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Puppenmord

Titel: Puppenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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offen gestanden schwer zu glauben, daß das so notwendig war. Ein Mann, der der Polizei aus völlig freien Stücken so ein Geständnis machen kann, ist zweifellos wahnsinnig.«
    »Aber es ist nicht wahr«, sagte Wilt, »es ist alles reine Erfindung.«
    »Mit einer solchen Fülle an dermaßen ekligen Einzelheiten ? Ich muß sagen, es fällt mir schwer, das zu glauben. Die Geschichte mit den Hüften und Schenkeln ... da dreht sich mir ja der Magen um.«
    »Aber das hab ich aus der Bibel«, sagte Wilt, »und außerdem mußte ich so blutrünstige Stellen reinbringen, sonst hätten die mir nie geglaubt. Da zum Beispiel, wo ich sage, ich zersägte ihre ... » »Mr. Wilt, um Gottes Willen . . .«
    »Na ja, ich kann nur sagen, Sie haben nie Fleisch Eins unterrichtet. Ich hab das alles von denen, und wenn man die mal unterrichtet hat, kann einen das Leben kaum noch überraschen.«
    Mr. Gosdyke sah ihn hochnäsig an. »Ach nein? Na, ich denke, da kann ich Sie eines besseren belehren«, sagte er steif. »Im Hinblick auf dieses Geständnis, daß Sie entgegen meinem dringenden Rat gemacht haben, und aufgrund meiner festen Überzeugung, daß jedes Wort darin wahr ist, bin ich nicht mehr bereit, Sie zu vertreten.« Er sammelte seine Papiere ein und stand auf. »Sie müssen sich leider jemand anderen suchen.«
    »Aber Mr. Gosdyke, Sie glauben doch nicht etwa wirklich diesen ganzen Schwachsinn, ich hätte Eva in eine Leberpastete verwurstet, oder?« fragte Wilt.
    »Glauben? Ein Mann, der sich so etwas Abscheuliches ausdenken kann, ist zu allem fähig. Doch, ich glaube es, und leider leider glaubt's die Polizei auch. In diesem Augenblick kämmt sie alle Läden, Kneipen, Supermärkte und Mülltonnen der ganzen Grafschaft nach Leberpasteten durch.«
    »Und wenn sie welche finden, haben sie auch nichts davon.«
    »Vielleicht interessiert es Sie auch, daß man fünftausend Dosen »Da lacht der Hund«, die gleiche Menge »Da schnurrt die Muschi«, beschlagnahmt und damit begonnen hat, eine Vierteltonne von »Sweetbreads allerbestem Aufschnitt« zu zerlegen. Irgendwo in diesem lächerlichen bißchen Fleisch müssen sie ja eine Spur von Mrs. Wilt finden, nicht zu vergessen Dr. Pringsheim und Frau.«
    »Na, dazu kann ich ihnen bloß Glück wünschen«, sagte Wilt.
    »Das tu ich ebenfalls«, sagte Mr. Gosdyke angeekelt und verließ den Raum. Wilt seufzte. Wenn doch nur Eva endlich auftauchte. Zum Teufel, wo steckte sie denn bloß?
    Im Polizeilabor wurde Inspektor Flint langsam ungeduldig. »Können Sie die Sache nicht ein bißchen auf Trab bringen?« fragte er.
    Der Leiter der Abteilung Gerichtsmedizin schüttelte den Kopf. »Es ist, als suchte man eine Stecknadel in einem Heuhaufen«, sagte er und warf einen vielsagenden Blick auf einen neuen Schub Würste, der gerade reingeschafft worden war.
    »Bisher keine Spur. Das kann Wochen dauern.«
    »Ich hab nicht Wochen Zeit«, sagte der Inspektor, »am Montag ist er fällig fürs Gericht.«
    »Nur zum Haftprüfungstermin, und auf jeden Fall haben Sie ja sein Geständnis.« Aber da hatte Inspektor Flint so seine Zweifel. Er hatte sich das Geständnis genau angesehen und eine Reihe von Widersprüchen darin entdeckt, die die Müdigkeit, der Ekel und das überwältigende Bedürfnis, diesen gräßlichen Bericht endlich hinter sich zu bringen, ehe er sich übergeben müsse, bisher vor ihm verborgen hatte. Zum einen sah Wilts hingekritzelte Unterschrift verdächtig nach Little Nemo aus, wenn man sie sich näher betrachtete, und dann stand daneben QNED, von dem Flint die schlaue Idee hatte, das es Quod Non Erat Demonstrandum hieße, und auf jeden Fall wurde ihm darin nach seinem Polizistengeschmack zu oft auf Bullen und Schweine angespielt. Schließlich war ihm die Mitteilung, Wilt habe sich extra zwei Leberpasteten zum Mittagessen gewünscht und ausdrücklich Sweetbreads verlangt, als ein dermaßen irrsinniger Kannibalismus erschienen, daß er vielleicht zu dem paßte, was er seinem Geständnis nach getan haben wollte, aber die Sache doch zu weit zu treiben schien. Das Wort »Provokation« kam ihm in den Sinn, und seit der Geschichte mit der Puppe war Flint auf schlechte Öffentlichkeitswirkung ziemlich allergisch. Er las sich die Aussage nochmal durch und konnte nicht schlau daraus werden. Eins war völlig sicher. Will wußte genau, wie die Fabrik von Sweetbreads funktionierte. Das bewies die Fülle an Einzelheiten, die er geliefert hatte. Auf der anderen Seite schien bei näherer Prüfung Mr. Eisweins

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