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Puppenmord

Titel: Puppenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Liste belastender Aussagen um einen Punkt verlängerte. Der Inspektor hielt diese Tatsache in seinem Notizbuch fest.
    »Sie war im Bett, nicht wahr?«
    »Nein«, sagte Wilt. »Drüben bei Pringsheims.«
    »Pringsheims? Und wer wäre das?«
    »Die Amerikaner, von denen ich Ihnen erzählt habe, die im Rossiter Grove wohnen.«
    »Sie haben mir gegenüber nichts von Amerikanern erwähnt«, sagte der Inspektor.
    »Tut mir leid. Ich dachte, ich hätte es. Ich komme schon ganz durcheinander. Mit denen ist sie weggefahren.«
    »Ach ja? Dann werden wir wohl feststellen müssen, daß die auch verschwunden sind?«
    »Höchstwahrscheinlich«, sagte Wilt. »Ich meine, wenn sie mit denen weggefahren ist, müssen sie ja auch weg sein, und wenn sie nicht mit denen weg ist, kann ich mir nicht vorstellen, wo sie sonst sein sollte.«
    »Ich aber«, sagte der Inspektor und betrachtete mit angeekeltem Interesse einen Fleck auf einem Laken, das einer der Beamten im Korb mit der schmutzigen Wäsche gefunden hatte. Als sie das Haus verließen, bestand das Belastungsmaterial aus dem Laken, dem Gürtel eines alten Morgenrocks, der auf geheimnisvolle Weise auf den Dachboden gekommen war, einem Hackmesser, das Wilt mal dazu benutzt hatte, eine Dose Mennige aufzumachen, und einer Injektionsspritze, die Eva sich vom Tierarzt geholt hatte, um in ihrer Zimmerpf lanzenphase den Kakteen die genau richtige Menge Wasser zu geben. Außerdem ein Fläschchen mit Tabletten ohne Etikett.
    »Zum Kuckuck, wie soll ich wissen, was da drin ist?« fragte Wilt, als sie ihm das Fläschchen zeigten. »Aspirin wahrscheinlich. Und überhaupt ist es voll.«
    »Tun Sie's zu den anderen Beweisstücken«, sagte der Inspektor. Wilt warf einen Blick auf die Kiste.
    »Himmelherrgott, was meinen Sie eigentlich, was ich alles mit ihr gemacht habe? Erst vergiftet, dann erdrosselt, und mit einem Hackmesser in Stücke gehackt und ihr dann noch 'ne Injektion mit Hydrosalz gegeben?«
    »Was ist Hydrosalz«, fragte Inspektor Flint mit plötzlichem Interesse.
    »Ein Zeug, mit dem Pflanzen gegossen werden«, sagte Wilt. »Die Flasche steht auf dem Fensterbrett.«
    Der Inspektor legte auch die Flasche Hydrosalz in die Kiste. »Wir wissen, was Sie mit ihr gemacht haben«, sagte er. »Jetzt interessiert uns das Wie.«
    Sie gingen wieder zu dem Polizeiwagen hinaus und fuhren in den Rossiter Grove rüber zu Pringsheims. »Sie bleiben mit dem Wachtmeister im Wagen sitzen, während ich nachgucke, ob sie zu Hause sind«, sagte Inspektor Flint und ging zur Haustür. Wilt sah, wie er klingelte. Er klingelte nochmal. Er bearbeitete den Türklopfer und ging schließlich durch die Pforte mit der Aufschrift »Lieferanteneingang« zur Küchentür rüber. Eine Minute später war er wieder da und fummelte am Funkgerät herum.
    »Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen, Wilt«, schnaubte er. »Sie sind weg. Das reinste Schlachtfeld ist das da. Sieht aus, als hätten sie 'ne Orgie gefeiert. Holen Sie ihn raus.«
    Die beiden Kriminalbeamten zogen Wilt, nicht mehr Mr. Wilt, sondern einfach Wilt, das hatten sie genau mitgekriegt, aus dem Wagen, während der Inspektor das Revier in Fenland rief und mit unheilverkündender Eindringlichkeit von Vollzugsvollmachten redete und daß sie irgendwas schicken sollten, was sich fast wie Sonderstaffel T anhörte. Wilt stand in der Einfahrt von Rossiter Grove Nr. 12 und fragte sich, was zum Teufel mit ihm geschah. Die Ordnung der Dinge, auf die er gebaut hatte, ging um ihn herum in Trümmer.
    »Wir gehen hinten rein«, sagte der Inspektor. »Das sieht gar nicht gut aus.« Sie gingen den Weg zur Küchentür runter und ums Haus herum in den Garten. Jetzt sah Wilt, was der Inspektor mit Schlachtfeld gemeint hatte. Der Garten sah keineswegs gut aus. Pappteller lagen auf dem Rasen herum oder waren vom Wind quer durch den Garten in die Dahlien und Kletterrosen gewirbelt worden, und mit Pappbechern, die teils plattgetrampelt, teils immer noch mit Pringsheims Bowle und Regenwasser gefüllt waren, war der ganze Boden besät. Aber erst die Fleischklopse gaben dem Ort den Anstrich morbider Unflätigkeit. Sie lagen mit Krautsalat bekleistert über den ganzen Rasen verstreut, so daß Wilt unwillkürlich an Clem denken mußte.
    »Der Hund kehrt immer zu seinem Knochen zurück«, sagte der Inspektor, der offenbar Wilts Gedanken lesen konnte. Sie gingen über die Terrasse zu den Wohnzimmerfenstern und guckten hinein. Der Garten war schon schlimm gewesen, da drinnen aber war's

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