Puppenmord
Ärmel etwas weiter auf, »unsere Fußspurjungs können sich hier auf 'n Großkampftag freuen.« Er sah die Spielsachen in dem Zimmer. »Die Kinder haben Sie vermutlich auch abgemetzelt«, sagte er grimmig.
»Kinder?« sagte Wilt, »ich wußte gar nicht, daß sie welche haben.«
»Na, wenn Sie's nicht wußten«, sagte der Inspektor, der selber Familienvater war, »dann können die armen kleinen Scheißer ja von Glück reden. Von keinem großen, wie die Dinge hier so liegen, aber immerhin.«
Wilt reckte den Kopf um die Ecke und entdeckte den Teddybär und das Schaukelpferd. »Die gehören Gaskell«, sagte er, »er spielt gern mit ihnen.«
»Sagten Sie nicht eben noch, Sie hätten gar nicht gewußt, daß sie Kinder haben?«
»Sie haben auch keine. Gaskell, das ist Dr. Pringsheim. Er ist Biochemiker und, wie seine Frau sagt, einer frühkindlichen Entwicklungshemmung verhaftet.«
Der Inspektor musterte ihn nachdenklich. Die Frage der Verhaftung war mittlerweile etwas, was sorgsam erwogen werden mußte.
»Ich darf wohl annehmen, daß Sie nicht bereit sind, nun ein volles Geständnis abzulegen?« fragte er ohne viel Hoffnung.
»Nein, bin ich nicht«, sagte Wilt.
»Das hatte ich auch nicht angenommen, Wilt«, sagte der Inspektor. »Schön, schaffen Sie ihn aufs Revier. Ich komme später nach.«
Die Beamten packten Wilt bei den Armen. Das war zuviel.
»Lassen Sie mich los«, schrie er. »Sie haben kein Recht dazu. Sie haben ...» »Wilt«, brüllte der Inspektor, »ich gebe Ihnen eine letzte Chance. Wenn Sie jetzt nicht friedlich mitgehen, klage ich Sie sofort und auf der Stelle der Ermordung Ihrer Frau an.«
Wilt ging friedlich mit. Ihm blieb nichts anderes übrig.
»Die Schraube?« sagte Sally. »Aber du hast doch gesagt, es ist die Kupplung.«
»Ich habe mich halt geirrt«, sagte Gaskell, »sie verkuppelt.«
»Kuppelt, G, Kuppelt.«
»Okay, also kann es nicht an der Kupplung liegen. Es könnte sein, daß sich irgendwas um die Schraubenwelle gewickelt hat.«
»Zum Beispiel?«
»Wasserpflanzen zum Beispiel.«
»Warum steigst du nicht mal runter und siehst selber nach?«
»Mit dieser Brille?« sagte Gaskell, »ich könnte überhaupt nichts sehen.«
»Du weißt, ich kann nicht schwimmen«, sagte Sally.
»Ich kann aber schwimmen«, sagte Eva.
»Wir binden Ihnen ein Seil um den Bauch, da ertrinken Sie nicht«, sagte Gaskell, »Sie brauchen bloß mal eben zu tauchen und nachzufühlen, ob da unten irgendwas ist.« »Wir wissen, was da unten ist«, sagte Sally. »Schlamm.«
»Um die Schraubenwelle«, sagte Gaskell. »Wenn da was ist, machen Sie's ab.«
Eva ging in die Kajüte und zog den Bikini an.
»Ehrlich, Gaskell, manchmal denke ich, du machst das mit Absicht. Erst ist es die Kupplung und jetzt ist es die Schraube.«
»Na ja, wir müssen halt alles versuchen. Wir können nicht einfach hier rumsitzen«, sagte Gaskell, »ich muß morgen wieder im Labor sein.«
»Daran hättest du eben eher denken sollen«, sagte Sally. »Jetzt hilft uns nur noch die Weiße Seekuh Frieda.«
»Wenn du mich fragst, kommt sie da gerade«, sagte Gaskell, als Eva aus der Kajüte kam und sich eine Badekappe aufsetzte.
»Na, wo ist das Seil?« fragte sie. Gaskell sah in einem Kasten nach und fand eins.
Er band es ihr um die Taille, und Eva kletterte über die Reling ins Wasser.
»Huch, ist das aber kalt«, kicherte sie.
»Das liegt am Golfstrom«, sagte Gaskell, »er kommt nicht bis hierher.«
Eva schwamm los und versuchte dann zu stehen.
»Das ist ja furchtbar flach und ganz schlammig.«
Sie watete an dem Seil hängend herum und fühlte unter dem Bootsheck nach. »Ich kann nichts finden«, rief sie.
»Vielleicht weiter unten«, sagte Gaskell, der zu ihr runter lugte. Eva steckte den Kopf unter Wasser und fand das Ruder.
»Das ist das Ruder«, sagte Gaskell.
»Natürlich«, sagte Eva, »das weiß ich auch, Blödmann. Ich bin ja nicht dämlich.«
Sie verschwand unter dem Boot. Diesmal fand sie die Schraube, aber es hatte sich nichts drumgewickelt.
»Es ist bloß schlammig, das ist alles«, sagte sie, als sie wieder auftauchte. »Den ganzen Boden lang ist alles Schlamm.«
»Na, das möchte so sein, nicht?« sagte Gaskell. Eva watete zur Seite herum. »Wir sitzen halt zufällig auf einer Schlammbank fest.«
Eva tauchte nochmal, aber auch die Schraubenwelle war frei. »Das habe ich dir ja gesagt«, sagte Sally, als sie Eva wieder an Bord hievten. »Du hast sie das bloß machen lassen, damit du sie in ihrem
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