefrau.«
    »Wieso, was ist denn passiert?«
    »Och, außer daß sie die Tür abgeschlossen, sich mit weit gespreizten Beinen aufs Bett gelegt und mich aufgefordert hat, sie zu vögeln, und gedroht hat, mir ein Flötensolo zu blasen, ist nichts passiert«, sagte Wilt.
    Peter Braintree sah ihn ungläubig an. »Nichts?« sagte er schließlich. »Nichts? Ich meine, wie hast du dich verhalten?«
    »Hinhaltend«, sagte Wilt.
    »Das ist ja ein ganz neuer Ausdruck dafür«, sagte Braintree. »Du gehst mit Mrs. Pringsheim nach oben und hältst hin, während sie mit gespreizten Beinen auf dem Bett liegt, und da möchtest du noch wissen, warum Eva nicht nach Hause gekommen ist? Wahrscheinlich ist sie bei irgendeinem Anwalt vorbeigegangen und reicht gerade die Scheidungsklage ein.«
    »Aber ich sage dir doch, ich hab mit dem Weibstück nichts

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