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Puppenmord

Titel: Puppenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Ihnen nach Hause und sehen uns diesen Brief mal an.«
    »Ich fürchte, das ist nicht möglich«, sagte Wilt. »Ich habe ihn nicht mehr.«
    »Sie haben ihn nicht mehr?« sagte der Inspektor. »Sie haben ihn nicht mehr? Wieso denn nicht?«
    Wilt sah kläglich zu dem Polizeistenographen rüber. »Um die Wahrheit zu sagen, ich habe mir damit den Hintern gewischt«, sagte er.
    Inspektor Flint starrte ihn finster an. »Sie haben was gemacht?«
    »Na ja, es war kein Toilettenpapier im Klo, und da habe ich ...» Er brach ab. Der Inspektor zündete sich bereits die nächste Zigarette an. Ihm zitterten die Hände, und in seinem Blick lag etwas Verhaltenes, als hätte er gerade in einen schrecklichen Abgrund geblickt.
    »Mr. Wilt«, sagte er, als er sich schließlich gefaßt hatte, »ich glaube, ich bin ein leidlich toleranter Mensch, ein geduldiger Mensch und ein menschenfreundlicher Mensch, aber wenn Sie ernsthaft von mir erwarten, ich glaubte auch nur ein Wort Ihrer völlig unsinnigen Geschichte, da müssen Sie übergeschnappt sein. Erst erzählen Sie mir, Sie haben eine Puppe in das Loch geworfen. Dann geben Sie zu, daß sie die Kleider Ihrer Frau trug. Jetzt sagen Sie, daß Ihre Frau weggefahren ist, ohne Ihnen zu sagen wohin, und um allem noch die Krone aufzusetzen, besitzen Sie schließlich die Frechheit, ruhig dazusitzen und mir zu erzählen, daß Sie sich mit dem einzigen soliden Beweisstück, das Ihre Aussage hätte erhärten können, den Arsch gewischt haben.«
    »Aber das hab ich«, sagte Will.
    »Quatsch«, schrie der Inspektor. »Sie und ich, wir beide wissen ganz genau, wo Mrs. Wilt hingefahren ist, da ist es doch sinnlos, so zu tun, als wüßten wir es nicht. Sie ist da unten in dem Scheiß Loch, und Sie haben sie da leingeworfen.«
    »Verhaften Sie mich?« fragte Wilt, als sie in einem dichten Pulk über die Straße zu dem Polizeiwagen gingen.
    »Nein«, sagte Inspektor Flint, »Sie helfen der Polizei nur bei ihren Nachforschungen, so steht's heute abend in der Zeitung.«
    »Aber mein lieber Braintree, natürlich werden wir alles tun, was wir können«, sagte der Stellvertretende Direktor. »Wilt ist immer ein zuverlässiger Kollege gewesen, und offenbar ist da irgendein schrecklicher Irrtum passiert. Sie brauchen sich gewiß keine Sorgen zu machen. Die ganze Angelegenheit kommt binnen kurzem von ganz allein wieder in Ordnung.«
    »Hoffentlich haben Sie recht«, sagte Braintree, »aber es gibt einige erschwerende Umstände. Erstens ist Eva . . .«
    »Eva? Mrs. Wilt? Sie wollen doch nicht andeuten ...«
    »Ich will überhaupt nichts andeuten. Alles, was ich sagen möchte . . . also, sie ist spurlos verschwunden. Sie hat Henry letzten Freitag verlassen.«
    »Mrs. Wilt hat... na ja, ich kenne sie kaum, außer vom Hörensagen natürlich. Ist sie nicht die Frau, die vor ein paar Jahren bei einem Judo-Abendkursus Mr. Lockyer das Schlüsselbein gebrochen hat?«
    »Das ist Eva gewesen«, sagte Braintree.
    »Das hört sich nicht nach einer Frau an, die sich von Wilt unterkriegen ließe . . .«
    »Das tut sie auch nicht«, sagte Braintree eilig. »Wenn irgendeiner bei Wilts in Gefahr schwebt, ermordet zu werden, dann Henry. Ich denke, man sollte die Polizei davon informieren.«
    Sie wurden vom Direktor unterbrochen, der mit der Abendzeitung hereinkam. »Das haben Sie wohl schon gesehen«, sagte er und wedelte erregt damit herum. »Es ist absolut entsetzlich.« Er legte die Zeitung auf den Schreibtisch und zeigte auf die Schlagzeilen. ERMORDETE IN BERUFSSCHULE UNTER BETON BEERDIGT. LEHRER HILFT POLIZEI BEI ERMITTLUNGEN.
    »Du liebe Güte«, sagte der Stellvertretende Direktor, »du liebe Güte, wie furchtbar. Das hätte nicht ungünstiger kommen können.«
    »Es hätte überhaupt nicht kommen sollen«, gab der Direktor bissig zurück. »Und das ist noch nicht alles. Ich habe schon ein halbes Dutzend Anrufe von Eltern bekommen, die wissen wollen, ob wir immer Mörder als Lehrkräfte beschäftigen. Wer ist dieser Will überhaupt?«
    »Von der Allgemeinbildung«, sagte der Stellvertretende Direktor. »Er ist schon zehn Jahre bei uns.«
    »Allgemeinbildung! Das hätte ich mir ja denken können. Wenn sie nicht verhinderte Dichter sind, dann Maoisten oder . . . Ich weiß nicht, wo Morris sie verdammt noch eins immer herkriegt. Und nun haben wir auch noch einen Mörder unter uns. Weiß der Himmel, was ich heute abend dem Erziehungsausschuß erzählen soll. Sie haben für acht eine Notsitzung einberufen.«
    »Ich muß sagen, mich

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