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Puppenrache

Puppenrache

Titel: Puppenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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kaltmachen. Keine weiteren Fehler mehr, Troy!
    »Tja, tut mir leid.« Sie wollte sich gerade schon wieder bücken, um weitere Plastiktüten hervorzuholen, als sie plötzlich innehielt und ihn aufmerksam musterte. »Kann es sein, dass ich Sie schon mal gesehen hab? Sie kommen mir irgendwie bekannt vor…«
    Verdammte Scheiße, dachte er. Und verdammt Scheiße für dich, Schlampe. Er suchte noch nach einer Antwort, als die Schlitzaugentussi die Schultern zuckte.
    »Na ja, hier kommen jeden Tag so viele Leute vorbei – man kann sich nicht alle Gesichter merken, was!«
    Die war ja dümmer, als er gedacht hatte! Erleichtert setzte er ein Lächeln auf, gab ein »Na, dann werde ich’s mal bei Sara zu Hause versuchen« von sich, hob die Hand und ging dann schnellen Schrittes zum Ausgang.
    Mann, das war echt knapp gewesen!
    Schlecht gelaunt verließ er den Supermarkt. Er durfte keine Fehler mehr machen. Wenn er zu viel riskierte, kassierten die Bullen ihn wieder ein, ohne dass er vorher mit seiner Puppe hatte spielen können.
    Er steckte die Hände in die Taschen und ging nachdenklich die Straße vor dem Supermarkt bis zu seinem geparkten Auto hinunter. Er musste in ihre Wohnung. Vielleicht war sie ja statt in der Arbeit woanders gewesen und längst wieder zu Hause. Lag auf dem Bett, stopfte sich mit Chips voll und sah fern. Er hoffte bloß, dass dieses Surfer-Weichei nicht auch da war. Dass die beiden nicht blaumachten und sich einen freien Tag gönnten.
    Verärgert kickte er eine Plastikflasche beiseite, die vor ihm auf der Straße lag. Nein, das wäre gar nicht gut.
    Hinter der Scheibe flog die immer gleiche Landschaft vorbei. Stunde um Stunde. Flaches, trockenes Land. Endlos. So wie ihre Flucht.
    Sie seufzte. Ein Schleier legte sich über ihre Sicht und ihre Augenlider wurden schwerer. Dreißigtausend Menschen verschwinden jedes Jahr in Australien, hatte sie mal irgendwo gelesen. Manche tauchten nach Jahren wieder auf, irgendwo, aber die meisten blieben verschwunden.
    Warum soll mir das nicht gelingen?, fragte sie sich.
    In der Ferne lief ein Emu mit dem Bus um die Wette, sie konnte deutlich seinen langen Hals und den wippenden Federkörper erkennen. Das Land war zwar ein Kontinent. Aber trotzdem war es eine Insel. Umgeben von Ozeanen, dem Reich von Haien, giftigen Quallen und tödlichen Strömungen. Und im Herzen war die trockene, lebensfeindliche Wüste.
    Ich bin genauso wie dieses Land, dachte sie.
    Der jüngere Typ, der sich kurz vor der Abfahrt noch neben sie gesetzt hatte, schnarchte. Irgendwie beruhigte sie das. Auch wenn Stephen schnarchend neben ihr lag, hatte sie sich sicher gefühlt.
    Sie machte die Augen zu.
    Wie hatte er sich auf den freien Nachmittag mit ihr gefreut. Jetzt war es halb vier und seine Welt war zusammengebrochen. Stephen lehnte die Stirn an die Fensterscheibe und starrte hinunter auf die Straße. Was war schiefgelaufen? Was hatte er übersehen?
    »Ach, Frauen…!«, hörte er Vans Stimme und erinnerte sich an seine Anwesenheit. Van war sofort hergekommen, als Stephen ihn angerufen hatte. Auf ihn war Verlass.
    »He, Alter, die hat dir was vorgemacht«, redete Van weiter und fuhr sich schon wieder durch seine roten, kurzen Haare, »die hat dich zum Affen gemacht. Wer weiß, vielleicht ist sie ’ne Irre, ein Freak! Vielleicht hat sie sich irgendwelches Zeug reingepfiffen und du hast’s nicht gemerkt.«
    Stephen drehte sich um. »Ich bin doch nicht blind! Das hätt ich gemerkt!«
    Van zuckte die Schultern und machte den Kühlschrank auf. »Mann, hast aber nicht gerade einen großen Vorrat. Willst du auch eins?«
    Stephen schüttelte den Kopf. Sie hat sogar noch das Bett gemacht, dachte er, während er das zerknüllte Stück Papier, das er in der Hand hielt, auf dem Küchentisch glattstrich.
    Sorry. Aber ich kann nicht bei dir bleiben. Sara
    Wie oft hatte er in der vergangenen Stunde den Satz schon gelesen? Sie hatte ihn auf einen Notizzettel geschrieben, als würde sie ihm nur mitteilen wollen: Heute Abend komme ich später oder Essen steht im Kühlschrank .
    Sorry. Aber ich kann nicht bei dir bleiben. Es waren nur diese paar Worte. Nicht mehr. Und doch hatte sie damit seine Welt zum Einstürzen gebracht.
    »Jetzt leg mal diesen Wisch hin!« Van riss ihm den Zettel aus der Hand und klatschte ihn auf die Küchentheke. »Und hör mir zu: Das sind alles Scheißbräute. Hey, vergiss die Schlampe einfach!«
    »Red nicht so über Sara!«, fuhr er seinen Freund an.
    »Sorry, bin manchmal bisschen

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