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Puppenmord

Titel: Puppenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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während die Klasse zum Fenster rausgaffte und aufzuschnappen versuchte, was gesagt wurde. Wenig später heulten Sirenen in der Ferne und wurden lauter. Ein Polizeiauto kam angefahren, vier Feuerwehrwagen rasten auf den Parkplatz, ein Krankenwagen folgte. Als immer mehr uniformierte Männer sich dort versammelten, wo mal nichts als ein Loch in der Erde gewesen war, wurde klar, daß die Puppe da runterzukriegen verdammt viel einfacher gewesen war als sie wieder rauszuho-len.
    »Der Beton da bindet in zwanzig Minuten ab«, erklärte der Fahrer, als zum ixten Male eine Pumpe vorgeschlagen wurde. Ein Polizeiinspektor und der Feuerwehrchef starrten auf das Loch runter.
    »Sind Sie sicher, Sie haben da unten die Leiche einer Frau gesehen?« fragte der Inspektor. »Sind Sie davon überzeugt?«
    »Überzeugt?« polterte der Polier, »'türlich bin ich überzeugt. Sie glauben doch nicht.. . Erzähl's ihnen Barney. Er hat sie auch gesehen.«
    Und Barney erzählte dem Inspektor alles noch plastischer als vorher. »Sie hatte so Haare, ne, und ihre Hand zeigte nach oben, als wollte sie um Hilfe bitten, und dann diese Finger . . . Ich sage Ihnen, es war grauslich. Es sah nicht normal aus.«
    »Nein, na, das kann's jawohl auch nicht«, sagte der Inspektor teilnahmsvoll.
    »Und Sie sagen, es lag ein Brett oben auf dem Loch, als Sie heute morgen herkamen.«
    Der Polier fuchtelte stumm mit den Armen, und Barney zeigte ihm die Bretter. »Ich habe auch mal drauf gestanden«, sagte er. »Hier war alles in Ordnung, so wahr mir Gott helfe.«
    »Die Sache ist, wie kriegen wir sie wieder raus?« sagte der Feuerwehrchef. Das war ein Problem, das dem Leiter der Baufirma vorgetragen wurde, als er endlich erschien.
    »Das weiß der Himmel«, sagte er. »Es gibt keine einfache Möglichkeit, den Beton nun wieder rauszuholen. Wir müßten Bohrer einsetzen, um zehn Meter runterzukommen.«
    Eine Stunde später waren sie der Lösung des Problems noch keinen Schritt näher. Als sich KFZ III von diesem aufregenden Schauspiel losriß und zum Technischen Zeichnen ging, sammelte Wilt die »Shane«-Exemplare ungelesen wieder ein und ging total mit den Nerven fertig rüber ins Lehrerzimmer. Der einzige Trost, der ihm in den Sinn kam, war, daß sie mindestens zwei oder drei Tage brauchten, um sich nach unten zu graben und zu entdecken, daß das, was ganz so wie die Leiche einer ermordeten Frau ausgesehen hatte, in Wirklichkeit eine aufblasbare Puppe war. Oder mal gewesen war. Wilt zweifelte eigentlich daran, daß sie jetzt noch aufgeblasen sei. Dieser flüssige Beton hatte was schrecklich Hartnäckiges gehabt.

- 8 -
    Was schrecklich Hartnäckiges hatte auch die Sandbank an sich, auf die das Kajütboot aufgelaufen war. Zu allem Unglück war auch noch der Motor kaputtgegangen. Gaskell sagte, es sei die Kupplung.
    »Ist das was Ernstes?« fragte Sally.
    »Das heißt lediglich, wir müssen uns zu einem Bootshafen schleppen lassen.«
    »Von wem?«
    »Von einer vorbeifahrenden Jacht, schätze ich«, sagte Gaskell.
    Sally sah über die Reling auf die Schilfkolben.
    »Vorbeifahrende Jacht?« sagte sie. »Wir sind schon die ganze Nacht und den halben Vormittag hier, aber bis jetzt ist niemand vorbeigekommen, und wenn, könnten wir sie vor lauter Scheiß Schilfkolben nicht sehen.«
    »Ich dachte, du hättest für Schilfkolben was übrig.«
    »Das war gestern«, schnappte Sally zurück, »heute bedeuten sie bloß, daß wir für niemanden zu sehen sind, der mehr als zehn Meter von uns weg ist. Und jetzt hast du auch noch den Motor kleingekriegt. Ich habe dir ja gesagt, daß du ihn nicht so hochdrehen sollst.«
    ' »Also, wie sollte ich denn wissen, daß das 'ne Kupplung kaputtmachen würde«, sagte Gaskell. »Ich habe doch bloß versucht, uns von dieser Sandbank runterzukriegen. Das mußt du mir mal erzählen, wie ich das wohl machen soll, ohne den verfluchten Motor hochzudrehen.«
    »Du könntest aussteigen und schieben.«
    Gaskell guckte vorsichtig über die Reling. »Ich könnte aussteigen und ertrinken«, sagte er.
    »Dann wäre das Boot leichter«, sagte Sally. »Wir müssen alle unsere Opfer bringen, und du hast gesagt, die Flut würde uns wieder flott machen.«
    »Ich habe mich eben geirrt. Das ist Süßwasser da unten, und das heißt, daß die Flut nicht bis hierher kommt.«
    »Das erzählt der mir jetzt. Erst sind wir im Froschteich ... «
    »Wasser«, sagte Gaskell.
    »Froschwasser, ist ja auch egal. Dann sind wir in der Moorbreite. Wo sind wir denn nun

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