Puppenmord
Plastik-Bikini mit dem ganzen Schlamm dran sehen kannst. Komm, Botticelli-Baby, laß dich von Sally saubermachen.«
»Gottogott«, sagte Gaskell. »Penus entsteigt den Fluten.« Er ging wieder an den Motor und betrachtete ihn unschlüssig. Vielleicht war die Benzinleitung verstopft. Das war nicht sehr wahrscheinlich, aber er mußte irgendwas versuchen. Sie konnten ja nicht für immer in diesem Schlamm festsitzen.
Auf dem Vorderdeck rubbelte Sally Eva mit einem Schwamm ab.
»Jetzt die untere Hälfte, Liebes«, sagte sie und löste den Verschluß.
»Oh, Sally. Nein, Sally.«
»Labia babia.«
»O Sally, du bist schrecklich.«
Gaskell mühte sich mit dem verstellbaren Schraubenschlüssel ab. Diese ganze Tast-Therapie widerte ihn an. Und Plastik auch.
Im Sitzungssaal tat der Direktor sein Bestes, die Mitglieder des Erziehungsausschusses zu beschwichtigen, die eine gründliche Untersuchung der Anstellungspraktiken in der Abteilung Allgemeinbildung forderten.
»Darf ich das erläutern«, sagte er geduldig und sah sich in dem Ausschuß um, der zwischen Geschäftsinteressen und sozialem Engagement genau die Waage hielt. »Das Ausbildungsgesetz von 1944 bestimmt, daß alle Lehrlinge von ihren Arbeitsstellen frei bekommen sollten, um den Eintags-Un-terricht an den Berufsschulen zu besuchen . . .«
»Das wissen wir ja alles«, sagte ein Bauunternehmer, »und wir wissen alle, daß das eine verdammte Verschwendung von Zeit und öffentlichen Geldern ist. Diesem Land ginge es tausendmal besser, wenn man sie einfach ihren Kram weiterarbeiten ließe.«
»Die Kurse, die sie besuchen«, fuhr der Direktor fort, bevor irgendjemand mit sozialem Pflichtgefühl dazwischenfunken konnte, »sind mit Ausnahme einer Stunde, einer Pflichtstunde Allgemeinbildung, berufsorientiert. Die Schwierigkeit mit der Allgemeinbildung ist nun, daß niemand weiß, was sie eigentlich bedeutet.«
»Allgemeinbildung heißt«, sagte Mrs. Chatterway, die sich darauf was zugute hielt, eine Fürsprecherin fortschrittlicher Erziehung zu sein, als die sie einen echten Beitrag zur Hebung des Analphabetentums in mehreren früher ausgezeichneten Volksschulen geleistet hatte, »sozial benachteiligten Jugendlichen eine solide Grunderziehung in Vorurteilslosigkeit und kulturellen Themen angedeihen zu lassen .. .«
»Allgemeinbildung heißt, ihnen Lesen und Schreiben beizubringen«, sagte ein Firmenchef. »Es ist sinnlos, Arbeiter zu beschäftigen, die keine Anweisungen lesen können.«
»Sie bedeutet alles, was man sich darunter vorstellen möchte«, sagte der Direktor eilig. »Wenn Sie nun vor dem Problem stehen, Lehrer finden zu müssen, die bereit sind, ihr Leben damit zu verbringen, vor Klassen voller Gasinstallateure, Gipser oder Drucker zu treten, die absolut nicht einsehen, warum sie überhaupt da sind, und für einen §toff zu interessieren, der genau genommen gar nicht existiert, dann können Sie es sich nicht leisten, wählerisch zu sein mit den Kollegen, die Sie anstellen. Das ist die Crux bei dem Problem.«
Der Ausschuß sah ihn unsicher an.
»Habe ich daraus zu entnehmen, daß Sie sagen wollen, Lehrer der Allgemeinbildung seien keine engagierten und wirklich schöpferischen Menschen mit einem tiefen Gefühl für ihre Berufung?« fragte Mrs. Chatterway angriffslustig.
»Nein«, sagte der Direktor, »das will ich damit absolut nicht sagen. Ich versuche lediglich die Feststellung zu machen, daß Allgemeinbildungslehrer nicht wie andere Lehrer sind. Entweder sie sind von Anfang an sonderbar oder sie werden's mit der Zeit. Das liegt in der Natur ihrer Tätigkeit.«
»Aber sie sind alle äußerst befähigt«, sagte Mrs. Chatter-way, »sie haben doch alle das Staatsexamen.«
»Richtig. Wie Sie ganz richtig sagen, haben alle den Hochschulabschluß. Sie sind durchweg ausgebildete Lehrer, aber die Nervenanspannung, der sie ausgesetzt sind, hinterläßt ihre Spuren. Lassen Sie es mich so erklären: Wenn Sie einen Herzverpflanzungschirurgen anstellten und ihn bäten, sein Leben damit zu verbringen, Hundeschwänze zu kupieren, würden Sie kaum erwarten, daß er nach zehn Jahren Arbeit unversehrt herauskommt. Der Vergleich stimmt genau, glauben Sie mir, genau.«
»Also, dazu kann ich nur sagen«, wandte der Bauunternehmer ein, »daß schließlich nicht alle Lehrer der Allgemeinbildung dazu getrieben werden, ihre ermordeten Ehefrauen in Pfeilerschächten zu beerdigen.«
»Und ich kann dazu nur sagen«, entgegnete der Direktor, »daß ich außerordentlich
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