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Puppenmord

Titel: Puppenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Eiswein.«
    »Ach, wissen Sie, Mr. Eiswein, wenn man in so einer Fabrik mit so einem Namen arbeitet, hat man sich's selber zuzuschreiben.«
    Mr. Eiswein sah ihn giftig an. »Und wenn Sie mir erzählen wollen, letzten Sonntag war hier irgendein verdammter Irrer mit drei Leichen aufgekreuzt und hätte den Tag damit zugebracht, sie mit unseren Maschinen in Gehacktes zu verwandeln, das nach dem Lebensmittelgesetz für den menschlichen Verzehr geeignet sein muß, dann sage ich Ihnen, das kann nur dem Kopf eines ... Kopf? Was hat er denn mit den Köpfen gemacht? Sagen Sie mir das?«
    »Was machen Sie denn mit den Köpfen, Mr. Eiswein?« fragte der Inspektor.
    »Das kommt drauf an. Die einen kommen mit den Därmen in die Kübel für das Tierfutter . . .«
    »Genau. Das hat Wilt mit ihnen auch gemacht, hat er gesagt. Und Sie heben sie im Kühlraum Nr. 2 auf. Hab ich recht?«
    Mr. Eiswein nickte verwirrt. »Ja«, sagte er, »das stimmt.«
    Er zögerte und starrte den Inspektor an. »Aber es ist ein Riesenunterschied zwischen einem Schweinekopf und einem .. .«
    »Natürlich«, sagte der Inspektor schnell, »und Sie nehmen gewiß an, da hätte doch jemand den Unterschied bemerken müssen.«
    »Natürlich.«
    »Ich habe nun von Mr. Wilt erfahren, Sie hätten einen außerordentlich leistungsfähigen Fleischwolf . . .«
    »Nein!« schrie Mr. Eiswein verzweifelt. »Nein, das glaube ich nicht. Das ist nicht möglich. Das ist. .. «
    »Wollen Sie damit sagen, er hätte unmöglich ... «
    »Nein. Ich will nur sagen, das hätte er nicht tun sollen. Das ist ungeheuerlich. Es ist grauenhaft.«
    »Natürlich ist es grauenhaft«, sagte der Inspektor, »aber es bleibt bei der Tatsache, daß er diese Maschine benutzt hat.«
    »Aber wir halten unsere Maschinen peinlich sauber.«
    »Das sagt Wilt auch. In diesem Punkt war er ganz pingelig. Er sagt, er hätte hinterher gründlich sauber gemacht.«
    »Das muß er auch«, sagte Mr. Eiswein. »Am Montagmorgen war nichts schmutzig und alles an Ort und Stelle. Sie haben ja gehört, was der Vorarbeiter gesagt hat.«
    »Und ich habe auch gehört, was dieser Saukerl Wilt gesagt hat, nämlich, daß er sich eine Liste gemacht hat, wo alles stand, bevor er es benutzte, so daß er's genau wieder dorthin zurücklegen konnte, wo er es hergenommen hatte. Er hat einfach an alles gedacht.«
    »Und was ist mit unserem guten Ruf in puncto Hygiene? Daran hat er wohl nicht gedacht, gell? Fünfundzwanzig Jahre sind wir für die vortreffliche Qualität unserer Produkte bekannt, und jetzt muß das passieren. Wir hatten die führende Stellung in der . . .« Mr. Eiswein verstummte plötzlich und sank in einen Sessel.
    »Tja, also«, sagte der Inspektor, »was ich wissen muß, ist, an wen Sie liefern. Wir werden jede Leberpastete und jede Wurst beschlagnahmen...» »Beschlagnahmen? Die können Sie nicht beschlagnahmen«, schrie Mr. Eiswein, »die sind alle weg.«
    »Weg? Was meinen Sie damit, sie sind weg?«
    »Was ich sage, sie sind weg. Sie sind mittlerweile gegessen oder den Weg allen Fleisches gegangen . . .«
    »Den Weg allen Fleisches? Sie wollen mir doch wohl nicht erzählen, daß keine mehr übrig sind. Es ist doch erst fünf Tage her, daß sie rausgegangen sind.«
    Mr. Eiswein richtete sich auf. »Inspektor, wir sind eine altmodische Firma und benutzen altbewährte Verfahren, und eine Sweetbreads-Leberpastete ist eine unverfälschte Leberpastete. Keine von Ihren Ersatzpasteten mit diesen Verhütungsmitteln, die . . .«
    Jetzt war Inspektor Flint an der Reihe, in einen Sessel zu sinken. »Hab ich das so zu verstehen, daß Ihre Scheiß-Pasteten sich nicht halten?« fragte er.
    Mr. Eiswein nickte. »Sie sind zum sofortigen Verbrauch bestimmt«, sagte er stolz. »Heute hier, morgen fort. Das ist unser Motto. Sie haben selbstverständlich unsere Anzeigen gesehen.«
    Hatte Inspektor Flint nicht.
    »Die Pastete von heute mit der Würze von einst, die altbewährte Pastete mit der Hausfrauenfüllung.«
    »Das können Sie ruhig nochmal sagen«, sagte Inspektor Flint.
    Mr. Gosdyke sah Wilt zweifelnd an und schüttelte den Kopf. »Sie hätten auf mich hören sollen«, sagte er, »ich hatte Ihnen geraten, nicht zu sprechen.«
    »Ich mußte irgendwas sagen«, sagte Wilt. »Sie wollten mich nicht schlafen lassen und stellten mir immerfort dieselben blöden Fragen. Sie haben keine Ahnung, was das für 'ne Wirkung hat. Es macht einen meschugge.«
    »Angesichts des Geständnisses, das Sie abgelegt haben, Mr. Wilt, fällt es mir

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