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Puppenmord

Titel: Puppenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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fürchterlich.
    »Werfen Sie am Küchenfenster eine Scheibe ein und machen Sie von innen auf«, sagte der Inspektor zu dem größeren der beiden Beamten. Einen Augenblick später wurde das Wohnzimmerfenster aufgeschoben, und sie stiegen hinein.
    »War nicht nötig, mit Gewalt einzudringen«, sagte der Beamte. »Die Hintertür war nicht zugeschlossen und das Fenster hier nicht verriegelt. Sie müssen sich in irrer Eile aus dem Staub gemacht haben.«
    Der Inspektor sah sich in dem Zimmer um und zog die Nase kraus. Der Mief von kaltem Hasch, saurer Bowle und Kerzenrauch hing immer noch schwer im ganzen Haus.
    »Falls sie weggefahren sind«, sagte er bedeutungsvoll und warf einen raschen Blick auf Wilt.
    »Sie müssen weggefahren sein«, sagte Wilt, der sich aufgefordert fühlte, die Szene irgendwie zu kommentieren, »es würde doch niemand ein ganzes Wochenend in so einem Saustall leben wollen, ohne . . .«
    »Leben? Sie haben doch »leben« gesagt, nicht wahr?« sagte Flint und trat auf einen verbrannten Fleischklops.
    »Ich wollte sagen .. .«
    »Vollkommen Wurscht, was Sie sagen wollten, Wilt. Sehen wir lieber mal, was hier passiert ist.«
    Sie gingen in die Küche, wo das gleiche Chaos herrschte, und weiter in ein anderes Zimmer. Überall dasselbe. Zigarettenkippen, die man in Kaffeetassen ausgedrückt oder auf dem Teppich ausgetreten hatte. Eine in Stücke zerbrochene Schallplatte hinter dem Sofa bedeutete das Ende von Beethovens Fünfter. Kissen lagen gegen die Wand geknautscht. Abgebrannte Kerzen baumelten post-koital schlapp von Flaschen herab. Um dem ganzen Gesudel noch einen kleinen Akzent hinzuzufügen, hatte jemand mit rotem Filzstift ein Porträt von Prinzessin Anne auf die Wand gemalt. Sie war von Polizisten mit Schutzhelmen umringt, und darunter stand: DIE ANNY IN DEN BULLENSCHAREN IST WIE DAS ASCHLOCH ZWISCHEN HAAREN. DER SCHWANZ IST TOT LANG LEBE DIEMÖSIGIN. Gedanken, die in kämpferischen Frauenkreisen zweifellos vollkommen tragbar, in Inspektor Flints Augen aber kaum geeignet waren, Pringsheims sehr hoch einzustufen.
    »Nette Freunde haben Sie, Wilt«, sagte er.
    »Sind keine Freunde von mir«, sagte Wilt erregt. »Diese Säue können nicht mal richtig schreiben.«
    Sie gingen nach oben und guckten in das große Schlafzimmer. Das Bett war nicht gemacht, Kleidungsstücke, meistens Dessous, lagen überall am Boden oder hingen aus den Schubladen raus, und ein nicht zugestöpselter Flacon Lancöme -oder Lanvin - lag umgestürzt auf der Frisiertoilette. Das Zimmer pestete nach Parfüm.
    »Großer Gott«, sagte der Inspektor und musterte feindselig ein Suspensorium. »Jetzt fehlt nur noch ein bißchen Blut.«
    Sie fanden es im Badezimmer, von Dr. Scheimachers verletzter Hand war Blut auf den Fußboden getropft und in dunkelroten Flecken auf die Fliesen gekleckert. Die Badezimmertür hing mit zerbrochenem Rahmen in der untersten Angel, und auch an ihr gab's Blutflecken.
    »Das hab ich gewußt«, sagte der Inspektor und sann darüber nach. Er sann auch über das nach, was jemand mit Lippenstift auf den Spiegel über dem Waschbecken geschrieben hatte. Auch Wilt sah sich das an. Es erschien ihm über die Maßen anzüglich. WO WILT RITT UND EVA FLOH WER WAR DIE MÄNNLICHE CHAUVINISTENSAU?
    »Reizend«, sagte Inspektor Flint. Er drehte sich zu Wilt um, dessen Gesicht jetzt die Farbe der Fliesen hatte. »Ich darf wohl annehmen, daß Sie auch davon nichts wissen. Nicht Ihr Werk?«
    »Allerdings nicht«, sagte Will?.
    »Das auch nicht?« sagte der Inspektor und zeigte auf die Blutflecken in der Badewanne. Wilt schüttelte den Kopf.
    »Und damit haben Sie vermutlich auch nichts zu tun?« Er deutete auf ein Präservativ, das über dem Toilettensitz an die Wand genagelt war. WO DIE BIENE DEN HONIG SUK-KELT DA WIRD MIT DEM SCHNULLER SCHÖN TROCKEN GENUCKELT. Wilt starrte das Ding voll Ekel an.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, murmelte er. »Es ist alles so schrecklich.«
    »Das können Sie ruhig zweimal sagen«, pflichtete der Inspektor bei und wandte sich praktischeren Überlegungen zu.
    »Also, hier drin ist sie nicht gestorben.«
    »Woran sehen Sie das denn?« fragte der jüngere der beiden Kriminalbeamten.
    »Nicht genug Blut.« Der Inspektor sah sich unsicher um. »Andererseits, ein kräftiger Schlag . . .« Sie folgten den Blutflecken den Gang lang bis zu dem Zimmer, in dem Wilt in die Puppe gedübelt worden war.
    »Um Gottes willen, nichts anfassen«, sagte der Inspektor und schob die Tür mit dem

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