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Puppenrache

Puppenrache

Titel: Puppenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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sagst du da? Du hast ihn gesehen?« Die Stille, die folgte, machte Sara nervös. Sie hatte das Gefühl, als würde sie in ein bodenloses Loch fallen. »Er kann es nicht gewesen sein, Sara!«, versuchte Nate, sie zu beruhigen, doch sie konnte hören, dass seine Stimme angespannt klang. »Das ist nahezu… das ist gänzlich unmöglich!«
    »Er war aber da! In der Bar! Gestern!«
    »Sara, langsam. Solche Zufälle gibt es nicht.«
    »Es war ja auch kein Zufall!«, schrie sie ins Telefon und spürte, wie die Panik ihren Körper zu überrollen drohte. »Er hat mich aufgespürt!« Sie bemerkte, dass die Leute an den Nebentischen zu ihr herübersahen. Sie erhob sich, nahm ihre Reisetasche mit und stellte sich ein wenig abseits an die Hausmauer.
    Als keine Antwort kam, sagte sie: »Nate?«
    »Ja, ich bin noch dran.«
    »Er hat irgendwie herausgekriegt, wo er mich finden kann.« Saras Puls hatte sich wieder ein bisschen beruhigt. Trotzdem spürte sie, wie ihr Herz hart gegen ihren Brustkorb schlug.
    »Das ist nicht möglich. Außerdem weißt du doch gar nicht, wie er aussieht. Er hat sich in den drei Jahren im Gefängnis ziemlich verändert – ich habe die Fahndungsfotos gesehen. Er ist jetzt fünfundzwanzig und du bist auch nicht mehr fünfzehn.«
    »Ich würde ihn auch nach zehn Jahren Arbeitslager wiedererkennen«, sagte sie bitter. Dieses Gesicht würde niemals in ihrer Erinnerung gelöscht. Niemals. Es hatte sich eingegraben, ganz, ganz tief. »Warum arbeitet eigentlich Dave nicht mehr bei euch? Wo ist er?«
    »Das kann ich nicht sagen.« Seine Stimme klang auf einmal sehr nüchtern.
    »Warum?« Plötzlich kam ihr ein schrecklicher Gedanke. War er gefeuert worden, weil er vielleicht nicht ehrlich gewesen war? Weil er Informationen verkauft hatte? Irgendjemand musste ihm schließlich gesagt haben, wo sie zu finden war…
    »Sara, ich kümmere mich jetzt um dich. Wo bist du gerade?«
    »Ich fahre weg.«
    »Wohin?«
    Konnte sie Nate denn vertrauen?
    »Wohin, Sara?«
    Wenn sie ihm nicht vertrauen konnte – wem dann? Sie holte tief Luft. »Nach… nach… Perth«, sagte sie schließlich zögernd und schaute sich dabei wieder um, ob sie auch niemand belauschte.
    »Perth? So weit? Bleib in Sydney, ich kann jemanden schicken.«
    »Nein, ich… ich will… ich muss weg. Ich hab schon die Fahrkarte…«
    »Warte, dann steig wenigstens in Melbourne aus, bis dahin kann ich jemanden organisieren, der dich dort abholt.«
    Ihr Finger schwebte über der roten Auflegetaste. Warum hatte sie ihn überhaupt angerufen?
    »Sara?«, kam es aus dem Telefon, »alles in Ordnung? Hast du verstanden? Mit welchem Bus fährst du?«
    »McCaffertys«, sagte sie mechanisch. Das war alles ganz anders geplant gewesen. »Er fährt gleich los«, fügte sie hinzu.
    »Lass das Handy an, Sara, ich melde mich.«
    »Ja.«
    Sie steckte das Telefon in ihre Jacke. Unsicher schaute sie sich auf dem Vorplatz um. Nur noch ein paar Minuten, dann war sie in Sicherheit, versuchte sie, sich zu beruhigen. Nate würde jemanden nach Melbourne schicken. Und der würde sie in eine sichere Wohnung bringen und sie würde so lange dortbleiben, bis sie ihn gefasst hätten. Danach würde sie irgendwo neu anfangen. Wieder einmal…
    Ein Gedanke schoss Sara durch den Kopf – vielleicht konnte sie ja sogar nach Sydney zurückgehen. Doch im gleichen Moment, als sie dies dachte, schüttelte sie über sich selbst den Kopf. Sie konnte nicht zu Stephen zurück. Nie wieder.
    Sie spürte diese Erkenntnis wie einen Messerstich.
    Stephen… Wie sollte sie ihm das alles erklären? Dann müsste sie ihm auch sagen, dass sie ihn seit über einem Jahr angelogen hatte. Dass sie nie die war, die er zu kennen geglaubt hatte. Nie im Leben würde er verstehen, weshalb sie sich ihm nicht anvertraut hatte.
    Sie erinnerte sich an einen Samstagnachmittag mit ihm. Sie kannten sich fast einen Monat. Sie waren ein Stück aus der Stadt herausgefahren und hatten in den Blue Mountains mit einem wunderschönen Ausblick aufs Meer ein Picknick gemacht.
    An diesem Tag hatte sie sich unglaublich glücklich gefühlt. Und einen kurzen Augenblick lang hatte sie daran gedacht, dass sie ihm die Wahrheit sagen könnte. Und wie sie so schweigend nebeneinander auf der Picknickdecke saßen, da hatte sie all ihren Mut gesammelt. Sie wusste, sie würde gleich diese Stimmung zwischen ihnen zerstören, aber er würde es verstehen und dann, dann könnte vielleicht alles, alles gut werden. Sie holte schon Atem – und in dem

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