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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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festhielt.
    Rebus ging - inzwischen wieder halbwegs nüchtern - die Treppe hinunter, zog die Eingangstür hinter sich zu und verzichtete darauf, noch einmal zu dem Fenster im ersten Stock hinaufzublicken. Die Straßen lagen verlassen da. Es hatte geregnet, und auf dem Pflaster stand an manchen Stellen noch Wasser, in dem sich die Straßenlaternen spiegelten. Als Rebus jetzt wieder den Hang hinaufstieg, war außer seinen Schritten weit und breit nichts zu hören: Queen Street, George Street, Princes Street und dann North Bridge. Unterwegs sah er Kneipenbesucher, die nach einem Taxi oder abhanden gekommenen Freunden Ausschau hielten. An der Kirche Tron Kirk bog er schließlich nach links in die Canongate. Am Randstein stand ein Streifenwagen, in dem zwei Zivilbeamte hockten, der eine war wach, der andere schlief. Die beiden Polizisten arbeiteten auf dem Revier am Gayfield Square und hatten entweder reichlich Pech gehabt, oder aber sie erfreuten sich der uneingeschränkten Abneigung ihres Vorgesetzten: Anders ließ sich eine derart undankbare Nachtschicht kaum erklären. In den Augen des Beamten, der sich mühsam wach hielt, war Rebus nur ein zufälliger Passant. Der Mann las in einer Zeitung, die er so positioniert hatte, dass sie vom Licht einer Straßenlaterne notdürftig beleuchtet wurde. Als Rebus auf das Dach des Steifenwagens klopfte, flog die Zeitung durch die Luft und landete auf dem Kopf des schlafenden Beamten, der wie von der Tarantel gestochen auffuhr und nach den Blättern griff.
    Dann ging auf der Beifahrerseite das Fenster herunter, und Rebus beugte sich herab. »Der Einuhrweckdienst, meine Herren.«
    »Ich hätte mir fast in die Hose gemacht«, sagte der Beamte auf dem Beifahrersitz und klaubte seine Zeitung zusammen. Der Mann hieß Pat Connolly und hatte während der ersten Dienstjahre vor allem damit zu tun gehabt, sich gegen den Beinamen »Paddy« zur Wehr zu setzen. Sein Kollege war Tommy Daniels, der wie mit allen Dingen mit seinem Spitznamen - Ferne - keine Probleme zu haben schien. Von Tommy zu Tom -Tom zu Trommeln aus der Ferne zu Ferne - so war es zu dem Spitznamen gekommen, der allerdings auch viel über den Charakter des jungen Mannes verriet. Er verdrehte bloß die Augen, als er begriff, dass es Rebus war, der ihn so unsanft aus dem Schlaf gerissen hatte.
    »Wenigstens einen Kaffee hätten Sie uns mitbringen können«, maulte Connolly.
    »Ja, hätte ich«, sagte Rebus. »Oder vielleicht ein Lexikon?«
    Er blickte auf das Kreuzworträtsel in der Zeitung. Höchstens ein Drittel der Felder war ausgefüllt, während das Papier neben dem Gitter mit Buchstabensalat vollgekritzelt war. »Ruhige Nacht?«
    »Nur ein paar Ausländer, die nach dem Weg fragen«, sagte Connolly. Rebus lächelte und blickte nach links und rechts die Straße hinunter: Ja, dieser Teil von Edinburgh gehörte fast ausschließlich den Touristen: ein Stück weiter an der Ampel ein Hotel, gegenüber ein Laden für Strickwaren. Ausgefallene Geschenke, Shortbread und Whiskykaraffen. Nur knapp fünfzig Meter weiter ein Kiltschneider. John Knox' Haus, das schief an den Nachbarhäusern lehnte und düster halb im Schatten lag. Früher einmal hatte es in Edinburgh nur die Altstadt gegeben: ein schmaler Grat, der sich von der Burg zum Holyrood-Palast hinzog, während seitlich wie krumme Rippen steil abfallende Gassen abzweigten. Als die Bevölkerung immer mehr zunahm und die sanitären Verhältnisse unerträglich wurden, hatte man die Neustadt mit ihrer georgianischen Eleganz ganz bewusst so angelegt, dass sich die Altstadt und jene Bürger, die sich einen Umzug nicht leisten konnten, brüskiert fühlen mussten. Rebus fand es interessant, dass Philippa Balfour in der Neustadt wohnte, während David Costello sich für das Herz der Altstadt entschieden hatte.
    »Ist er zu Hause?«, fragte er.
    »Wären wir sonst hier?« Connolly blickte Ferne an, der gerade aus eine Thermoskanne Tomatensuppe in einen Becher goss, skeptisch daran schnupperte und dann rasch einen Schluck nahm. »Möglich, dass Sie genau der Mann sind, auf den wir die ganze Zeit gewartet haben.«
    Rebus sah ihn an. »Ach, tatsächlich?«
    »Um einen Streit zu schlichten. Deacon Blue, Wages Day: War das das erste oder das zweite Album der Gruppe?«
    Rebus lächelte. »Muss echt 'ne verdammt ruhige Nacht gewesen sein.« Dann nach einigen Sekunden Bedenkzeit: »Das zweite.«
    »Dann schuldest du mir zehn Piepen«, sagte Connolly zu seinem Kollegen Ferne.
    »Eine Frage«, sagte

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